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erstellt von Martin Schlu Stand:12. 9. 2004
Bettina Brentano / von Arnim - Briefe
Aus Bettina von Arnims "Dies Buch gehört
dem König"
Die Frankfurterin Bettina Brentano, die in das alte
märkische Geschlecht derer von Arnim
eingeheiratet hatte, klagte 1844 in zwei
Büchlein, die sie provokant dem König
widmete, die Lage der Armen Berlins an:
"Überall, wenn man durch die Straßen
und die Höfe geht, hört man den Webstuhl
rasseln. Gerade diese Gewerke haben aber sehr
verloren. Die, welche anfangs für ihre eigene
Rechnung arbeiten, sind allmählich durch die
Anlage der Fabrik in den Sold der Fabrikherren
geraten, da sie den Preis nicht mehr so wohlfeil
stellen konnten als jene. Die Rivalisation der
Fabriken untereinander und nach Abschluß des
Zollverbandes die Concurrenz des Auslandes,
besonders Sachsens, drückte den Arbeitslohn
immer tiefer herab. Dann fing man an, die Fabriken
aus der Hauptstadt in die Provinzialstädte zu
verlegen, ohne dort die Arbeiter mitzunehmen. Dies
alles und andere hat dazu beigetragen, daß in
einem Zeitraume von zwanzig Jahren der Lohn der
Stuhlarbeiter wohl um zwei Dritteile gesunken ist,
so daß ein Weber mit Frau und Kind, vom
frühen Morgen bis zum späten Abend
arbeitend, 6, höchstens 8 Sgr. verdient. Und
glücklich ist, wenn er überhaupt nur
Arbeit findet."
Quelle: Wilfried Gottschalch, "Arbeiterleben", in:
Jochen Boberg, Tilman Fichter, Eckhart Gillen
[Hrsg.], Exerzierfeld der Moderne.
Industriekultur in Berlin im 19. Jahrhundert,
München 1984, S. 245
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