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Kulturgeschichte - 19. Jahrhundert


   
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zusammengestellt von Martin Schlu, August 2004

Spätes 19. Jh. und Fin de siecle Alma Mahler

Alma Mahler und Oskar Kokoschka 1912 - 1915

s. auch Walter Gropius und Gustav Mahler

1912

Oskar Kokoschka trifft Alma Mahler bei ihrem Stiefvater Carl Moll am 12. April 1912 (der Tag, an dem die Titanic untergeht). Nach dem Abendessen spielt Alma Kokoschka den "Liebestod" aus "Tristan und Isolde" auf dem Klavier vor und er ist ganz hingerissen von ihr. Drei Tage später bekommt sie von ihm den ersten Liebesbrief (von ca 400). Sehr schnell ist klar, daß Kokoschka der Meinung ist, Alma gehöre nur ihm und er wird extrem eifersüchtig, wenn er den Verdacht hat, es sei ein anderer Mann in der Nähe. Gleichzeitig entwickelt er offenbar sadomasochistische Neigungen, denen Alma wohl etwas verwirrt gegenübersteht. Im Sommer 1912 kommt es zur ersten Krise, da Kokoschka die Beziehung zu Alma gegenüber seiner Mutter immer rechtfertigen muß, von Alma aber oft vorgehalten bekommt, er sei zu "unmännlich" < Alma meint wohl "nachgiebig">.

Kokoschka plant ohne Wissen Almas die Hochzeit, besorgt die nötigen Dokumente und Alma ist sich unschlüssig, was sie davon halten soll. Die Hochzeit kommt jedenfalls nicht zustande. Im September 1912 ist Alma von Kokoschka schwanger und läßt Mitte Oktober das Kind abtreiben - eine Handlung, die Kokoschka ihr nie verziehen hat. Noch Monate und Jahre später verarbeitet er die Abtreibung in blutigen und grausigen Bildern. Im Dezember 1912 spricht er erneut vom Heiraten und holt sich bei Carl Moll schon die Zustimmung (dabein ist Alma längst volljährig und war immerhin bis 1911 mit Gustav Mahler verheiratetet. Gleichzeitg malt er an einem Doppelbildnis, das Alma und ihn als Paar zeigt.

1913

Als Walter Gropius dieses Bild im Frühjahr 1913 auf der 26. Ausstellung der Berliner Secession zeigt, ist er tief getroffen, weil Alma ihm gegenüber nie eine Andeutung gemacht hat, daß die Beziehung zu ihm beendet sei. Mitte Juli 1913 schreibt sie ihm, sie würde Kokoschka vielleicht heiraten - die Reaktion von Gropius darauf ist nicht bekannt.

Im Sommer und Herbst läßt Alma auf dem von Gustav Mahler 1910 gekauften Grundstück ein Haus errichten, dessen Kernstück ein überdimensionaler Kamin ist. Dieser wird von Kokoschka mit Fresken bemalt, die Alma und ihn zeigen. Die Spannungen zwischen Kokoschka und Alma steigen, immer öfter flüchtet Alma in andere Orte, Kokoschka fährt gewöhnlich hinterher und versucht sie zu kontrollieren.

1914

Im Frühjahr nehmen die Spannungen zwischen Alma und Kokoschka wieder zu, im Mai kommt es zwischen Alma und Walter Gropius wieder zu Briefkontakten. Im August bricht der Erste Weltkrieg aus - zu diesem Zeitpunkt schreibt Alma in ihr Tagebuch:

"Mit Oskar möchte ich abrechnen. Er taugt nicht mehr in mein Leben. Er reißt mich zurück ins Triebhafte. Ich kann damit nichts mehr anfangen. Und so lieb und hilflos dieses große Kind ist, so unverlässlich und verräterisch ist er als Mann. Ich muß ihn aus meinem Herzen reißen! Der Pfahl steckt tief im Fleisch. Ich weiß, daß ich durch ihn krank bin - seit Jahren krank - und konnte mich nicht losreißen. Jetzt ist der Moment da. Weg mit ihm!"
(Tagebuchaufzeichnung Alma Mahler-Werfels v. August1914, zit nach Hilmes, S.149)

Kokoschka ist von Alma so oft "Feigling" genannt worden, daß er sich im Dezember freiwillig zum Militär meldet. Weil er sich aussuchen kann, wohin er will, meldet er sich zu den Dragonern und um das dazu nötige Pferd zu bezahlen, wird die "Windsbraut" verkauft. An Silvester 1914 /1915 scheint es zu einer Art Versöhnung gekommen zu sein. Irgendwann, 1914, muß Kokoschka eine Lithographie für das Titelbild der "Vier Lieder" von "Alma Maria Schindler-Mahler" angefertigt haben.

1915

Im Februar 1915 kommt es wieder zu einer Verstimmung zwische Kokoschka und Alma, weil Alma mittlerweile wieder Kontakt zu Gropius aufgenbommen hat, ihm dies aber nicht erzählt und ihn einfach schlechter behandelt als sonst. Kokoschka meldet sich im April zu einem Fronteinsatz. Alma heiratet am 18. Mai Walter Gropius (der ebenfalls bei einem Husarenregiment im Feld steht und für die Hochzeit Heimaturlaub bekommen hat) und versucht Kokoschka zu vergessen.

Als Kokoschka am 29. August in der Ukraine in die Schläfe geschossen wird, ist er zwar lebensgefährlich verwundet, aber nicht tot. Er schafft es durch Bestechung in ein anderes Krankenhaus verlegt zu werden, das wiederum von den Österreichern erobert wird. Alma geht sofort nach der vorgeblichen Todesmeldung Kokoschkas in sein Atelier, zu dem sie die Schlüssel hat, und holt alle Briefe und einige Skizzen heraus. An Gropius schreibt sie danach:

..."es geht mir aber alles nicht nahe. Seine Verwundungen glaube ich nicht recht. Ich glaube diesem Menschen überhaupt nicht mehr..."
(Tagebuchaufzeichnung Alma Mahler-Werfels undatiert, zit nach Hilmes, S.163)

Zeichnungen:
Alma Mahler und Oskar Kokoschka, 1913
Alma Mahler mit Kind und Tod, 1913
Alma Mahler spinnt mit Kokoschkas Gedärmen, 1913
Lithographie für das Titelbild der "Vier Lieder" von "Alma Maria Schindler-Mahler"

Gemälde:
Die Windsbraut, 1914
Doppelbildnis Oskar Kokoschka und Alma Mahler, 1913 (wurde auf der 26. Ausstellung der Berliner Secession gezeigt)

Literatur:
Hilmes, Oliver: Witwe im Wahn. Das Leben der Alma Mahler-Werfel, Siedler-Verlag, München 2004
(hier die Abschnitte S. 132 - 160)