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Gabrieli in
Venedig
von Martin Schlu 2002/2005
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"Auf
der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert erlebte
die Instrumentalmusik in Italien eine ungeahnte
Blütezeit. Mittelpunkt dieser Entwicklung
war Venedig und Mittelpunkt Venedigs die
Basilika von San Marco. Hier wirkten Andrea
Gabrieli und sein Neffe Giovanni als Organisten;
sie schufen zeremonielle Musik von großer
Ausdruckskraft und technischer Meisterschaft.
Beide hatten eine Reihe von Jahren am Hofe
Herzog Albrechts des V. in München
verbracht, dem zu dieser Zeit wichtigsten
musikalischen Zentrum Europas, und dort unter
Anleitung des frankoflämischen Komponisten
Orlando di Lasso die Kunst der Komposition
polyphoner Musik erlernt. Andrea und Giovanni
Gabrieli gelang es, di Lassos technische
Könnerschaft und das Gespür für
ausladende Klanglichkeit mit ihrer eigenen,
»südländischen«
Expressivität zu einer Form von Musik zu
vereinen, die die Fäden der musikalischen
Entwicklung im 16. Jahrhundert
zusammenführte und schon auf die expansiven
und komplexen Formen des Frühbarock
hinweist.
Zwei
Sammlungen Giovanni Gabrielis mit Vokal und
Instrumentalmusik markieren den Höhepunkt
dieser Entwicklung: Die erste wurde 1597 unter
dem Titel Sacrae Symphoniae veröffentlicht.
Die zweite, Canzoni e sonate, erschien 1615,
drei Jahre nach dem Tod des Komponisten. Beide
spiegeln die zeitgenössischen Entwicklungen
und das Wesen der norditalienischen Musik wider
und enthalten einige ihrer schönsten
Beispiele.
Im
besonderen repräsentieren sie das letzte
Wort in Sachen »coro spezzati«. Diese
Kompositionstechnik breitete sich in Italien
während der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts aus und erreichte in den beiden
genannten Werken Giovanni Gabrielis einen
apotheotischen Höhepunkt. Sie verschwand
jedoch wenig später aus dem
kompositorischen Gebrauch - teils, weil die Mode
sich wandelte, teils, weil die großen
Königshäuser Europas (und auch
Venedig) aus finanziellen Gründen gezwungen
waren, ihre musikalischen Aktivitäten
drastisch zu reduzieren.
Quelle:
Begleittext der CD „Gabrieli in Venedig"
(London Brass, TELDEC 4509-90856-2,
London/Hamburg 1994
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Giovanni
Gabrieli ist heute nicht unbedingt in Venedig präsent. Sein Grab findet
man nur, wenn man sich durchfragt, denn in den meisten Reiseführern
steht es nicht. Wenn man die Kirche St. Stefano endlich gefunden hat
(am Campp San Stefano zwischen San Polo und Dorsoduro) muß man, wenn
man zur Tür herein ist, scharf links nach der Grabplatte am Boden
suchen - die Kirchenaufsichten wissen es meistens nicht. In San Marco
selber wird man über Gabrieli nichts finden, doch das Archiv hat
zumindest ein paar Mikrofilme. Am ergiebigsten für die
Musikwissenschaftler ist die Bayrische Staatsbibliothek und die
Nachdrucke der Edition Ricordi aus Mailand von 1932. - Mehr
-
Grabplatte
Giovanni Gabrielis in der Kirche St. Stefano in
Venedig (Stadtteil San Marco, Campo Santo Stefano,
vorne links am Eingang) Foto: Martin Schlu 2008
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