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Kulturgeschichte - Barock

Barock

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Literatur
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Grimmelshausen (1622 - 1676)

 

 

Martin Opitz (1597 - 1639)
Theorie der Dichtung
zusammengestellt von Martin Schlu, ©2006

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Die Verslehre oder Metrik (griechisch-lateinisch metrica) ist die Lehre vom Versmaß oder dem Metrum in der Literatur. Martin Opitz legte 1624 mit der "Poetery" ein Standardwerk vor, das im wesentlichen bis heute Bestand hat. Im Folgenden werden die wichtigen Inhalte zusammengefaßt.
 
Der Grundgedanke ist, daß antike Verse einem Rhythmus folgen, der auch auf deutsche Verse übertragbar ist und an dem man handwerkliches Können und damit dichterische Qualität messen kann.
 
1. Versfuß und Takt
2. Verse und Strophen
3. Alternierende und - nichtalternierende Verse - - Jambus - Trochäus
4. Kadenz und Reim
 
 
 

 

 
1. Versfuß und Takt
"Versfuß" bezeichnet die Abfolge und Anzahl der Betonungen, "Takt" bezeichnet - wie in der Musik" - die Art der Schwerpunktsetzung. Seit dem Mittelalter gibt es die "prolatio duplex", eine binäre (Zweier) Einteilung und die "prolatio triplex", das ternäre Gegenstück. Darüberhinaus gibt es ein "tempus perfectum" , einen Dreiertakt, da die theologische Dreieinigkeit für Vollkommenheit steht (ihr Zeichen ist in alten Notenhandschriften der Kreis), das "tempus imperfectum" hat dagegen nur zwei Einheiten, die Dreieinigkeit stimmt nicht mehr und darum ist das Zeichen der Halbkreis ("alla breve" für Musiker) Seitenanfang
 
Der Versfuß ist die kleinste metrische Einheit, sie entspricht in der Musik einer Notenfolge. Logischerweise lassen sich im Versmaß auch genauso Takte setzen, wie in der Musik, wobei die Silbe/Note nach dem Taktstrich eine Schwerpunkt bekommt, der sich auch in Noten ausdrücken läßt. Die Schwerpunktnote ist die längere (hier eine Viertel), die unbetonte Note (Achtel) entsprechend kürzer: (Abb. 1) - Seitenanfang
 
Im Deutschen (und natürlich auch in anderen Sprachen) läßt sich auch erfolgreich eine aus der Musik entliehene Takt-Einteilung verwenden. Dabei wird vor eine betonte Silbe ein Taktstrich ( | ) gesetzt, so daß jeder Takt mit einer betonten Silbe beginnt: Seitenanfang
 
 
Wenn ein Vers, wie in diesem Beispiel, mit einer unbetonten Silbe beginnt, so ist dies kein vollständiger Takt, sondern man spricht - wie in der Musik - von einem so genannten "Auftakt". Der Auftakt kann durchaus mehr als eine Silbe haben, er hat jedoch immer weniger Silben/Noten als der vollständige Takt und ergänzt sich mit dem Schluß in der Regel zu einee vollständigen Einheit. In der Metrik ist der Takt voll, wenn mindestens eine betonte Silbe und beliebig viele unbetonte Silben vorkommen - in der Musik ist die betonte Silbe die "Eins", die am Anfang des Taktes steht. Für jeden Takt spricht die Metrik von einer "Hebung". Je nach Taktfolge ergeben sich bestimmte Rhythmen. In der Metrik spricht man von Versfüßen, die sich durch die Anzahl der Hebungen unterscheiden, in der Musik von Takt. - Seitenanfang
 
Ein Takt ist die Kombination von schwerer Betonung zu leichter Betonung. Jeder Takt kann auftaktig beginnen, dann ist es ein "Jambus", oder er kann volltaktig beginnen, dann ist es ein "Trochäus".
 
 

 

Ein Jambus beginnt vor dem Schwerpunkt, also auftaktig: (Abb.2) - Seitenanfang
 
Ein Trochäus beginnt mit dem Schwerpunkt, also volltaktig: (Abb.3)
In der Metrik hätte man hier zwei vierhebige (vierfüßige) Zeilenrhythmen ohne Auftakt, weil der Taktschwerpunkt und der Zeilenbeginn zusammenfallen. In der Metrik würde man die Zeilen vierhebig setzen, in der Musik und im Tanz setzt man Achten - aus zwei Zeilen wurde hier jetzt eine. - Seitenanfang
 
Den Dreiertakt nennt man "Daktylus". Wenn man das Wort spricht, hat man schon den Rhythmus. Ein Daktylus entspricht einfach einem Walzer in der Musik: (Abb.4)
 
 
 2. Verse und Strophen - Seitenanfang
Durch die regelmäßige Reihung der Versfüße entsteht ein Vers: Hat er nur eine Hebung, ist es ein Monometer, bei zwei Hebungen spricht man vom Dimeter, drei sind der Trimeter, entsprechend geht es weiter mit Tetrameter (4), Pentameter (5), Hexameter (6), den siebenhebigen Vers gibt es nicht, das Letzte ist der Blankvers, ein jambischer Pentameter.
 
Die Anzahl der Silben in den Takten eines Verses kann sowohl regelmäßig als auch unregelmäßig sein, so dass man dadurch Kriterien zur Unterscheidung der Verse zur Hand hat.
 
Zur Analyse schaut man sich am besten ein paar Gedichte an:
 
z. B. Theodor Fontane:
 
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
ein Birnbaum in seinem Garten stand
und kam die goldene Herbsteszeit
und die Birnen leuchteten weit und breit,
da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
und kam in Pantinen ein Junge daher,
so rief er: "Junge, wiste 'ne Beer?"
Und kam ein Mädel, so rief er: "Lütt Dirn,
kumm man rüwer, ick hebb ne Birn."
( jambischer Tetrameter im Paareim mit fünf Doppelzeilen) - Seitenanfang
 
 
z. B. Droste
Im grün verhangnen duftigen Gemach,
auf weißen Kissen liegt die junge Mutter;
wie brennt die Stirn! sie hebt das Auge schwach
zum Bauer, wo die Nachtigall das Futter
den nackten Jungen reicht: »Mein armes Tier,«
so flüstert sie, »und bist du auch gefangen
gleich mir, wenn draußen Lenz und Sonne prangen,
so hast du deine Kleinen doch bei dir.«
(jambischer Pentameter im Kreuzreim als Doppelquartett) - Seitenanfang
 
 
z.B. Rilke: Sonette an Orpheus, Nr. XI (erste Strophe)
 
Sieh den Himmel. Heißt kein Sternbild >Reiter<?
Denn dies ist uns seltsam eingeprägt:
dieser Stolz aus Erde. Und ein zweiter,
der ihn treibt und hält und den er trägt.
( trochäischer Pentameter im Kreuzreim als Quartett) - Seitenanfang
 
Sonette an Orpheus, Nr. XVII (erste Strophe)
Zu unterst der Alte, verworrn,
all der Erbauten
Wurzel, verborgener Born,
den sie nie schauten.
(jambischer Trimeter im Daktylus, Kreuzreim) - Seitenanfang
 
... undsoweiter und soweiter...
 
 
 
3. Alternierende und nichtalternierende Verse
 
3.1. Alternierende Verse Seitenanfang
Wenn im Vers betonte und unbetonte Silben einander abwechseln, nennt man dies einen "alternierenden Vers". Diese Verse können jambisch oder trochäisch sein.
  
Natürlich kann man den Zauberlehrling auch regelmäßig, also nichtalternierend lesen: hier hätte dann jede Silbe den gleichen Wert und musikalisch wäre es ein "Goethe-Rap" (Abb.5)
 
 
Gemeinerweise kann ein Daktylus aber auch aussehen wie ein Jambus, weil zwei leichte Betonungen eine schwere ergeben können: (Abb.6)
 
- Seitenanfang
 
 
In der Metrik hätte man hier einen vierhebigen Daktylus mit jambischen Auftakt, in der Musik wäre dies ein klassischer Boogie, eine Art Blues, bei dem vier Triolen einen Takt ergeben, jede Dreiereinheit (Daktylus) wäre dann eine Zählzeit.
 
 
3.2 Nichtalternierende Verse Seitenanfang
 
 
4. Kadenz und Reim - Seitenanfang
 
Zum Stöbern:
Adonischer Vers, Alexandriner, Alkmanischer Vers, Anakreonteus, Archilochius minor, Archilochius major, Arte mayor, Arte menor, Asklepiadeus, Bacchius (Bakcheios), Choreus, Choriambus, Daktyloepitrit, Dichoreus, Endecasillabo, Enkomiologos, Epitrit, Galliamb, Glykoneus, Hemiepes, Hendekasyllabus, Hypodochmius, Ithyphallikos, Jambelegos, Kratineion, Meiuros, Oktonar, Parömiakos, Phalaikeios, Pherekrateus, Prosodiakos, Reizianum, Saturnier, Septenar oder Aristophanischer Vers, Sotadeus, Synalöphe, Vagantenzeile - Seitenanfang
 
... wird fortgesetzt ...
 
 
Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Versma%C3%9F
http://www.die-lyrik.de/metrik.htm
 
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