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Martin
Opitz (1597 - 1639)
Theorie der Dichtung
zusammengestellt
von Martin Schlu, ©2006
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-
- Die Verslehre oder Metrik
(griechisch-lateinisch metrica) ist die Lehre vom
Versmaß oder dem Metrum in der Literatur.
Martin Opitz legte 1624 mit der "Poetery"
ein Standardwerk vor, das im wesentlichen bis heute
Bestand hat. Im Folgenden werden die wichtigen Inhalte
zusammengefaßt.
-
- Der Grundgedanke ist, daß
antike Verse einem Rhythmus folgen, der auch auf deutsche
Verse übertragbar ist und an dem man handwerkliches
Können und damit dichterische Qualität messen
kann.
-
- 1. Versfuß und
Takt
- 2. Verse und Strophen
3.
Alternierende und -
nichtalternierende
Verse -
- Jambus
- Trochäus
- 4. Kadenz und
Reim
-
-
-
-
- 1.
Versfuß
und Takt
- "Versfuß" bezeichnet die
Abfolge und Anzahl der Betonungen, "Takt"
bezeichnet - wie in der Musik" - die Art der
Schwerpunktsetzung. Seit dem Mittelalter gibt es die
"prolatio duplex", eine binäre (Zweier) Einteilung
und die "prolatio triplex", das ternäre
Gegenstück. Darüberhinaus gibt es ein "tempus
perfectum" , einen Dreiertakt, da die theologische
Dreieinigkeit für Vollkommenheit steht (ihr Zeichen
ist in alten Notenhandschriften der Kreis), das "tempus
imperfectum" hat dagegen nur zwei Einheiten, die
Dreieinigkeit stimmt nicht mehr und darum ist das Zeichen
der Halbkreis ("alla breve" für Musiker)
Seitenanfang
-
- Der
Versfuß ist die kleinste metrische Einheit,
sie entspricht in der Musik einer Notenfolge.
Logischerweise lassen sich im Versmaß auch genauso
Takte setzen, wie in der Musik, wobei die Silbe/Note nach
dem Taktstrich eine Schwerpunkt bekommt, der sich auch in
Noten ausdrücken läßt. Die
Schwerpunktnote ist die längere (hier eine Viertel),
die unbetonte Note (Achtel) entsprechend kürzer:
(Abb. 1)
- Seitenanfang
-
- Im Deutschen (und natürlich auch
in anderen Sprachen) läßt sich auch
erfolgreich eine aus der Musik entliehene Takt-Einteilung
verwenden. Dabei wird vor eine betonte Silbe ein
Taktstrich ( | ) gesetzt, so daß jeder Takt mit
einer betonten Silbe beginnt: Seitenanfang
-
-
- Wenn ein Vers, wie in diesem
Beispiel, mit einer unbetonten Silbe beginnt, so ist dies
kein vollständiger Takt, sondern man spricht - wie
in der Musik - von einem so genannten "Auftakt".
Der Auftakt kann durchaus mehr als eine Silbe haben, er
hat jedoch immer weniger Silben/Noten als der
vollständige Takt und ergänzt sich mit dem
Schluß in der Regel zu einee vollständigen
Einheit. In der Metrik ist der Takt voll, wenn mindestens
eine betonte Silbe und beliebig viele unbetonte Silben
vorkommen - in der Musik ist die betonte Silbe die
"Eins", die am Anfang des Taktes steht. Für jeden
Takt spricht die Metrik von einer "Hebung". Je
nach Taktfolge ergeben sich bestimmte Rhythmen. In der
Metrik spricht man von Versfüßen, die
sich durch die Anzahl der Hebungen unterscheiden, in der
Musik von Takt. - Seitenanfang
-
- Ein
Takt ist die Kombination von schwerer Betonung zu
leichter Betonung. Jeder Takt kann auftaktig beginnen,
dann ist es ein "Jambus", oder er kann volltaktig
beginnen, dann ist es ein "Trochäus".
-
-
- Ein Jambus beginnt vor dem
Schwerpunkt, also auftaktig:
(Abb.2)
- Seitenanfang
-
- Ein Trochäus beginnt mit
dem Schwerpunkt, also volltaktig:
(Abb.3)
- In der Metrik hätte man hier
zwei vierhebige (vierfüßige)
Zeilenrhythmen ohne Auftakt, weil der Taktschwerpunkt und
der Zeilenbeginn zusammenfallen. In der Metrik würde
man die Zeilen vierhebig setzen, in der Musik und im Tanz
setzt man Achten - aus zwei Zeilen wurde hier jetzt eine.
- Seitenanfang
-
- Den Dreiertakt nennt man
"Daktylus". Wenn man das Wort spricht, hat man
schon den Rhythmus. Ein Daktylus entspricht einfach einem
Walzer in der Musik:
(Abb.4)
-
-
- 2. Verse und
Strophen - Seitenanfang
- Durch die regelmäßige
Reihung der Versfüße entsteht ein Vers: Hat er
nur eine Hebung, ist es ein Monometer, bei zwei
Hebungen spricht man vom Dimeter, drei sind der
Trimeter, entsprechend geht es weiter mit
Tetrameter (4), Pentameter (5),
Hexameter (6), den siebenhebigen Vers gibt es
nicht, das Letzte ist der Blankvers, ein
jambischer Pentameter.
-
- Die Anzahl der Silben in den Takten
eines Verses kann sowohl regelmäßig als auch
unregelmäßig sein, so dass man dadurch
Kriterien zur Unterscheidung der Verse zur Hand
hat.
-
- Zur Analyse schaut man sich am besten
ein paar Gedichte an:
-
- z. B. Theodor
Fontane:
-
- Herr von Ribbeck auf Ribbeck im
Havelland,
- ein Birnbaum in seinem Garten
stand
- und kam die goldene
Herbsteszeit
- und die Birnen leuchteten weit
und breit,
- da stopfte, wenn's Mittag vom
Turme scholl,
- der von Ribbeck sich beide
Taschen voll,
- und kam in Pantinen ein Junge
daher,
- so rief er: "Junge, wiste 'ne
Beer?"
- Und kam ein Mädel, so rief
er: "Lütt Dirn,
- kumm man rüwer, ick hebb
ne Birn."
- ( jambischer Tetrameter im Paareim mit fünf
Doppelzeilen) -
Seitenanfang
-
-
- z. B. Droste
- Im grün verhangnen
duftigen Gemach,
- auf weißen Kissen liegt
die junge Mutter;
- wie brennt die Stirn! sie hebt
das Auge schwach
- zum Bauer, wo die Nachtigall
das Futter
- den nackten Jungen reicht:
»Mein armes Tier,«
- so flüstert sie, »und
bist du auch gefangen
- gleich mir, wenn draußen
Lenz und Sonne prangen,
- so hast du deine Kleinen doch
bei dir.«
- (jambischer Pentameter im Kreuzreim als
Doppelquartett) -
Seitenanfang
-
-
- z.B. Rilke:
Sonette an Orpheus, Nr. XI (erste Strophe)
-
- Sieh den Himmel. Heißt
kein Sternbild >Reiter<?
- Denn dies ist uns seltsam
eingeprägt:
- dieser Stolz aus Erde. Und ein
zweiter,
- der ihn treibt und hält
und den er trägt.
- ( trochäischer Pentameter im Kreuzreim als
Quartett) -
Seitenanfang
-
- Sonette an Orpheus, Nr. XVII (erste
Strophe)
- Zu unterst der Alte,
verworrn,
- all der
Erbauten
- Wurzel, verborgener
Born,
- den sie nie
schauten.
- (jambischer Trimeter im Daktylus, Kreuzreim)
- Seitenanfang
-
- ... undsoweiter und
soweiter...
-
-
-
- 3. Alternierende und
nichtalternierende Verse
-
- 3.1.
Alternierende Verse Seitenanfang
- Wenn im Vers betonte und unbetonte
Silben einander abwechseln, nennt man dies einen
"alternierenden Vers". Diese Verse können
jambisch oder trochäisch sein.
-
- Natürlich kann man den
Zauberlehrling
auch regelmäßig, also nichtalternierend lesen:
hier hätte dann jede Silbe den gleichen Wert und
musikalisch wäre es ein "Goethe-Rap"
(Abb.5)
-
-
- Gemeinerweise kann ein
Daktylus aber auch aussehen wie ein Jambus, weil
zwei leichte Betonungen eine schwere ergeben können:
(Abb.6)
-
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- Seitenanfang
-
-
- In der Metrik hätte man hier
einen vierhebigen Daktylus mit
jambischen Auftakt, in der Musik wäre dies ein
klassischer Boogie, eine Art Blues, bei dem vier Triolen
einen Takt ergeben, jede Dreiereinheit (Daktylus)
wäre dann eine Zählzeit.
-
-
- 3.2
Nichtalternierende Verse Seitenanfang
-
-
- 4. Kadenz und Reim -
Seitenanfang
-
- Zum Stöbern:
- Adonischer Vers, Alexandriner,
Alkmanischer Vers, Anakreonteus, Archilochius minor,
Archilochius major, Arte mayor, Arte menor, Asklepiadeus,
Bacchius (Bakcheios), Choreus, Choriambus,
Daktyloepitrit, Dichoreus, Endecasillabo, Enkomiologos,
Epitrit, Galliamb, Glykoneus, Hemiepes, Hendekasyllabus,
Hypodochmius, Ithyphallikos, Jambelegos, Kratineion,
Meiuros, Oktonar, Parömiakos, Phalaikeios,
Pherekrateus, Prosodiakos, Reizianum, Saturnier, Septenar
oder Aristophanischer Vers, Sotadeus, Synalöphe,
Vagantenzeile - Seitenanfang
-
- ... wird fortgesetzt ...
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- Links:
- http://de.wikipedia.org/wiki/Versma%C3%9F
- http://www.die-lyrik.de/metrik.htm
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