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Claudio
Monteverdi (1567 - 1643)
erstellt von
Martin Schlu, 2006 (Revision November 2011)
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- 1567
- Am
15. Mai wird Claudio Monteverdi in Cremona getauft. Der Vater
(Baldessare, geb. um 1542) ist Arzt und Barbier, über die Mutter weiß
man, daß der Vater Goldschmed war, sie den Namen Maddalena (geb.
Zignani) hatte und daß sie neun Jahre später starb. Zunächst aber
steigt die Familie sozial auf und das Wundarztgeschäft wird vom
Fischmarkt in eine bessere gegend verlegt, wo die Patienten auch
mehr bezahlen können.
- Nach dem Tod der Mutter 1576 heiratet der Vater - wie üblich - noch einmal, es gibt
weitere Geschwister und obwohl das Geschäft nicht viel Geld abwirft,
bekommen Claudio und der jüngere Bruder Cesare (1573-1630/31) eine gründliche
Musikausbildung bei dem Kapellmeister der Kathedrale Marcantonio
<oder Marc Antonio> Ingegnieri, dem "maestro di capella" der
Kathedrale vin Cremina. Heute entspräche diese Position etwa einem
Domkapellmeister oder einem städtischen Orchesterdirigenten. Ingegnieri selbst hat seine Ausbildung u. a. bei Cyprian de Rore bekommen und ist für ein paar Jahre am Orchester San Marco in Venedig nachweisbar.
- Bei ihm lernt Monteverdi etwa
um 1575 die Grundlagen der Musik: zunächst erlernt er ein
Streichinstrument , danach erlernt er die Komposition und so kann
er 1583 mit fünfzehn oder sechzehn Jahren eine erste Madrigalsammlung
vorlegen, die vierstimmigen „Madrigali spirituali“
- 1584
- Monteverdis Vater Baldessare heiratet erneut, der kommende Herzog von Gonzaga heiratet Eleonore de' Medici und verbündet damit die Städte Mantua und Florenz und Claudio Monteverdi bringt eine weitere Madrigalsammlung heraus: „Canzonette a tre voci. Libro Primo“.
- 1585
Heinrich Schütz wird geboren.
- 1587
Vincenco Gonzaga wird Herzog von Mantua. Monteverdi erstes Buch der fünfstimmigen Madrigale erscheint im Druck.
- 1588
Die englische Flotte zerstört die spanische Armada und beendet die spanische Vorherrschaft auf See und in Flandern.
- 1589
Die Hochzeitsfeierlichkeiten für Ferdinando I. dei Medici
und Christine von Lothringen (einer Enkelin der französischen Königin
Caterina de' Medici) enthalten musikalische Zwischenspiele von
Kommödien, an denen viele zeitgenössische Komponisten mitgewirkt haben.
Silke Leopold bezeichnet dieses als wichtigste Wegbereiter der Oper. (Leopold, S11f)
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- 1590
Monteverdi veröffentlicht sein zweites Madrigalbuch zu fünf Stimmen und findet eine
Anstellung beim Herzog Vincenzo I. Gonzaga (Herrschaft von 1587–1612) am Hof von Mantua
als Sänger und Violinist der dortigen Hofkapelle.
- 1591
- Monteverdi gerät
unter den Einfluß von Giache de Wert, der dort bis 1596 „maestro di capella“ ist.
Die Hofkapelle ist gut besetzt und weil Gonzaga gut bezahlt, sind dort
auch hervorragende Musiker. In diesem Jahr stirbt Giuseffe Zarlino,
Kapellmeister von San Marco (Venedig) und macht Platz für Baldessaro
Donato - später wird Monteverdi einer der Nachfolger.
- 1594
- Monteverdi wird zum „Cantore“ ernannt, einer Art Subdirigent, der selber Proben abhalten kann und dem „maestro di capella“ zuarbeitet
- ähnlich wie die Aufgabenveteilung zwischen Dirigent und Assistent in
heutigen Orchestern ist. Er muß also schon recht gut gewesen sein. Als
der Herzog nach Ungarn will, weil er dort einen Krieg gegen die Türken
führen kann, möchte er auf ein bißchen Luxus nicht verzichten und nimmt
außer seinem Hofstaat auch die Hofkaplle und Monteverdi mit.
Militärisch kommt er bis Prag und zur Festung Vyšehrad an der Moldau.
Das türkische Heer zeigt sich durch Gonzaga nicht nennenswert
beeindruckt, bleibt aber, wo es ist, und so zieht das Heer wieder nach Mantua zurück.
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- 1599
- Monteverdi heiratet
Claudia de Cattaneis, eine Hofsängerin, mit der er drei
Kinder haben wird. Zwei Jahre später wird er selbst "maestro di capella" , nachdem Pallavicino gestorben ist.
In dieser Position begründet Monteverdi eine neue
Kompositionsregel, die "seconda Prattica", die neue
Harmoniefolgen und Melodielinien zugunsten der
Textlichkeit erlaubt. Erbitterter Gegner und Theoretiker
der alten Schule wird G.M. Artusi, mit dem Monteverdi
viele Streitschriften austauscht. Dadurch wird er
natürlich als Neuerer und moderner Komponist
bekannt.
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- 1607
- Die
erste Oper überhaupt wird veröffentlicht, der "L'Orfeo". In ihm zeigt
sich die praktische Durchführbarkeit der "seconda prattica",
die
Monteverdi im Vorwort zum 'L'Orfeo" noch einmal ausführlich bespricht.
Aufführungsort ist natürlich Mantua, da Monteverdi immer noch am Hofe
der Gonzagas angestellt ist, auch wenn die Bezahlung oft Monate später
oder überhaupt nicht geschieht. Das Geld der Gonzagas wird stilgerecht
ausgegeben: Peter Paul Rubens wird in dieser Zeit Hausmaler der
Familie, die
Geltendmachung von Ansprüchen auf den Habsburger Thron kostet viel
Bestechungsgeld und
außerdem wird ein Operntheater mit knapp tausend Plätzen gebaut, von
dem leider in den späteren Kriegswirren des Erbfolgekrieges kein Stein
auf dem
anderen bleibt.
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- 1608 -
Seitenanfang
- Die
Oper "Arianna" folgt. Leider geht der größte Teil der Handschrift
verloren, nur noch das "Lamento" ist erhalten und zeigt harmonisch
gewandte Rückungen und Vorläufer von Zwischendominanten. Weil die
Bezahlung immer schlechter wird und irgendwann ganz aussetzt, geht
Monteverdi wieder nach Cremona und hofft auf neue Anstellungen. Dies
geschieht jedoch nicht und Monteverdi hofft weiter auf Geld von
Vincenzo Gonzaga. Zwischendurch schreibt Monteverdi weitere Opern,
Motetten und Messen, teilweise als Auftrag, aber auch als Referenz für
künftige Stellen - so entsteht 1610 die "Marienvesper", die Papst Paul
V. gewidmet wird.
- Stimmenbuch, das am Grab Monteverdis ausgestellt ist.
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- 1612
- Mit
dem Tod des Herzogs Vincenzo Gonzaga stirbt auch die letzte
Möglichkeit, an ausstehende Gehälter zu kommen. Der Herzog hat
sein letztes Geld schon längst ausgegeben.
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- 1613
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Die Papst Paul V. gewidmete Marienvesper hat ihren Zweck
erfüllt: Monteverdi wird als Nachfolger
Giovanni
Gabrielis zum
"maestro di capella" nach San Marco berufen. Den jungen
Heinrich
Schütz
lernt er noch kennen, bevor der wieder nach Deutschland
muß.
An San Marco wird das Orchester
umorganisiert und zu einer Art Opernorchester umgebaut. Die Streicher
werden verstärkt, die Blechbläser etwas zurückgefahren, denn mit der
"seconda prattica" ist die "alte" Musik nicht mehr modern und die
Traditionen Gabrielis werden schnell aufgegeben. Nun schreibt
Monteverdi eben nicht hauptsächlich Kirchenmusik, sondern schafft
weitere Opern und Ballete: Das Ballett "Tirsi e Clori" wird 1616
gespielt, ein weiteres Ballett kommt bis 1627 nicht zur
Aufführung und ist heute verschollen ("La finta
pazza Licori).
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- 1629
- Die kompositorische
Arbeit scheint nachzulassen, doch die musikalische Arbeit
nicht. Zur Eröffnung der Oper Venedig werden nochmal
Monteverdis Opern unter seiner Leitung aufgeführt,
1640 wird die "Arianna" wiederholt,
danach folgen 1642 "Il ritorno d' Ulisse in patria", die
verschollene Oper "Le nozze d'Enea con Lavinia" und sein
Spätwerk "L'incoronazione di Poppea ", die
ebenfalls in der Oper "La Fenice" in Venedig ihre Uraufführung erlebt und
als Höhepunkt Monteverdis Schaffens gilt.
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- Den acht
Madrigalbüchern, die zu Lebzeiten Monteverdis
erschienen, wurde acht Jahre nach seinem Tod noch ein
neuntes hinzugefügt. Die meisten dieser
Kompositionen erschienen zwischen 1587 und 1638.
Entsprechend den Gepflogenheiten handeln die Texte von
Liebes- und Schäferlyrik, Krieg, Glück und Reichtum und Beschreibungen allegorischer Figuren wie
"Speranza" (Hoffnung), "Amore" (Liebe) oder Mors (Tod).
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- 1643
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- Monteverdi besucht noch
einmal Cremona und stirbt kurz nach der Rückkehr am
29. November in Venedig. Sein Grab befindet sich im
Stadtteil San Polo, dort, wo er vermutlich gewohnt hat. Es liegt in der Kirche "Chiesa Santa Maria
Gloriosa dei Frari", in der "Capella Dei Milanese" - man muß ein bißchen suchen, weil die Kirche so riesig ist.
- Fotos: © Martin Schlu, 2009
- Erst
Gian Francesco Malipiero wird nach Monteverdis Tod im 20. Jahrhundert
Monteverdis Gesamtwerk veröffentlichen (16 Bände zwischen 1916
und 1942) - bis dahin bleibt Monteverdis Werk vergessen. Eine
revolutionäre Neueinspielung der Opern auf alten Instrumenten schuf ab
1978 Nikolaus Harnoncourt in Verbindung mit den Inszenierungen von Jean
Pierre Ponelle und den Kostümen von Pet Halmen. Diese Einspielungen
sind bis heute das Maß aller Dinge und sie sind nach Jahrzehnten
glücklicherweise wieder auf DVD zu bekommen.
- Quellen:
The Grove Concise Dictionary of Music, edited by
Stanley Sadie © Macmillan Press Ltd.,
London. - Silke Leopold: Monteverdi und seine Zeit. Laaber-Verlag, Laaber, 2002
http://w3.rz-berlin.mpg.de/cmp/monteverdi.html
http://w3.rz-berlin.mpg.de/cmp/monteverdi_pic.html- http://cnx.org/content/m11937/latest/
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