Maynard
Salomon vertritt nach Geck (64f) die
Überzeugung, daß der Brief
an die "Unsterbliche Geliebte" an
Antonie van Brentano gerichtet war. Sie
war verheiratet mit Franz Brentano,
einem Stiefbruder Bettina Brentanos,
die kurz vorher einen Flirt mit dem
sechzigjährigen Goethe gehabt
hatte. Mag sein, daß Goethe und
Beethoven bei ihrer Begegnung in
Teplitz über sie sprachen. Antonie
schreibt über Beethoven am 26.
Januar 1811
"
...ich will das
Original
(ein
Notentext)
in Beethovens heilige Hände
legen, den ich tief verehre, er wandelt
göttlich unter den Sterblichen,
sein höherer Standpunkt gegen die
niedere Welt, und sein kranker
Unterleib verstimmen ihn nur
augenblicklich, denn die Kunst
hält ihn umfangen und drückt
ihn ans warme
Herz.."
Möglich
wäre, daß sie von Beethovens
Verdauungsproblemen gesprochen
hätte und er es anders verstand
und interpretierte. Geck
(64ff)
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Antonie
Brentano schreibt an ihre
Schwägerin Bettina
von Arnim in Berlin,
Wien,
den 11. März
1811
Beethoven
ist mir einer der liebsten Menschen
geworden, sein Umgang enthüllt
seine Vortrefflichkeiten, sein Spiel
läßt eine allen andren
Empfindungen unähnliche Empfindung
empfinden, seine dunkel beschattete
Stirne enthält unter hoher
Wölbung den Sarkophag der
Tonkunst, aus welchen er verklärte
Gestalten erwekt, sein ganzes Wesen ist
einfach, edel, gutmüthig, und
seine Weichherzigkeit würde das
zarteste Weib zieren, es spricht
für ihn daß ihn wenige
kennen, noch weniger verstehen. Er
besucht mich oft, beinahe täglich,
und spielt dann aus eignen Antrieb,
weil es ihm Bedürfniß ist
Leiden zu mildern, und er fühlt
daß er es mit seinen himmlischen
Tönen vermag, in solchen
Augenbliken muß ich dich oft
lebhaft herbey wünschen liebe
Bettine, das solche Macht in den
Tönen liegt habe ich noch nicht
gewußt wie es mir Beethoven
sagt.
Der
Brief ist vollständig abgedruckt
in: Kopitz, Klaus Martin: Antonie
Brentano in Wien (1809?1812). Neue
Quellen zur Problematik "Unsterbliche
Geliebte?, in: Bonner
Beethoven-Studien, Band 2 (2001), S.
115 - 146.
Veröffentlichung
mit frdl Genehmigung von Dr. Klaus
Martin Kopitz, Berlin.
Aufsatz unter: http://www.beethoven-haus-bonn.de/da_literatur/BBS2_Kopitz_AntonieBrentano.pdf
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