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- Hugo
von Hoffmansthal, (1874 -
1929)
- Inhaltsangabe
- Szenenübersicht
- Dramatis
Personae (Reclam
6)
- Der Spielansager, Gott
der Herr, Erzengel Michael, Tod,
Teufel
- Jedermann, Jedermanns
Mutter, Jedermanns guter Gesell
- Der Hausvogt, Der
Koch, Ein armer Nachbar
- Ein Schuldknecht, Des
Schuldknechts Weib
- Buhlschaft
- Dicker Vetter,
Dünner Vetter
- Etliche junge
Fräulein, Etliche von Jedermanns
Tischgesellen
- Büttel, Knechte,
Spielleute, Buben
- Mammon, Werke, Glaube,
Mönch, Engel
-
- ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
-
- Spielansager
Szenenübersicht
(Reclam
7)
- tritt vor
und sagt das Spiel an
-
- Jetzt habet
allesamt Achtung Leut
- Und hört
was wir vorstellen heut!
- Ist als ein
geistlich Spiel bewandt
- Vorladung
Jedermanns ist es zubenannt.
- Darin euch wird
gewiesen werden,
- Wie unsere Tag
und Werk auf Erden
- Vergänglich
sind und hinfällig gar.
- Der Hergang ist
recht schön und klar,
- Der Stoff ist
kostbar von dem Spiel
- Dahinter aber
liegt noch viel
- Das
müßt ihr zu Gemüt euch
führen
- Und aus dem
Inhalt die Lehr ausspüren.
-
- Gott
der Herr wird sichtbar auf seinem Thron (vor ihm
der Tod, neben ihm der
Erzengel Michael)
- und spricht
-
- Fürwahr
mag länger das nit ertragen,
(Reclam
8)
- Daß alle
Kreatur gegen mich
- Ihr Herz
verhärtet böslich,
- Daß sie
ohn einige Furcht vor mir
- Schmählicher
hinleben als das Getier.
- Des geistlichen
Auges sind sie erblindt
- In Sünd
ersoffen, das ist was sie sind,
- Und kennen mich
nit für ihren Gott,
- Ihr Trachten
geht auf irdisch Gut allein
- Und was
darüber, das ist ihr Spott,
- Und wie ich sie
mir auch anschau zur Stund
- So han sie rein
vergessen den Bund
- Den ich mit
ihnen aufgericht hab
- Da ich am Holz
mein Blut hingab.
- Auf daß
sie sollten das Leben erlangen
- Bin ich am
Marterholz gehangen.
- Hab ihnen die
Dörn aus dem Fuß getan
- Und auf meinem
Haupt sie getragen als Kron.
- So viel ich
vermocht, hab ich vollbracht
- Und nun wird
meiner schlecht geacht.
- Darum will ich
in rechter Eil
- Gerichtstag
halten über sie
- Und Jedermann
richten nach seinem Teil.
- Wo bist du,
Tod, mein starker Bot? Tritt vor mich
hin.
-
- Tod
- Allmächtiger
Gott, hier sieh mich stehn,
- Nach deinem
Befehl werd ich botengehn.
-
- Gott
- Geh du zu
Jedermann
- Und zeig in
meinem Namen ihm an
- Er muß
eine Pilgerschaft antreten
- Mit dieser
Stund und heutigem Tag
(Reclam
9)
- Der er sich nit
entziehen mag.
- Und heiß
ihn mitbringen sein Rechenbuch
- Und daß
er nit Aufschub, noch Zögerung
such.
-
- Tod
- Herr, ich will
die ganze Welt abrennen
- Und sie
heimsuchen Groß und Klein,
- Die Gotts
Gesetze nit erkennen
- Und unter das
Vieh gefallen sein.
- Der sein Herz
hat auf irdisch Gut geworfen,
- Den will ich
mit einem Streich treffen,
- Daß seine
Augen brechen
- Und er nit
findt die Himmelspforten
- Es sei denn,
daß Almosen und
Mildtätigkeit
- Befreundt ihm
wären und hilfsbereit.
-
- Erscheinung
des Herrn (und des Erzengels Michael)
verschwindet. Tod steigt hinab, wird gleichfalls
unsichtbar. Die Beleuchtung
wechselt.
-
- Jedermann
Szenenübersicht
- tritt aus
seinem Haus hervor, ein Knecht hinter
ihm
-
- Spring du um
meinen Hausvogt schnell,
- Muß ihm
aufgeben einen
Befehl.
- Der Knecht
geht hinein.
-
- Mein Haus hat
ein gut Ansehn, das ist wahr,
- Steht stattlich
da, vornehm und reich,
- Kommt in der
Stadt kein andres gleich.
- Hab drin
köstlichen Hausrat die Meng,
- Viele Truhen,
viele Spind,
- Dazu ein
großes Hausgesind,
- Einen
schönen Schatz von gutem Geld
- Und vor den
Toren manch Stück Feld,
- Auch Landsitz,
Meierhöf voll Vieh,
- Von denen ich
Zins und Renten zieh,
- Daß ich
mir wahrlich machen mag
- So heut wie
morgen fröhliche
Tag.
- Hausvogt
tritt auf.
-
- Vogt, bring
einen Säckel Geldes straff,
- Den hab ich
vergessen in Gürtel zu tun,
- Und merk, was
ich dir noch anschaff;
- Für morgen
wird ein Frühmahl gericht,
(Reclam
10)
- Das muß
bereit't sein aufs allerbest
- Kommen
Verwandte und fremde Gäst.
- Der Tisch
muß prächtig sein
bestellt,
- Schick her den
Koch, du geh ums
Geld.
- Vogt geht
hinein, Koch tritt sogleich auf.
-
- Ein
köstlich Frühmahl befehl ich
an
- Für
morgen.
-
- Koch
- Ja, und soll
ich dann
- Einen jeden
Gang bereiten frisch?
-
- Jedermann
- zornig
- Daß dich
das Fieber rüttel, frisch!
- Kein
Überbleibsel auf meinen Tisch.
-
- Koch
- Es wär von
gestern geblieben die Meng
- Zumindest
für zwei kalte Gäng.
-
- Jedermann
- Du Esels-Koch
bist so vermessen,
- Soll ich eine
Bettlermahlzeit
essen?
- Der Koch
geht ab. Der Vogt ist herausgekommen mit einem
Beutel.
-
- Jedermann
- nimmt den
Beutel
- Acht du auf
meine Mägd und Knecht,
- Gefallen mir
allermaßen nit recht.
-
- Der
arme Nachbar wird in der Ferne sichtbar,
nähert sich ängstlich.
Jedermanns Geselle kommt zugleich
raschen Schrittes die Straße
hergegangen.
Szenenübersicht
-
- Jedermann
- zum
Hausvogt
- Dafür
stehst du an der obersten Stell,
- Daß du
auf sie - da kommt mein Gesell.
- Hausvogt
geht ins Haus.
-
- Hätt
beinah müssen auf dich warten,
- Wir wollen
jetzt vors Stadttor gehen
- Und uns dort
das Grundstück ansehen,
- Obs tauglich
ist für einen Lustgarten.
-
- Gesell
- Hast Fortunati
Säckel in der Hand
(Reclam
11)
- Dann ist die
Sach schon recht bewandt.
- Ja, bei dir
gilts: gewünscht ist schon
getan,
- Du hasts
danach, drum steht dirs an.
-
- Armer
Nachbar
- Das ist des
reichen Jedermann Haus.
- Oh, Herr, dich
bitt ich überaus
- Wollest dich
hilfreich meiner erbarmen,
- Mildtätig
beistehen einem Armen.
-
- Gesell
- zu
Jedermann
- Ja, wie
gesprochen, wir müssen eilen,
- Dürfen uns
gar nit länger verweilen.
-
- Armer
Nachbar
- hebt bittend
die Hände
- Oh, Jedermann,
erbarm dich mein.
-
- Gesell
- Kennst du
leicht das Gesicht?
-
- Jedermann
- Ich? Wer solls
sein?
-
- Armer
Nachbar
- Oh, Jedermann,
zu dir heb ich die Hand,
- Hab auch einst
bessre Tag gekannt.
- War einst dein
Nachbar, Haus bei Haus,
- Dann hab ich
müssen weichen draus.
-
- Jedermann
- gibt ihm
eine Münze aus dem
Gürtel
- Schon
gut!
-
- Armer
Nachbar
- nimmts
nicht
- Das ist eine
Gabe gering.
-
- Jedermann
- Meinst du?
Gottsblut! So reut mich doch das
Ding.
-
- Armer
Nachbar
- weist auf
den Beutel
- Davon mein
nachbarlich Bruderteil,
- So wär ich
wieder gesund und heil.
-
- Jedermann
- Davon?
-
- Armer
Nachbar
- Es ist an dem,
ich knie vor dir, (Reclam
12)
- Nur diesen
Beutel teil mit mir.
-
- Jedermann
lacht
- Nur?
-
- Gesell
- Selbig ist
besessen alls!
- Hättst
tausend Bettler auf dem Hals.
- Was tausend,
hunderttausend gleich!
-
- Armer
Nachbar
- Bist
allermaßen mächtig reich.
- Teilst du den
Beutel auf gleich und gleich,
- Dir bleiben die
Truhen voll im Haus,
- Dir
fließen Zins und Renten zu.
-
- Jedermann
- Mann, wer
heißt dich, mein Schrank und
Truh,
- Mein Zins und
Rent in Mund nehmen?
-
- Gesell
- zu armem
Nachbar
- Ich tät
mich allerwegen schämen.
-
- Jedermann
- gütig
zuredend
- Laß!
-
- Er wendet
sich zum Nachbar
-
- Mann, da bist
du in der Irr,
- Wenn du meinst,
ich könnt ohnweilen
- Den Beutel Geld
da mit dir teilen.
- Das Geld ist
gar nit länger mein,
- Muß heut
noch abgeliefert sein
- Als
Kaufschilling für einen
Lustgarten.
- Ich steh dem
Verkäufer dafür im Wort.
- Er will aufs
Geld nit länger warten.
-
- Armer
Nachbar
- Wenn dieses
Geld für den Garten ist,
- So brauchts
für dich nur einen Wink,
- Für einen
Beutel hast du zehn,
- Heiß
einen andern bringen flink,
- Den teil mit
mir, bist du ein Christ.
-
- Jedermann
- Der
nächste, brächt man ihn herbei,
(Reclam
13)
- Der Beutel, der
wär auch nit frei.
- Mein Geld
muß für mich werken und
laufen
- Mit Tod und
Teufel hart sich raufen,
- Weit reisen und
auf Zins ausliegen,
- Damit ich soll,
was mir zusteht, kriegen.
- Auch kosten
mich meine Häuser gar viel,
- Pferd halten,
Hund und Hausgesind
- Und was die
andern Dinge sind,
- Die alleweil zu
der Sach gehören,
- Lustgärten,
Fischteich, Jagdgeheg,
- Das braucht
mehr Pfleg als ein klein Kind,
- Muß stets
daran gebessert sein,
- Kost' alls viel
Geld, muß noch viel Geld
hinein.
- »Ein
reicher Mann« ist schnell
gesagt,
- Doch unsereins
ist hart geplagt
- Und allerwegen
hergenommen,
- Das ist dir
nicht zu Sinn gekommen!
- Da läufts
einher von weit und breit
- Mit Anspruch
und Bedürftigkeit
- Tät
unsereins nit der Schritte drei
- Von hier bis an
die nächste Wand
- Ohn eine
allzeit offne Hand.
- Ist alls schon
recht, muß nur dafür
- Ein Fug und ein
Gesetz auch walten
- Und jeglich
Teil daran sich halten.
- Und achten gnau
was ihm gebühr:
- Dawider hast du
dich verfehlt,
- Wär all
mein Geld und Gut gezählt
- Und ausgeteilt
auf jeglichen Christ,
- Der Almosens
bedürftig ist,
- Es käm
mein Seel nit mehr auf dich
- Als dieser
Schilling sicherlich,
- Drum empfang
ihn unverweil, (Reclam
14)
- Ist dein
gebührend richtig
Teil.
- Nachbar
nimmt den Schilling und geht.
-
- Gesell
- Dem hast dus
gegeben recht mit Fug,
- Ja, das
weiß Gott, viel Geld macht
klug.
-
- Jedermann
- Nun wollen wir
gehen, es dustert schon
-
- Schuldknecht
kommt, von zwei Bütteln geführt,
hinter ihm sein Weib und seine Kinder in
Lumpen.
-
- Szenenübersicht
- Gesell
- Was ist das
für einer Mutter Sohn,
- Den sie da
bringen hergeführt,
- Die Arme
kreuzweis aufgeschnürt?
- Mich
dünkt, das geht an ein
Schuldturmwerfen,
- Hätt sich
auch mehr in acht nehmen derfen.
- Jetzt muß
er's bei Wasser und Brot bedenken
- Oder sich an
einen Nagel henken.
- Ja, Mann, du
hast halt ein Reimspiel trieben
- Und Schulden
auf Gulden, die reimen gar gut.
-
- Schuldknecht
- sieht
Jedermann an
- Hat mancher
sein Schuldbuch nit in der Hut
- Und ist drin
vieles in Übel geschrieben.
-
- Jedermann
- Auf wen geht
das?
-
- Schuldknecht
- Auf den, der
fragt allweil.
-
- Jedermann
- Bins nit
bewußt für meinen Teil,
- Weiß nit,
für wen du mich willst nehmen.'
-
- Schuldknecht
- In deiner Haut
wollt ich mich schämen.
-
- Jedermann
- Gibst harte
Wort mir ohn Gebühr,
- Dir gehts nit
wohl, was kann ich dafür?
-
- Schuldknecht
- Für harte
Stöß sind sanft meine
Wort.
-
- Jedermann
- Wer
stößt dich?
(Reclam
15)
-
- Schuldknecht
- Du, an einen
harten Ort.
-
- Jedermann
- Ich kenn dich
auch vom Ansehen nit.
-
- Schuldknecht
- Ist doch dein
Fuß, der auf mich tritt.
-
- Jedermann
- Das wär
mir seltsam, daß ich so
tät
- Und nichts
davon in Wissen hätt.
-
- Schuldknecht
- Dein Nam steht
auf einem Schuldschein,
- Der bringt mich
in diesen Kerker hinein.
-
- Jedermann
- Bei meinem
Patron, was geht's mich an?
-
- Schuldknecht
- Bist doch der
selbige Jedermann,
- In dessen Namen
und Antrag
- Beschehn ist
wider mich die Klag!
- Daß ich
in einen Turm werd bracht
- Geschieht
allein durch deine Vollmacht.
-
- Jedermann
- tritt hinter
sich
- Ich wasch in
Unschuld meine Händ
- Als einer, der
diese Sach nit kennt.
-
- Schuldknecht
- Deine
Helfers-Helfer und Werkzeug halt,
- Die tun mir
Leibes- und Lebensgewalt.
- Der Hintermann
bist du von der Sach,
- Das bring dir
zeitlich und ewig Schmach.
- In Grund und
Boden sollst dich schämen.
-
- Jedermann
- eckige
Gebärde
- Wer hieß
dich Geld auf Zinsen nehmen?
- Nun hast du den
gerechten Lohn.
- Mein Geld
weiß nit von dir noch mir
- Und kennt kein
Ansehen der Person.
- Verstrichne
Zeit, verfallner Tag,
(Reclam
16)
- Gegen die bring
deine Klag.
-
- Schuldknecht
- wendet sich
gegen sein Weib und seine Kinder
- Er höhnt
und spottet meiner Not!
- Da seht ihr
einen reichen Mann.
- Sein Herz
weiß nichts von Gotts Gebot,
- Hat tausend
Schuldbrief in seinem Schrein
- Und
läßt uns Arme in Not und
Pein.
-
- Schuldknechts
Weib
- Kannst du dich
nit erbarmen hier,
- Zerreißen
ein verflucht Papier,
- Anstatt
daß meinen Kindern da
- Der Vater wird
in Turm geschmissen,
- Von dem dir nie
kein Leid geschah!
- Hast du kein
Ehr und kein Gewissen,
- Trägst du
mit Ruh der Waisen Fluch
- Und denkst nit
an dein eigen Schuldbuch,
- Das du
mußt vor den Richter bringen,
- Wenns kommt zu
den vier letzten Dingen?
-
- Jedermann
- Weib, du
sprichst was du schlecht verstehst,
- Es ist aus
Bosheit nit gewest
- Man hat sich
voll und recht bedacht,
- Eh man die
scharfe Klag einbracht.
- Geld ist wie
eine andere War
- Das sind
Verträg und Rechte klar.
-
- Gesell
- Wär
schimpflich um die Welt bestellt
- Wenns anders
herging in der Welt.
-
- Schuldknechts
Weib
- Geld ist ein
Pfennig, den eins leiht
- Dem
Nächsten um Gottes
Barmherzigkeit.
-
- Schuldknecht
- Geld ist nicht
so wie andre War
- Ist ein
verflucht und zaubrisch Wesen,
- Wer seine Hand
ausreckt darnach, (Reclam
10)
- Nimmt an der
Seele Schaden und Schmach,
- Davon er nimmer
wird genesen.
- Des Satans
Fangnetz in der Welt
- Hat keinen
andern Nam als Geld.
-
- Jedermann
- Du
lästerst als ein rechter Narr,
- Weiß
nicht wozu ich hier verharr,
- Gibst vor, du
achtest das Geld gering
- Und war dir
schier ein göttlich Ding!
- Nun
möchtest ihm sein Ansehen
rauben,
- Bist wie der
Fuchs mit sauern Trauben.
- Doch wer so
hinterm Rücken schmäht,
- Der findt
keinen Glauben für seine Red.
-
- Schuldknecht
- Aus meinen
Leiden hab ich Gewinn
- Daß ich
vermag in meinem Sinn
- Des Teufels
Fallstrick zu erkennen
- Und meine Seel
vom Geld abtrennen.
-
- Gesell
- Geld ist
längst abgetrennt von dir
- Drum hast dort
im Turm Quartier.
-
- Jedermann
- Nimm die
Belehrung von mir an
- Das war ein
weiser und hoher Mann
- Der uns das
Geld ersonnen hat,
- An niederen
Tauschens und Kramens statt
- Dadurch ist
unsere ganze Welt
- In ein
höher Ansehen gestellt
- Und jeder
Mensch in seinem Bereich
- Schier einer
kleinen Gottheit gleich.
- Daß er in
seinem Machtbezirk
- Gar viel
hervorbring und bewirk.
- Gar vieles
zieht er sich herbei
- Und ohn viel
Aufsehen und Geschrei
- Beherrscht er
abertausend Händ,
(Reclam
18)
- Ist allerwegen
ein Regent.
- Da ist kein
Ding zu hoch noch fest,
- Das sich um
Geld nicht kaufen läßt.
- Du kaufst das
Land mitsamt dem Knecht
- Ja, von des
Kaisers verbrieftem Recht
- Das alle Zeit
unschätzbar ist
- Und eingesetzt
von Jesu Christ
- Davon ist ein
gerechtsam Teil
- Für Geld
halt allerwegen feil,
- Darüber
weiß ich keine Gewalt,
- Vor der
muß jeglicher sich neigen
- Und muß
die Reverenz bezeigen
- Dem, was ich da
in Händen halt.
-
- Schuldknechts
Weib
- Du bist in
Teufels Lob nit faul,
- Wie zu der
Predigt geht dein Maul.
- Gibst da dem
Mammonsbeutel Ehr,
- Als obs das
Tabernakel wär.
-
- Jedermann
- Ich gebe Ehr,
wem Ehr gebühr,
- Und läster
nicht, wo ich die Macht
verspür.
-
- Schuldknecht
- indem ihn die
Büttel fortschleppen
- Was hilft dein
Weinen, liebe Frau,
- Der Mammon hat
mich in der Klau.
- Warum hab ich
mich ihm ergeben,
- Nun ists vorbei
mit diesem
Leben.
- Sie
führen ihn ab.
-
- Schuldknechts
Weib
- Kannst du das
sehn und stehst wie Stein?
- Wo bett ich
heut die Kinder
mein?
- Geht ihm
nach.
-
- Jedermann
- zum
Gesellen
- Tu mirs zulieb,
geh da hint nach
- Und sieh im
stillen zu der Sach.
- Der Mann kommt
in Turm, da mag nichts frommen,
(Reclam
19)
- Dem Weib
gewähr ich ein Unterkommen
- Und was sie
nötig hat zum Leben
- Zusamt den
Kindern, das will ich ihr geben.
- Mein Hausvogt
soll mir darnach sehn
- Und ihr
freimachen eine Kammer
- Doch will ich
Plärrens ledig gehn
- Ihre Not nicht
wissen, noch Gejammer.
- Das ist ein
erzverdrießlich Sach
- Man lebt
geruhig vor sich hin
- Hat wahrlich
Böses nit im Sinn
- Und wird am
allerschönsten Tag
- Hineingezogen
und weiß nit wie
- In Hader,
Bitternis und Klag
- Und
aufgescheucht aus seiner Ruh.
- Ich frag dich,
wie komm ich dazu:
- Was geht mich
an dem Kerl sein Taglauf?
- Er hats halt
angelegt darauf,
- Nun steckt er
drin, schreit ach und weh
- Das folgt halt
wie aufs A das B.
- Ein Häusel
baun mit fremdem Geld,
- Wer also haust,
um den ists so bestellt.
- Das ist seit
Adams Zeit der Lauf,
- Ist nit erst
kürzlich kommen auf.
- Zum
Schluß aber tät ers in d'Schuh
schieben
- Dem, so er
Haufen Gelds schuldig blieben.
- Dess Langmut
und Geduld arg viel
- Hat müssen
herhalten zu dem Spiel
- Der selbig
erbarmungsvolle Mann
- Der wär
ihm gar ein Teufel dann.
- Jetzt aber,
daß ich es ehrlich sag,
- Steht mir der
Sinn nit mehr darnach,
- Daß ich
einen Lustgarten anschau,
- Auch wird es
duster schon und grau.
- Tu mir die
Lieb, mein guter Gesell,
- Wenn du das
andre besorgt hast schnell,
(Reclam
20)
- Trag den
Kaufschilling da zurecht,
- Weil die
Versäumnis mir Ärgernis
brächt.
- Der Garten
zusamt dem Lusthaus drein
- Soll alls
für meine Freundin sein
- Auf einen
Jahrtag ein Angebind.
-
- Gesell
- Bei der ich
dich doch heut Abend find?
- Ich bring dir
den Kaufbrief gleich dahin
- Ausgefertigt
nach deinem Sinn.
-
- Jedermann
- Hab vielen
Dank, du guter Gesell,
- Mich
drängts, daß ich dort hinkomm
schnell
- Ist doch der
einzige Ort in der Welt,
- Wo nichts mir
meine Lust vergällt.
- Ist recht ein
paradiesisch Gut
- Was ihre Lieb
mir bereiten tut.
- Darum hab ich
im Willen dieses Ding
- Daß ich
ein Angebind ihr bring,
- Darin ich wie
in einem Gleichnis und Spiegel
- Ihr meine
Dankbarkeit besiegel.
-
- Gesell
- Wie willst das
tun, in welcher Weis?
-
- Jedermann
- Dazu richt ich
den Garten mit Fleiß
- Und stell
inmitten ein Lusthaus hin,
- Das bau ich
recht nach meinem Sinn
- Als einen
offenen Altan
- Mit
schönen steinernen Säulen
daran
- Auch springende
Wasser und erzene Bild
- Die sollen
nicht fehlen zur vollen Zier
- Und dann ich
die Anlag also führ,
- Daß unter
dem Morgen- und Abendwind
- Ein Ruch von
Blumen mancher Art
- Daherstreich
allezeit gelind
- Von Lilien,
Rosen und Nelken zart.
(Reclam
21)
- Auch führ
ich jederseits Gäng und Bogen
- Von Buschwerk
alls so dicht gezogen,
- Daß eines
noch zu hellem Mittag
- Sich Kühl
und Frieden finden mag
- Und einen
ungequälten Ort,
- Der von der
Sonne niemals dorrt.
- Desgleichen an
einer verborgenen Stätte
- Recht wie der
Nymphe quillend Bette
- Laß ich
aus kühlem glatten Stein
- Eine
fließende Badstub errichtet
sein.
-
- Gesell
- Das wird ein
köstlich Gärtlein,
fürwahr,
- Und
seinesgleichen nit leicht zu finden.
-
- Jedermann
- Das will ich
meiner Liebsten einbinden
- Und nehm sie
dann an beide Händ
- Und führ
sie hinein, damit sie erkennt
- In diesem
Gärtlein köstlich und mild
- Ihr eigen
abgespiegelt Bild.
- Die allzeit
liebreich mich ergetzt
- Mit Hitz und
Schattenkühl mich letzt
- Und einem
verschlossenen Gärtlein gleich
- Den
Gärtner selig macht und reich.
-
- Gesell
Szenenübersicht
- Da seh ich
deine Frau Mutter kommen,
- Wird dir jetzt
die Begegnung frommen?
-
- Jedermann
- Drück mich
nit gern vor ihr beiseite
- Hab aber
wahrlich nit viel Zeit.
- Geh du, bring
mir zurecht die Ding,
- Indessen ich
meinen Gruß darbring.
-
- Jedermanns
Mutter
- Bin froh, mein
Sohn, daß ich dich seh
- Geschieht mir
so im Herzen weh
- Daß
über weltlich Geschäftigkeit
(Reclam
22)
- Dir bleibt
für mich geringe Zeit.
-
- Jedermann
- Die Abendluft
ist übler Art
- Und deine
Gesundheit gebrechlich und zart,
- Kann dich mit
Sorgen nur hier sehn
- Möchtest
nit ins Haus eingehn?
-
- Jedermanns
Mutter
- Gehst du dann
mit und bleibst daheim?
-
- Jedermann
- Für diesen
Abend kanns nit wohl sein.
-
- Jedermanns
Mutter
- So darfst dich
nit verdrießen lassen,
- Daß ich
dich halt hier auf der Gassen.
-
- Jedermann
- Ist mir gar
sehr um deine Gesund
- Vielleicht wir
könnten zu anderer Stund -
-
- Jedermanns
Mutter
- Um meine
Gesundheit kein Sorg nit hab,
- Ich steh mit
einem Fuß im Grab.
- Mir gehts nit
um mein zeitlich Teil,
- Doch dester
mehr ums ewig
Heil.
- Einen
Schritt näher
-
- Verziehst du
dein Gesicht, mein Sohn,
- Wenn ich die
Red anheb davon?
- Und wird die
Frag dich recht beschwern,
- Wenn ich dich
mahn, ob deine Seel zu Gott gekehrt ist, ihrem
Herrn?
- Jedermann
einen Schritt zurück. Mutter ihm
nach:
-
- Trittst hinter
dich vor Ungeduld
- Und mehrest
lieber Sündenschuld,
- Als in dich
gehen ohne Spott
- Und recht
betrachten deinen Gott?
- Da doch von
heut auf morgen leicht
- Eine Botschaft
dich von ihm erreicht
- Du sollest vor
seinen Gerichtsstuhl gehen
- Und von deinem
ganzen Erdenleben
- Eine klare
Rechnung vor ihm geben.
-
- Jedermann
- Frau Mutter,
spotten ist mir fern
(Reclam
23)
- Doch weiß
ich, die Pfaffen drohen halt gern.
- Das ist nun
einmal ihr Sach in der Welt,
- Ist abgesehen
auf unser Geld,
- Damit sies
bringen auf ihre Seit,
- Sie wissens zu
fädeln gar gescheit.
- Doch
kränkts mich wie sie Alten und
Kranken
- In Kopf nichts
bringen als finstre Gedanken.
-
- Jedermanns
Mutter
- Die Finsternis
ist wo anders dicht,
- Doch solche
Gedanken sind hell und licht.
- Wer recht in
seinem Leben tut,
- Den
überkommt ein starker Mut
- Und ihn erfreut
des Todes Stund
- Darin ihm
Seligkeit wird kund.
- Oh, wem die
Stunde des Tods allweg
- Recht wohl
betracht am Herzen läg
- Um den braucht
einer Mutter Herz
- Nit Sorgen
tragen und üblen Schmerz.
-
- Jedermann
- Wir sind gute
Christen und hören Predig
- Geben Almosen
und sind ledig.
-
- Jedermanns
Mutter
- Wie aber, wenn
beim Posaunenschall
- Du von deinen
Reichtümern all
- Ihm sollst eine
klare Rechnung geben
- Um ewigen Tod
oder ewiges Leben?
- Mein Sohn, es
ist ein arg Ding zu sterben,
- Doch ärger
noch auf ewig verderben.
-
- Jedermann
- Auf vierzig
Jahre bin ich kaum alt,
- Mich wird eins
halt nit mit Gewalt
- Von meinen
irdischen Freuden schrecken.
-
- Jedermanns
Mutter
- Willst du den
Kopf in den Sand stecken
- Und siehst den
Tod nit, Jedermann,
(Reclam
24)
- Der mag
allstund dich treten an?
-
- Jedermann
- Bin jung im
Herzen und wohl gesund
- Und will mich
freuen meine Stund,
- Es wird die
andre Zeit schon kommen,
- Wo Buß
und Einkehr mir wird frommen.
-
- Jedermanns
Mutter
- Das Leben
flieht wie Sand dahin,
- Doch schwer
umkehret sich der Sinn.
-
- Jedermann
- Frau Mutter,
mir ist das Reden leid,
- Hab schon
gesagt, hab heut nit Zeit.
- Wendet sich
ab.
-
- Jedermanns
Mutter
- sanft
- Mein lieber
Sohn!
-
- Jedermann
- gereut das
Abwenden
- Bin sonst
allzeit
- Gehorsam gern
und dienstbereit.
- Will
gehen.
-
- Jedermanns
Mutter
- Mein Red ist
dir verdrießlich sehr,
- Das macht mich
doppelt
kummerschwer,
- Einen
Schritt näher
-
- Mein guter
Sohn, ich hab ein Ahnen,
- Ich werd dich
nimmer lang ermahnen.
- Fall dir zur
Last noch kurze Zeit,
- Weil ich von
hier mich bald abscheid.
- Doch du bleibst
dann allein dahint
- Und bist mein
unberaten Kind.
- So sag ich dir
halt nur ein Wort,
- Das dich mit
langer Red nit kränk,
- Sei deines
Herrn Gotts eingedenk.
- Und auch seiner
großen Gnadenspend,
- Der sieben
heiligen Sakrament.
- Davon ein
jegliches uns frommt
- Und unserer
Schwäch zu Hilfe kommt
- Ein jegliches
in besondrer Weis
- Uns
stärket auf dieser Lebensreis.
-
- Jedermann
- Was soll -
(Reclam
25)
-
- Jedermanns
Mutter
- hebt die
Hand
- Du bist ein
stattlicher Mann
- Und Fraulieb
steht dir wohl an.
- Und hat denn
unsrer Erlöser nicht,
- Der weiß,
woran es uns gebricht,
- Und alles auf
dieser Erden kennt
- Und alles zu
unsrem Segen wendt,
- Ein Sakrament
nit eingesetzt
- Wodurch was
also dich ergetzt
- Verwandelt wird
und kehrt sich um
- Aus Wollust in
ein Heiligtum!
- Willst stets in
arger Zucht umtreiben
- Und fremd die
heilige Eh dir bleiben?
-
- Jedermann
- Frau Mutter,
die Red ist mir bekannt.
-
- Jedermanns
Mutter
- Hat doch dein
Herz nit umgewandt.
-
- Jedermann
- Ist halt noch
allweil die Zeit nit da.
-
- Jedermanns
Mutter
- Und doch der
Tod schon gar so nah.
-
- Jedermann
- Ich sag nit ja,
sag auch nit nein.
-
- Jedermanns
Mutter
- So muß
ich allweg in Ängsten sein.
-
- Jedermann
- Auch morgen ist
halt noch ein Tag.
-
- Jedermanns
Mutter
- Wer weiß,
wer den noch sehen mag.
-
- Jedermann
- Macht Euch nit
unnütze Beschwerden,
- Ihr seht mich
sicher noch ehlich werden.
-
- Jedermanns
Mutter
- Mein guter
Sohn, für dieses Wort
(Reclam
26)
- Will ich dich
segnen immerfort,
- Sei viel
bedankt, daß mir dein Mund
- So schönen
Vorsatz machet kund.
-
- Jedermann
- Hab nit von
heut noch morgen geredt.
-
- Jedermanns
Mutter
- Wenn nur dein
Wille dagegen nit steht.
- Einer Mutter
Herz ist wohl gestellt
- Wo nur ein
gutes Wörtlein hinfällt.
- Dein Vorsatz
ist noch klein und schwach,
- Zielt doch auf
eine heilige Sach
- Und daß
du so geantwort hast,
- Nimmt von der
Brust mir schwere Last.
-
- Jedermann
- Viel gute
Nacht, Frau Mutter nun,
- Ich
wünsch, du mögest sänftlich
ruhn.
-
- Jedermanns
Mutter
- So will ich,
mein lieber guter Sohn,
- Und ist mir
doch als ob ein Ton
- Gar schön
wie Flöten und Schalmein
- In deine Worte
tön herein!
- An solchen
Zeichen und Gesicht
- Mirs dieser
Tage nit gebricht.
- Ich nehm sie
als eine Vermahnung hin,
- Daß bald
ich eine Sterbende
bin.
- Geht.
-
- Jedermann
Szenenübersicht
- Nun hör
ich auch ein solch Getön,
- Sollt also
seltsam dies zugehn?
- O, nein, das
geschieht natürlicher Weis
- Wie wohl ichs
noch nit zu deuten weiß.
- Nun aber gehts
nit bloß ins Ohr,
- Tritt auch den
Augen was hervor.
-
-
- Buhlschaft
kommt heran, von Spielleuten und Buben, die
Windlichter tragen, begleitet.
(Reclam
27)
-
- Das ist ja
meine Buhle wert,
- Nach der mein
Herz schon hart begehrt.
- Hat Spielleut
mit eine ganze Schar
- Und kommt mich
abzuholen gar.
-
- Buhlschaft
- die andern
bleiben zurück
- Wer alls lang
auf sich warten läßt
- Und ist der
wertest aller Gäst,
- Den muß
man mit Zimbeln und Windlicht
- Abholen und
führen zu seiner Pflicht.
-
- Jedermann
- Er nimmt sie
bei der Hand, und sie reden im
Gehen.
- Du
schlägst die Lichter mit eigenem
Schein,
- Deine Red ist
süßer als Schalmein,
- Ist alls
für mich zu dieser Stund
- Wie Balsam
für die offne Wund.
-
- Buhlschaft
- War mir doch,
eh ich zu dir trat,
- Als ob dir
jemand nahe tat
- Und wär
dein helle Stirn und Wangen
- Von einer
Trübnis überhangen.
-
- Jedermann
- Wie, gelt ich
also viel vor dir,
- Daß du
solch Ding erspähst an mir?
- So bin ich dir
wahrhaftig dann
- Kein
ältlich, unbequemer Mann?
-
- Buhlschaft
- Mit dieser Red
geschieht mir weh,
- Dess' ich zu
dir mich nit verseh.
- Steh nit auf
grüne Buben an,
- Du bist mein
Buhl und lieber Mann.
-
- Jedermann
- Fühl mich
wahrhaftig herzensjung
- Und selber
bubenhaft genung,
- Und wenn ich
alls kein Bub mehr bin,
- So
zärtlicher ist drum mein Sinn.
-
- Buhlschaft
- Ein Bub liebt
frech und ohne Art,
(Reclam
28)
- Ein Mann ist
großmütig und zart.
- Hat milde
Händ und steten Sinn,
- Das zieht zu
ihm die Frauen hin.
-
- Jedermann
- Wenn eins
gemahnt wär an den Tod
- Und hätt
Melancholie und Not
- Und säh
auf deine Lieblichkeit,
- Dem tät
sein trübes Denken leid.
-
- Buhlschaft
- Das Wort allein
macht mir schon bang,
- Der Tod ist wie
die böse Schlang,
- Die unter
Blumen liegt verdeckt,
- Darf niemals
werden aufgeweckt.
-
- Jedermann
- Du
Süße, schaff ich dir noch
Sorgen?
- Wir lassen sie
unter Blumen verborgen
- Und wissen
nirgend nichts von Schlangen,
- Als zweien, die
gar hold umfangen.
-
- Buhlschaft
- Wie, wären
die mir auch bekannt,
- Wie werden
diese denn genannt?
-
- Jedermann
- Das sind die
lieben Arme dein,
- In diese sehn
ich mich hinein.
-
- Sie
küßt ihn und setzt ihm einen bunten
Blumenkranz auf, den ein Bub
darreicht.
- Ein Teil der
Buben läuft hinauf, sie streuen Blumen und
wohlriechende Kräuter. Ein Tisch kommt aus
dem Boden empor, reich gedeckt und mit Lichtern.
Jedermann und Buhlschaft treten jedes an eine
Seite der Treppe, die zum obern Gerüst
emporführt. Die Gäste, zehn
Junggesellen und zehn Fräulein, kommen
hinein von beiden Seiten tanzend und
singend.
-
- Vorsänger
- Ein Freund hat
uns beschieden, (Reclam
29)
- Er heißet
Jedermann,
- Der Mann ist
guter Art,
- Hat eine
Freundin zart,
- Drum blieb er
ungemieden
- Und hat er uns
beschieden,
- So treten wir
heran.
-
- Alle
- Wohlauf
antreten
- In
fröhlichem Tanz,
- einander
gegenüber
- Schalmeien,
Drommeten
- Wir sein hier
gebeten
- Zu Fackeln und
Glanz
- Und kommen mit
Tanz.
-
- Wir waren mit
Blicken
- Nit zaghaft und
bang,
- ineinander
verschränkt
- Nun gehts an
ein Drücken
- Recht nah und
gedrang,
- Wir wollen uns
verstricken
- Und schlingen
den Kranz,
- So wollen wir
vorrücken,
- Das ehret den
Tanz.
-
- Ein jeder
erwähle
- Mit liebendem
Sinn
- gemeinsam dicht
verschlungen vorrückend
- Und keiner
verhehle
- Seiner Freuden
Gewinn.
- Wir wollen uns
umstricken,
- Das wärmet
das Blut,
- So wollen wir
vorrücken
- Mit
fröhlichem Mut.
-
- Jedermann
- Seid allesamt
willkommen sehr,
- Erweist mir
heut die letzte Ehr.
-
- Ein
Fräulein
- Das ist ein
sonderlicher Gruß.
(Reclam
30)
-
- Dicker
Vetter
- Potz Maus, mein
Vetter Jedermann,
- Wie
grüßt Ihr uns, was ficht Euch
an?
-
- Buhlschaft
- Was ist dir,
was schafft dir Verdruß?
-
- Jedermann
- Ist unversehens
zu Mund so kommen,
- Ich heiß
euch alle recht schön
willkommen!
-
- Buhlschaft
- Nehmt, wie der
Sinn euch steht, die Plätz!
- Ihr Buben,
reicht Handwasser jetzt!
- Was stehst du
da und siehst so
fremd?
- Sie setzen
sich.
-
- Jedermann
- Sie sitzen ja
alle im Totenhemd!
-
- Buhlschaft
- Was ficht dich
an, bist du mir krank?
-
- Jedermann
- stehend
- Haha! ein
ungereimter Gedank!
- muß
lachen
-
- Ich trink jetzt
einen Becher Wein,
- Der macht das
Hirn von Dämpfen rein.
-
- Buhlschaft
- Sitz! red zu
ihnen ein freundlich Wort!
-
- Jedermann
- läßt
einen Blick umherschweifen, setzt
sich
- Ihr Leute, seid
ihr auch recht am Ort?
- Ihr sehet
mächtig fremd mir
aus.
- Ein
Schweigen.
-
- Dünner
Vetter
- Potz Velten,
Vetter Jedermann,
- Wollt Ihr uns
wiedrum treiben fort?
-
- Dicker
Vetter
- Das schafft Ihr
nicht so leicht, Potz Maus,
- Dazu ist Euer
Koch zu gut,
- Auch geht der
Wein recht warm ins Blut,
(Reclam
31)
- Freu mich,
daß ich hier seßhaft
bin.
-
- Jedermann
- Jawohl... nur
bloß... mir steht zu Sinn,
- Wie ihr da seid
hereingelaufen,
- So könnte
ich euch alle kaufen
- Und wiederum
verkaufen auch,
- Daß es
mir nit so nahe ging
- Als eines
Fingernagels Bruch.
-
- Ein
Gast
- Was soll uns
dieser grobe Spruch?
-
- Ein
Fräulein
- Was meint er
nur mit diesem Ding?
-
- Dicker
Vetter
- Die Reden sind
sonst nit sein Brauch.
-
- Buhlschaft
- die Hand auf
seiner Schulter
-
- Geht die Red
gleicherweis auf
mich?
- Jedermann
sieht sie an.
-
- Ein Gast
- halblaut
-
- Ist recht eines
reichen Mannes Red,
- Gar
überfrech und aufgebläht.
-
- Buhlschaft
- Dein Blick ist
starr und fürchterlich,
- Für was
willst du mich strafen, sprich.
-
- Jedermann
- Dich strafen,
Süße, ist mir fern,
- Lieb dich
gleich meinem Augenstern,
- Hab müssen
denken von ungefähr
- Wie deine Miene
beschaffen wär,
- Wenn dir auf
eins zukäm die Kund,
- Daß ich
müßt sterben zu dieser
Stund.
-
- Buhlschaft
- Um Christi
Willen, was ficht dich an,
- Mein Buhle
traut, mein lieber Mann,
- Ich bin bei
dir, sieh doch auf mich,
- Dein bin ich
heut und ewiglich.
-
- Jedermann
- Wenn ich dann
spräch: Bleibst du bei mir?
(Reclam
32)
- Willst dort bei
mir sein so wie
hier?
- Er
faßt sie an.
-
- Willst mich
geleiten nach der Stätte
- Und teilen mein
eiskaltes Bette?
- Fielest
ohnmächtig mir zu
Füßen,
- So hätte
ich meine Frag zu büßen!
- Wollt ich
trotzdem des Wegs dich locken
- Tät dir
das Blut in Adern stocken,
- Wäre mir
gedoppelt Marterqual
- Und Gall und
Essig allzumal,
- Wenn ich
müßt sehen mit eigenen
Augen
- Wie deine
süßen Schwür nit
taugen
- Und wie du
lösest deine Händ
- Aus meinen
Händen gar am
End
- Läßt
sie aus.
-
- Und deinen Mund
von meinem Mund
- Abtrennest in
der letzten Stund.
- O
weh.
- Er
seufzt.
-
- Buhlschaft
- steht
-
- Ihr lieben
Vettern und Leut,
- Mein Liebster
ist besonders heut,
- Weiß nit,
wes ich mich soll versehn,
- Könnt ihr
mit Rat mir nit beistehn?
-
- Jedermann
- starrt vor
sich und tut sich den Kranz aus dem
Haar.
-
- Buhlschaft
- Er sitzt nit
fröhlich und gepaart
- Und redt von
Dingen aus der Art,
- Hab nie zuvor
ihn so gesehn,
- Weiß nit
was ihm mag sein beschehn!
-
- Dünner
Vetter
- Potz Velten,
Vetter Jedermann,
- Habt Ihr leicht
die Melancholie?
- Wenn nit, was
sonsten ficht Euch an?
-
- Dicker
Vetter
- Kenn das, sitzt
hinterwärts der Stirn,
(Reclam
33)
- Ist eine
Trockenheit im Hirn,
- Ist mir von
meinem Herrn Vater bekannt.
- Mit ihm wars
öfter so bewandt.
- Mußt brav
eines trinken, mit Vergunst,
- Daß dir
der Wein das Hirn aufdunst.
-
- Ein
Fräulein
- Gehört ein
Absud in den Wein
- Von
Nießwurz, Veilchen oder Hanf.
-
- Dicker
Vetter
- Hier Buben
machet heiß den Wein
- Daß er
fast glühender aufdampf
- Und tut ein
Zimmet und Ingwer
ein.
- Sie machen
hinten den Wein glühend auf einer
Pfanne.
-
- Ein anderes
Fräulein
- Hab sagen
hören es gibt einen Stein
- Den trägt
die Schwalbe in ihrem Bauch
- Den haben die
großen Ärzt im Brauch
- Heißt
Chelidonius.
-
- Dünner
Vetter
- Nein
Calcedon!
- Hab öfter
reden hören davon.
- Ist
mächtig gegen die Melancholie.
-
- Ein drittes
Fräulein
- Ich mein, er
müßt mit der Sympathie
- Kuriert sein.
Ist giftiger Hauch
- Im Spiel hier
oder böser Blick.
- Wär mir
mein Liebster also krank
- Ich täts
probieren ohne Wank.
-
- Die
zweite
- Was tätst
probieren?
-
- Die
dritte
- Ist
geheim!
- Darf in
gemeinem Mund nit sein
- Verliert sonst
seine verborgne Kraft.
-
- Die
zweite
- Von wo hast du
die Wissenschaft? (Reclam
34)
-
- Die
dritte
- Habs halt
einmal und gebs nit preis.
- Sags aber ihr
ins Ohren
leis.
- Steht auf,
flüstert Buhlschaft ins Ohr. Gleichzeitig
reden mehrere unten am Tisch das
Folgende.
-
- Ein
Gast
- Wenn eins halt
allzeit lebt zu gut
- Das schafft ihm
ein verdecktes Blut,
- Einen armen und
beschwerten Mann
- Käm die
Melancholie nit
an.
- Lachen.
-
- Ein
Fräulein
- Was
heißen sie denn die Spielleut
nit
- Anheben mit
Blasen und Geigenstreichen
- Davor muß
immer der Trübsinn weichen.
-
- Ein anderes
Fräulein
- Wir wollen
anheben zu singen was
- Davon schon
öfter einer genas.
-
- Ein
Gast
- Darf aber ein
züchtig Lied nur sein.
-
- Ein
anderer
- Sie singt nit
anders als zart und fein.
-
- Der eine
Gast am untern Tisch
- Kennt ihr das
Lied, das anhebt so?
- »In
süßen Freuden geht die
Zeit«
- Davon so
dünkt mich müßt einer zur
Stund
- Wenn er es
anhört, werden gesund.
-
- Das eine
Fräulein
- Nein lasset
doch, sind wir denn Pfaffen?
- Was soll ein
geistlich Lied uns schaffen?
-
- Gast
- Ist nie und
nimmer kein Pfaffenlied
- Der Türmer
singts, wenn die Sonn aufzieht.
-
- Das eine
Fräulein
- Ich weiß
ein anderes, singen wir das.
-
- Das andere
Fräulein
- Ei was?
(Reclam
35)
-
- Der eine
Gast
- indem er sie
küßt
- Ei was, wenns
regnet, ist's naß.
-
- Das eine
Fräulein
- »Floret
silva undique«
- »Um meinen
Gesellen ist mir weh.«
-
- Der eine
Gast
- spottet ihr
nach
- »Floret
silva undique«
- »Um ihren
Gesellen ist ihr weh«.
-
- Das gleiche
Fräulein
- flattert
auf
- »Er ist
geritten von hinnen«
- »O weh,
wer soll mich
minnen!«
- Einige
wollen sie dämpfen, sehen alle auf
Jedermann.
-
- Ein anderer
Gast fällt ein
- »Steht
auch der Wald voll grünen
Schoß«
- »Wohin
doch ist mein Trautgenoß?«.
-
- Jedermann
- hat indes
den Becher Glühwein ausgetrunken und sieht
mit fröhlicher Miene
umher
- Seid
fröhlich, Vettern und liebe
Gäst,
- Mir ist nit
just recht wohl gewest
- Ein Trunk hat
mich gemacht gesund
- Nun
grüß ich erst meine
Tafelrund.
- War mir als
läg was auf der Brust,
- Nun hab ich
doppelt Lebenslust
- Bin froh
daß wir beisammen sein
- Ist mir ein
rechter Freudenwein.
- Schwillt mir
das Herz so übervoll
- Weiß gar
nit wie ichs sagen
soll
- Greift in
seiner Liebsten Haar.
-
- Sind
köstlich Ding doch auf der Welt
- Ist herrlich
gar um uns bestellt.
- Ja Lieb und
Freundschaft, die zwei sind viel
wert
- Wer die hat,
des Herz nit mehr begehrt.
- Kommt Wein dazu
und Saitenspiel
- So ist's schon
über Maßen viel.
- Ich hab euch
recht lieb, ihr lieben Gäst,
(Reclam
36)
- Ich bitt euch,
nützt die Stund aufs Best.
- Laßt eure
Kehl nit untätig sein
- Ein Lied geh
aus, wo eingeht der Wein.
- Verschränket
eure Stimmen aufs Best
- Und haltet
sänftlich die Liebste fest.
- Genützt
sei eine schöne Stund
- Mit Hand und
Aug und Herz und Mund!
- Ja, laßt
Euch nit lang gebeten sein
- Und singt uns
eins, lieber Vetter mein.
-
-
- Der dicke
Vetter
- Mein
dünner Vetter, o weh o weh
- Nun kommt sein
Lied vom kalten
Schnee.
- Sie singen
lachend.
-
- Der
dünne Vetter
- singt
- O weh o
weh
- Frau Minne mir
ist weh
- Frau
Minne!
- Greift her wie
sehr ich
brinne.
- Gekreisch.
-
- O
weh!
- Ein kalter
kalter Schnee
- Er
müßt vor Glut zerrinnen
- Darin das Herz
erstickt!
- Wollt helfen
mir Frau Minnen,
- Des wär
ich hoch beglückt.
-
- Alle singen
mit.
- Man
hört darein ein dumpfes Glockenläuten
Szenenübersicht
-
- Jedermann
- stößt
sein Glas von sich
- Was ist das
für ein Glockenläuten!
- Mich
dünkt, es kann nichts guts
bedeuten
- Der Schall ist
laut und todesbang
- Schafft mir im
Herzen Qual und
Drang.
- Steht
auf.
-
- Was läuten
Glocken zu dieser Zeit?
-
- Ein
Gast
- Ist nichts zu
hören weit und breit.
-
- Ein
anderer
- Hat einer
läuten hören Glocken?
-
- Ein
Fräulein
- Was Glocken,
was wird von Glocken geredt?
(Reclam
37)
-
- Ein
Anderer
- Wär eins
zu früh zur Morgenmett!
-
- Buhlschaft
- Ich bitt euch,
laßt das Singen nit stocken.
-
- Ein
Gast
- Hat einer von
euch was läuten hören?
-
- Ein
anderer lachend
- Nit läuten
meiner Seel noch schlagen.
-
- Buhlschaft
- Laßt euch
im Singen doch nit stören.
-
- Jedermann
- Ich bitt euch,
hat alls nichts zu sagen
- Jetzt hör
ichs nimmer, ist alls schon gut.
-
- Dicker
Vetter
- Kommt alls von
einem trägen Blut.
- Ich laß
Euch wärmen ein Becherlein.
-
- Jedermann
- Viel Dank,
guter Vetter, laßt nur
sein.
- Er setzt
sich wieder. Buhlschaft schmiegt sich an
ihn.
-
- Die am
untern Ende des Tisches singen
- »Floret
silva undique«
- und so fort als
Kanon.
-
- Indes sie
singen, kommt Jedermanns guter Gesell und nimmt
den leeren Platz am Tische ein. Indem der Gesang
leiser wird, hört man viele Stimmen
rufen.
-
- Stimmen
- Jedermann!
Jedermann! Jedermann!
-
- Jedermann
- springt
angstvoll auf
- Mein Gott wer
ruft da so nach mir?
- Von wo werd ich
gerufen so?
- Des werd ich im
Leben nimmer froh.
-
- Gesell
- Ei, Jedermann,
ich bin zur Stell.
-
- Buhlschaft
- Sieh,
Jedermann, doch, dein lieber Gesell.
(Reclam
38)
-
- Jedermann
- Ihr liebe
Freundschaft, sagt mir an
- Wer ruft so
gräßlich
»Jedermann«?
-
- Dünner
Vetter
- Hat müssen
grad ins Ohr dir dringen
- Ein Widerhall
von ihrem Singen.
-
- Jedermann
- Nein, nein! in
fürchterlicher Weis
- Und laut und
mächtiglich, nit leis
- So: Jedermann!
und Jedermann!
- Doch anderster
als ich's schaffen kann.
- Gar fremd und
doch bekannt zugleich
- Aus welchem
höllischen Bereich
- Hats
müssen also nach mir schrein
- Des kann ich
mich nimmer getrösten, nein!
- Jetzt, jetzt!
aufs neu, so hört doch an
- Wie streng sie
rufen »Jedermann«!
- Man
hört das gleiche Rufen wie
vordem.
-
- Buhlschaft
- Ich hör
keinen Laut.
-
- Der dicke
Vetter
- Ich hör
keinen Schall.
-
- Der
dünne Vetter
- Auch nit einen
leisen Widerhall.
-
- Gesell
- tritt zu
Jedermann'
- Ist Ohrentrug,
siehst nit wohl aus,
- Soll ich
geleiten dich nach Haus?
-
- Jedermann
- Wie ich auf
euch die Augen heft
- So kommen mir
zurück die Kräft
- Ich mein, es
könnt ein solches Schrein
- Kein zweitesmal
sich hier anheben.
- Tut mir recht
wohl der Lichterschein.
(Reclam
39)
- Sitz nieder
mein Gesell hierneben
- Und mögen
alle lieben Gäst
- Zulangen und
sich ergetzen aufs Best.
- Will morgen zu
gelegner Zeit
- Mit einem
Arzten Beratung pflegen
- Daß
solche Zufäll aller wegen
- Er wohlbedacht
mir hält hintan.
-
- Buhlschaft
- Mußt mirs
versprechen, lieber Mann!
- Müßt
ja vor Angst und Sorg vergehn
- Sollt ich dich
öftern also sehn.
-
- Sie essen
alle weiter und sind zärtlich
miteinander.
-
- Jedermann
- hebt sich
angstvoll
- Nun aber sag um
Gott, mein Lieb,
- Was brennen die
Lichter also trüb?
- Und wer kommt
hinter mir heran?
- Auf Erden
schreitet so kein Mann.
-
- Der Tod
steht da in einiger Entfernung. Alle Gäste
auf.
-
-
- Tod
Szenenübersicht
- Ei Jedermann!
ist so fröhlich dein Mut?
- Hast deinen
Schöpfer ganz vergessen?
-
- Jedermann
- Was fragst um
das zu dieser Stund?
- Bekümmerts
dich? Wer bist? Was solls?
-
- Tod
- Von deines
Schöpfers Majestät
- Bin ich nach
dir ausgesandt
- Und das in Eil:
drum steh ich da.
-
- Buhlschaft
ist von Jedermann
weggeglitten.
-
- Jedermann
- Wie, ausgesandt
nach
mir?
- Greift nach
seinem Herzen. Alle stehen ohne
Atem.
- Dem möchte
wohl so sein. Ei ja.
-
- Tod
(Reclam
40)
- Denn ob du ihm
gibst wenig Ehr
- In der
himmlischen Sphär
- Denkt er
dein,
- In welcher
Weis, das soll dir gleich gemeldet
sein.
-
- Jedermann
- die Augen
gesenkt tritt hinter sich
- Was will mein
Gott von mir?
-
- Tod
- Das will ich
dich weisen.
- Abrechnung will
er halten mit dir. Unverweilt!
-
- Jedermann
- mit einem
jähen Trotz
- Ganz und gar
bin ich unbereit
- Für solch
ein Rechnung legen.
- Müßt
ich das tun, da käm ich in Not
- Auch kenn ich
dich nit, was bist du für ein
Bot?
- Lautloses
Flüchten: Die Spielleut.
- Buhlschaft
ihre Kleider hebend.
-
- Tod
- Ich bin der
Tod, ich scheu keinen Mann
- Tret jeglichen
an und verschone
keinen.
- Es
flüchten viele.
-
- Jedermann
- Bist du
derselbig, hör mich an.
- Ich bin ein
mächtig reicher Mann.
- Die Sach soll
aufgeschoben sein.
- Nur dies tu!
Willst's nit? Tust's nit?
-
- Tod
- Nein.
- Mein Brauch ist
gradaus umgekehrt.
- Wird dir kein
Aufschub nit gewährt.
- Du kommst mit
mir und zögerst nit.
-
- Jedermann
- Was? keine
Frist willst du mir geben
- Und
überfällst eins ungewarnt
- Gar mitten drin
im besten Leben?
- Gotts Blut! das
ist kein ehrlich Spiel!
- Damit erwirbst
dir Ruhm nit viel.
- Denn daß
ichs nur sag, bin nit bereit,
- Mein Schuldbuch
auch ist nit so weit
- Hätt ich
für mich so zehn, zwölf Jahre
Zeit,
- Ich wollt es in
der Ordnung han,
- Daß keine
Furcht mich gienget an
- Das wollt ich
so steh Gott mir bei.
- Drum aus Gotts
Gnaden laß mich hier
- Daß ich
das Ding in Ordnung führ.
-
- Tod
- Hie hilft kein
Weinen und kein Beten
- Die Reis
mußt alsbald antreten.
-
- Jedermann
(Reclam
41)
- O Gott der
Gnaden auf himmlischem Thron
- Erbarm dich
meiner schweren Not!
- Wird mir zum
Gefährten für diesen Weg
- Kein anderer
als du bestellt?
- Soll ich aus
dieser Erdenwelt
- Hinaus und kein
Geleite haben?
- Und war doch
hier niemals allein,
- Mußt
allerwegen gesellig sein.
-
- Tod
- sieht sich
um
- Nun ist
Geselligkeit am End
- Ring nit
vergebner Weis die Händ
- Schleun dich,
jetzt gehts vor Gottes Thron
- Dort
empfängest deinen
Lohn.
- Tut einen
Schritt auf ihn zu. Stärkeres
Flüchten.
-
- Wie, hat dich
Narren wollen bedünken
- Das Erdengut
und dies dein Leben
- Wäre dir
alles zu Eigen gegeben?
-
- Jedermann
- So war ich
vermeinend, wahrhaftig und ja.
-
- Tod
- Nichts da, war
alls dir nur geliehen.
- Bist du dahin
erbts einen andern
- Und über
eine Weil schlägt dem sein
Stund
- Und er
muß alles hier lassen und
wandern.
- Ich komm halt
schnell.
-
- Jedermann
- Nur einen
Tag!
- Nur diese Nacht
bis Sonnaufgehn
- Daß ich
mit Reu mög in mich gehn
- Und hören
auf des Priesters Lehr
- Und bessern
mich nach deinem Begehr.
-
- Tod
- Dergleichen
wird von mir nit erbeten,
- Wo ich einen
Mann tu antreten,
- Den schlag ich
auf sein Herz mit Macht
- Wird vorher
kein Anzeig beigebracht.
-
- Jedermann
(Reclam
42)
- O weh! Nun ist
wohl Weinens Zeit!
- Nun steh ich da
hab kein Geleit.
-
- Tod
- Mit Weinen wird
nur Zeit vertan.
-
- Jedermann
- Weh über
mich was heb ich an!
- Hätt ich
ein ledig Stündlein Zeit
- Mir zu gewinnen
ein Geleit.
- Daß ich
nicht mutterkindallein
- Vor meinem
Richter müßte sein.
-
- Tod
- Meinst du,
daß solches dir gewinnst?
- Ich sag, sie
weigern dir den Dienst.
-
- Jedermann
- Nur nit allein
vor das Gericht!
- Nur Redens und
Ratens ein Stündlein Zeit
- Um Christi
Gotts Barmherzigkeit!
-
- Tod
- Meinshalb, ich
tret dir aus dem Gesicht,
- Nur merk, vertu
nit diese Frist
- Und nütz
sie klüglich als ein Christ.
- Geht hinauf,
wird unsichtbar.
-
-
- Jedermann
Szenenübersicht
- tritt zu
seinem Gesellen
- Mein guter
Gesell, du weißts -
-
- Gesell
- Ich
weiß.
- War nit
fünf Schritt weit, Jedermann
- Wie dich der
Tod hat treten
an!
- Die andern
treten weg. Noch mehrere gehn.
-
- Und hab euch
reden hören alls
- Schlägt
mir das Herz bis an den Hals!
- Ein froher Mann
und kerngesund
- Das warst du
bis zu dieser Stund
- Nun kommt mich
schier das Weinen an
- Wenn ich dich
anschau, Jedermann.
-
- Jedermann
- Hab vielen
Dank, mein guter Gesell.
-
- Gesell
(Reclam
43)
- Was dir noch
Not tut, sag du schnell.
-
- Jedermann
- Du bist mir
wahrhaft ein guter Freund
- Dich hab ich
allzeit treu befunden.
-
- Gesell
- Und sollst mich
finden zu allen Stunden.
- Denn glaub du
mir, ging deine Reis
- Geradewegs
hinab zur Höll
- Hie
fändest du den Gefährten zur
Stell.
-
- Jedermann
- Gott steht mir
bei du lieber Mann
- Daß ichs
um dich verdienen kann.
-
- Gesell
- Ist von
Verdienen nit die Sprach,
- Wär mir
die allergrößte Schmach
- Wollt ichs mit
dem Mund mich unterwinden
- Und sollt man
in Taten mich lässig finden.
-
- Jedermann
- Mein
Freund!
-
- Gesell
- Sprich frei, tu
auf den Mund
- Muß alls
mir werden offenbart
- Ich steh bei
dir bis zur letzten Stund
- Recht nach
guter Gesellen
Art.
- Jedermann
will den Mund auftun.
-
- Gesell
- Dein Jammer
geht mir mächtig nah
- Soll alles was
aufs Herz dir druckt
- Von diesem
ganzen Erdenwesen
- Von mir
getreulich sein verwesen.
- Sag, ist dir
von etlichen Leids getan?
- Sie sollen ihre
Strafen han,
- Von meiner Hand
mit scharfem Eisen
- Und
müßt ich darüber ins Gras
beißen!
-
- Jedermann
- Ist nit um dies
mir, bei Gotts Blut!
-
- Gesell
(Reclam
44)
- Es geht dir um
dein Geld und Gut
- Das schafft dir
große Sorgenlast,
- Daß keine
Leibeserben hast.
-
- Jedermann
- Nein, Lieber,
nein!
-
- Gesell
- Braucht nit
viel Wort
- Bei mir ist
dein Vertraun am Ort
- Der Kaufbrief
da ist wohl verwahrt
- Dir ist um
deine Freundin zart
- Daß
deines Reichtums auf sie komm
- Soviel als ihr
auf immer fromm.
-
- Jedermann
- Nein, Lieber,
Guter, hör mich an.
-
- Gesell
- Spar dir die
Reden Jedermann
- Bist ohne viel
von mir verstanden.
-
- Jedermann
- Ach! ganz was
anders schafft mir Qual
- Viel
näheres, mein guter Gesell!
-
- Gesell
- Heraus damit,
laß hören schnell
- Merk, Freundes
Mund tröst allemal.
-
- Jedermann
- Ja, du mein
Freund!
-
- Gesell
- Willst mich nit
weisen?
- Könnt
sein, dir blieb sonst nit die Zeit.
-
- Jedermann
- O weh, das
wär mir bitter leid.
-
- Gesell
- Sag deine Sach!
Frisch, Jedermann.
- Wo bliebe unsre
Freundschaft dann?
-
- Jedermann
- Wenn ich dir
tät mein Herz
aufschließen
- Und du, du
kehrtest den Rücken mir
- Und
ließest dich meine Red verdrießen,
(Reclam
45)
- Des hätte
ich wohl zehnfach Gram und Weh!
-
- Gesell
- Herr, wie ich
zu Euch gesprochen eh,
- So will ich
tun.
-
- Jedermann
(Reclam
45)
- So dank dir
Gott.
- Mir ist
befohlen, mich fortzuheben
- Der Weg ist
weit und voll Beschwer
- Und was dann
kommt, noch weit mehr,
- Denn ich soll
eine Rechnung geben
- Von meinem
Reichtum und all meinem Leben
- Vor meinem
Schöpfer und höchsten
Richter!
- hastig
-
- Drum also komm
mit, mein guter Gesell,
- zieht ihn am
Mantel
-
- Wie dus
versprochen hast, zur Stell.
-
- Gesell
- Ei ja, das ist
schon eine Sach
- Versprechen und
brechen, das wär mir Schmach,
- Daran nur
denken macht mir heiß.
-
- Jedermann
- O
du!
-
- Gesell
- Doch sollt ich
antreten die Reis,
- Da heißt
es sich beraten und gut.
-
- Jedermann
- Was? sprachest
doch auf jeglicher Straßen,
- Wolltest nicht
lebend noch tot mich verlassen,
- Und wär es
geraden Wegs zur Höll?
-
- Gesell
- Richtig, so war
meine Red, Hand aufs Herz!
- Aber die
Wahrheit zu vermelden
- Ist jetzo nicht
Zeit für dergleichen Scherz.
- Ist fast
bereits ernsthaft die Sachlag.
- Und dann, wenn
wir die Reis wollten antreten,
- Wann kämen
wir wiederum hierher?
- Ei, gib doch
Antwort.
-
- Jedermann
(Reclam
46)
- Nimmermehr.
- Nimmermehr bis
an den Jüngsten Tag.
-
- Gesell
- Dann bei Gotts
Tod bleib ich hintan
- Wenn in dem
Sinn die Meldung beschah,
- Dann stehts,
daß ich die Reis nit tu.
-
- Jedermann
- Nit
tust?
-
- Gesell
- Nein, alsdann
bleib ich am Ort.
- Ich sag dir,
wie mir ist zu Sinn
- Du weißt,
daß ich freimütig bin.
- Itzt stehts,
daß ich die Reis nit tu
- Um keiner
lebenden Seel fürwahr
- Auch nit um
meines Herrn Vaters Lieb,
- Gott schenk ihm
ansonsten die ewige Ruh.
-
- Jedermann
- Um Gott! Hast
mir was anders versprochen!
-
- Gesell
- Weiß
wohl. Und ist recht in Treuen
beschehn,
- Und so du
wolltest was anders begehn,
- Mit Frauen, was
Gutes in Kumpanei,
- Oder was es
sonsten sei,
- Solltest an
deiner Seiten mich sehn,
- So lange Gott
läßt einen hellen Tag
sein,
- Und auch des
Nachts bei Fackelschein.
- Das sag ich in
Treuen!
- Schickt sich
an zu gehen.
-
- Jedermann
- O deiner bedarf
ich jetzt gar sehr
- Jetzt
heißt es: Gesell gedenke mein.
- Hält
ihn.
-
- Gesell
- Ob wir Genossen
waren, ob nit,
- Hinfort tu ich
mit dir keinen Schritt.
-
- Jedermann
- So bitt ich
dich, nimm soviel auf dich,
- Um Christi
Gotts Barmherzigkeit,
- Und gib mir
tröstliches Geleit
(Reclam
47)
- Bis vor die
Stadt.
-
- Gesell
- reißt
sich los
- Ich tu dirs
nit,
- Setz einen
Fuß nit vor den andern,
- Nit um ein
neues Feierkleid.
- Ließest
du dir ein wenig Zeit,
- So wollt ich
dich nit allein lassen stehn,
- Nun aber kann
ich nit harren bei dir.
- Über
die Schulter zurück
-
- So geb dir Gott
eine schleunige Fahrt
- Dahin recht
sänftlich in guter Art
- Muß
eilends jetzt meines Weges gehn.
-
- Jedermann
- einen
Schritt ihm nach
- Wohin Gesell?
Willst mich verlassen ganz und gar?
-
- Gesell
- Wohl, wohl.
Gott nehm deiner Seelen wahr.
-
- Jedermann
- Leb wohl, mein
Freund, um dich wird mir mein Herz arg
schwer,
- Leb immer wohl,
dich seh ich nun auch nimmermehr.
-
- Gesell
- Leb wohl auch,
Jedermann, leb wohl am End, gib mir die
Hand,
- Ja, Scheiden
tut recht weh, das hab ich jetzt
erkannt.
- Er
geht.
-
- Jedermann
- O weh, wohin
soll ich nun um Hilf in der Welt.
- War mein
Gesell, solang ich fröhlich war
- Nun trägt
er wenig Leid um mich ganz
unverstellt.
- Streicht
sich die Stirn
-
- Hab eh und
immer was reden hören
- Das ging mir
aber gar nit nah
- Bis heute, da
mir das geschah.
- Es hieß:
So lang einer im Glück ist,
- Der hat Freunde
die Menge,
- Doch wenn ihm
das Glück den Rücken kehrt,
(Reclam
48)
- Dann
verläuft sich das
Gedränge.
- Flüchten.
-
- O
weh, so siehet das nun aus, Szenenübersicht
- Schnürt
mir die Kehl vor Angst und
Graus.
- Er wird die
Vettern gewahr, die noch beiseite stehen, und
sein Gesicht hellt sich auf.
-
- Da stehen meine
Blutsfreunde ja,
- Vielliebe
Vettern bleibt mir
nah.
- Leichtes
Zurückgehen.
-
- Ihr seid
wahrhaftig recht am Ort,
- Weiß auf
der Welt kein schöner Wort
- Als dieses: Art
läßt nicht von Art,
- Das wird von
euch heut recht gewahrt,
- Da ihr in
dieser schweren Stund
- Mein
Beiständ seid mit Hand und
Mund.
- Heftig ihn
anfassend
-
- Dicker
Vetter
- Geruhig Blut,
mein Vetter Jedermann,
- Nur ruhig Blut,
das ist alls, was ich sagen kann.
-
- Jedermann
- Ihr lasset mich
auch nit -
-
- Dicker
Vetter
- Nur ruhig
Blut,
- Ist gar von
Lassen nit die Sprach,
- In Stich Euch
lassen, das wär uns Schmach.
- Etwas
abseits.
-
- Dünner
Vetter
- Euch widerfuhr
so Liebes wie Leides,
- Mit Euch zu
teilen begehren wir beides.
-
- Dicker
Vetter
- Ja, wie gesagt
- - ei freilich ja!
- Ihr seht, wir
stehn Euch treulich nah.
-
- Jedermann
- O vielen Dank,
ihr Blutsfreunde mein.
-
- Dicker
Vetter
- Da wir doch
Anverwandte sein!
-
- Jedermann
- Ihr habt
gesehn, es kam ein Bot,
- Der kam auf
hohen Königs Gebot.
-
- Dicker
Vetter
- Ja, - - ich
weiß, Vetter Jedermann - -
(Reclam
49)
- Die Sach ist
eben so bewandt,
- Daß ich
in der nichts machen kann.
-
- Jedermann
- Er hieß
einer Fahrt mich unterwinden.
-
- Dicker
Vetter
- Ja, wie gesagt
-
-
- Jedermann
- Von dieser
Fahrt - -
-
- Dicker
Vetter
- Nun, wie
gesprochen, Art läßt nicht von
Art!
-
- Jedermann
- Von dieser
Fahrt, das weiß ich wohl,
- Werd ich nimmer
zurücke finden.
-
- Dicker
Vetter
- Ei nimmer! Ja,
wo halt nichts ist,
- Da hat der
Kaiser 's Recht verloren!
-
- Jedermann
- Mein Vetter,
hörtet Ihr, was ich sprach?
-
- Dicker
Vetter
- Ihr redet nit
zu tauben Ohren.
-
- Dünner
Vetter
- Ei, nein,
wahrhaftig nit, Gotts Not.
-
- Jedermann
- Ich werd da
nimmer zurücke finden.
-
- Dicker
Vetter
- Habt Ihr auch
richtig verstanden den Bot?
-
- Jedermann
- Ich
ihn?
-
- Dicker
Vetter
- Die Red und den
Verstand,
- Habt Ihr das
richtig wohl gefaßt?
-
- Jedermann
- Ob ich?
-
-
- Dicker
Vetter
- Das war schon,
daß ich sag,
- Ein recht ein
ungebetner Gast. (Reclam
50)
- Hm,
Vetter.
-
- Dünner
Vetter
- Ja, ich mein,
Gott seis geklagt -
-
- Dicker
Vetter
- So meint Ihr
auch wie ich? Ja, wie gesagt
- entschlossen
-
- Ja Gott
befohlen, Vetter Jedermann,
- Da habt Ihr
alles, was ich sagen kann.
- Wendet sich
zu gehn.
-
- Jedermann
- Ihr Vettern,
bleibet, hört mich an!
-
- Dünner
Vetter
- Hast du
vielleicht noch ein Begehr?
- Sprich
kühnlich, Vetter Jedermann.
-
- Jedermann
- angstvoll
- Ich muß
dort eine Rechnung legen
- Und hab einen
Feind, der allerwegen
- Mir will in
meinen Weg treten
- O hört
mich an! mit großer
Stärken.
-
- Dicker
Vetter
- Was denn
für Rechnung, sagt doch an.
-
- Jedermann
- Von all meinen
irdischen Werken:
- Wie ich meine
Tage hab hingebracht
- Und was ich
Arges hab getan,
- Die Jahr all
bei Tag und Nacht,
- Drum seid um
Christi willen gebeten,
- Und helft mir
meine Sach vertreten.
-
- Dünner
Vetter
- Was, dorthin?
Geht es Euch auf das!
- Nein,
Jedermann, da geh ich nit,
- Kannst mich nit
zum Geleiter kriegen!
- Wollt lieber in
einm finstern Gelaß
- Bei Wasser und
Brot zehn Jahre liegen.
-
- Jedermann
- Oh, daß
ich nit geboren wär,
- Nun werd ich
fröhlich nimmermehr,
(Reclam
51)
- Wenn ihr mich
da verlasset dann.
-
- Dicker
Vetter
- Ei Mann! Was
denn! Sei du fröhlich Mann!
- Nimm dich und
fang nit Jammerns an!
- Nur eins
mußt dir gesagt sein lassen
- Mich bringst
einmal nit in die Gassen.
- Er
geht.
-
- Jedermann
- zum
dünnen Vetter
- Mein Vetter
willst nit mit mir gehen?
-
- Dünner
Vetter
- Hab jetzt,
Gotts Tod, Krampf in den Zehen,
- Ist ein arg
Übel, Jedermann,
- Das fällt
mich unversehens an.
-
- Dicker
Vetter
- bleibt
nochmal stehen und spricht über die
Schulter zurück
- Uns wirst nit
verführen, das laß nur
sein,
- Doch hab ich
ein schön bös Weib daheim,
- Die
mächtig gern auf Reisen geht,
- Die geb ich dir
in guter Art,
- Wenn die dir zu
Gesichte steht,
- Leicht,
daß sie mit dir geht auf deine
Fahrt.
- Geht.
-
- Jedermann
- Nein, zeig mir
an, weß Sinns du bist,
- Ob ich in
meiner ärgsten Pein,
- Von dir soll
dran gegeben sein,
- Ob du willst
mit mir gehn oder dahinten bleiben.
- Das ist alles,
was ich wissen muß.
-
- Dicker
Vetter
- Dahinten
bleiben und ein'n schönen
Gruß
- Auf Wiedersehn
ein andermal.
- Sie
gehen.
-
- Jedermann
- Ach Jesus, ist
das aller Dinge End,
- Versprochen
haben sie mir gar viel,
- Vom Halten
lassen sie ihre Händ.
-
- Dünner
Vetter (Reclam
52)
- wendet sich
und tritt nochmals an Jedermann
heran
-
- Es ist nit
üblich in solcher Weis
- Die Leut zu
beschicken zu einer Reis,
- Dergleichen
Anmutung ist nit zart
- Und hat mir
keine rechte Art.
- Hast deiner
leibeignen Knecht genug,
- Die magst dazu
aufbieten mit Fug.
- Aber die lieben
Verwandten dein
- Sollten da zu
wert dir sein.
- Geht.
-
-
- Jedermann
Szenenübersicht
- Leibeigne
Knecht, was sollen mir die,
- Wenn ich die
mitnähm, das wär ein Ding,
- Davon ich Hilfe
hätt gering.
- Er sieht
sich um.
-
- Ist alls zu End
das Freudenmahl
- Und alle fort
aus meinem
Saal?
- Er geht
hinauf zu dem Tisch. Etliche, die dort noch
saßen und tranken, werden ihn gewahr,
springen auf und flüchten. Der Tisch
versinkt.
-
- Bleibt mir
keine andere Hilfe dann,
- Bin ich denn
ein verlorner Mann?
- Und ganz
alleinig auf der Welt,
- Ist es schon so
um mich bestellt,
- Hat mich Der
schon dazu gemacht,
- Ganz nackend
und ohn alle Macht,
- Als läg
ich schon in meinem Grab,
- Wo ich doch
mein warm Blut noch hab
- Und Knecht mir
noch gehorsam sein
- Und Häuser
viel und Schätze mein,
- Auf! schlagt
die Feuerglocken drein!
- Ihr Knecht nit
lungert in dem Haus,
- Kommt allesamt
zu mir
heraus.
- Hausvogt mit
etlichen Knechten kommen eilig.
-
- Jedermann
- Ich muß
schnell eine Reise tun,
(Reclam
53)
- Und das zu
Fuß und nit zu Wagen,
- Gesamte Knecht,
die sollen mit,
- Und meine
große Geldtruhen,
- Die sollen sie
herbeitragen.
- Die Reis wird
wie ein Kriegszug scharf,
- Daß ich
der Schätze sehr bedarf.
-
- Hausvogt
- Die schwere
Truhn, die drinnen steht?
-
- Jedermann
- Ja, eilig, ohne
viel
Gered.
- Mehrere
Knechte sammeln sich, ihrer acht bringen die
schwere Truhe getragen.
-
- Hab euch
berufen für eine Reis,
- Daß jeder
mir Gehorsam erweis.
- Die Reis ist
seltsam und recht weit
- Und fordert
zuverlässige Leut,
- Daß sie
in aller Still gescheh
- Des ich zu euch
mich wohl verseh.
-
- Knecht
- Die Truhen, die
ist marterschwer.
-
- Hausvogt
- Ihr tut, was
anbefiehlt der
Herr.
- Zug setzt
sich in Bewegung.
-
- Jedermann
- Nun, wollen wir
die Reis angehen,
- Ganz in der
Still, heimlicher Weis.
- Tod tritt in
etlicher Entfernung hervor.
-
- Erster
Knecht
- Dort steht ein
Teufel und winkt uns Halt.
-
- Hausvogt
- Nein, ist der
Tod grausamer Gstalt,
- Er kommt auf
uns zu mit
Gewalt.
- Knechte
lassen die Truhen stehen und fliehen, Hausvogt
desgleichen.
-
- Tod
(Reclam
54)
- Du Narr, bald
ist die Stund vertan,
- Nimmst immer
noch Vernunft nit an.
- Weißt nit
ein recht Geleit zu suchen,
- Bald wirst
verzweifeln und dir fluchen.
- Verschwindet.
-
- Jedermann
- Ach Gott, wie
graust mir vor dem Tod,
- Der
Angstschweiß bricht mir aus vor
Not,
- Kann der die
Seel im Leib uns morden,
- Was ist denn
jählings aus mir worden?
- Hab immer doch
in bösen Stunden
- Mir irgendeinen
Trost ausfunden.
- War nie
verlassen ganz und gar,
- Nie kein
erbärmlich armer Narr.
- War immer wo
doch noch ein Halt,
- Und habs
gewendet mit Gewalt.
- Sind all denn
meine Kräft dahin,
- Und alls
verworren schon mein Sinn,
- Daß mich
kaum mehr besinnen kann,
- Wer bin ich
denn: der Jedermann,
- Der reiche
Jedermann allzeit.
- Das ist mein
Hand, das ist mein Kleid
- Und was da
steht auf diesem Platz,
- Das ist mein
Geld, das ist mein Schatz,
- Durch den ich
jederzeit mit Macht
- Hab alles
spielend vor mich bracht.
- Nun wird mir
wohl, daß ich den seh
- Recht bei der
Hand in meiner Näh.
- Wenn ich bei
dem verharren kann
- Geht mich kein
Graus und Ängsten an.
- Weh aber, ich
muß ja dorthin,
- Das kommt mir
jählings in den Sinn.
- Der Bot war da,
die Ladung ist beschehn
- Nun heißt
es auf und dorthin gehn.
-
Wirft sich auf die Truhe.
(Reclam 55)
Szenenübersicht
-
- Nit ohne dich,
du mußt mit mir,
- Laß dich
um alls nit hinter mir.
- Du mußt
jetzt in ein andres Haus,
- Drum auf mit
dir und schnell
heraus.
- Die Truhe
springt auf, Mammon richtet sich auf.
Groß.
-
- Mammon
- Ei Jedermann,
was ist mit dir?
- Du bist ja
grausamlich in Eil
- Und bleich wie
Kreiden all die Weil.
-
- Jedermann
- Wer bist denn
du?
-
- Mammon
- Kennst vom
Gesicht mich nit
- Und willst mich
dorthin zerren mit?
- Dein Reichtum
bin ich halt, dein Geld,
- Dein eins und
alles auf der Welt.
- Mammons Hand
bedeckt mit Ringen; lange
Krallen.
-
- Jedermann
- sieht ihn
an
- Dein Antlitz
dünkt mir nit so gut
- Gibt mir nit
rechten Freudenmut
- Das ist
gleichviel, du mußt mitgehen.
-
- Mammon
- Was solls, kann
alls von hier geschehen,
- Weißt
wohl, was ich in Mächten hab,
- Sag was dich
drückt, dem helf ich ab.
-
- Jedermann
- Die Sach ist
anderster bewandt,
- Es ist von wo
um mich gesandt.
-
- Mammon
- ein langer
Blick
- Von
-
-
- Jedermann
- schlägt
die Augen nieder
- Ja, es war ein
Bot bei mir.
-
- Mammon
- Ist es an dem,
du mußt von hier?!
- Ei was, na ja,
gehab dich wohl
- Ein Bot war da,
daß er ihn hol
(Reclam
56)
- Dorthin, das
ist ja schleunig kommen
- Hab vordem
nichts derart vernommen.
-
- Jedermann
- Und du gehst
mit, es ist an dem.
-
- Mammon
- Nit einen
Schritt, bin hier bequem.
-
- Jedermann
- Bist mein, mein
Eigentum, mein Sach.
-
- Mammon
- Dein Eigen, ha,
daß ich nit lach.
-
- Jedermann
- Willst
aufrebellen, du Verflucht! du Ding!
- Will ihn
nehmen
-
- Mammon
- stößt
ihn weg
- Du, trau mir
nit, dein Wut acht ich gering,
- Wird umkehrt
wohl beschaffen sein.
- Ich steh gar
groß, du zwergisch klein.
- Du Kleiner
wirst wohl sein der Knecht,
- Und dünkts
dich, anders wärs gewesen,
- Das war ein
Trug und Narrenwesen.
-
- Jedermann
- Hab dich gehabt
zu meim Befehl.
-
- Mammon
- Und ich regiert
in deiner Seel.
-
- Jedermann
- Warst mir zu
Diensten in Haus und Gassen.
-
- Mammon
- Ja, dich am
Schnürl tanzen lassen.
-
- Jedermann
- Warst mein
leibeigner Knecht und Sklav.
-
- Mammon
- Nein, du mein
Hampelmann, recht brav.
-
- Jedermann
- Hab dich allein
gedurft anrühren.
-
- Mammon
- Und ich
alleinig dich nasführen.
(Reclam
57)
- Du Laff, du
ungebrannter Narr,
- Erznarr du,
Jedermann sieh zu,
- Ich bleib
dahier und wo bleibst du?
- Was ich in dich
hab eingelegt
- Darnach hast du
dich halt geregt.
- Das war ein
Pracht und ein Ansehen,
- Ein Hoffart und
ein Aufblähen
- Und ein
verflucht wollüstig Rasen,
- War alls durch
mich ihm eingeblasen,
- Und was ihn
itzt noch aufrecht hält,
- Daß er
nit platt an' Boden fällt
- Und alle Viere
von sich reckt
- Und hält
ihn noch emporgestreckt,
- Das ist allein
sein Geld und Gut
- Da hier springt
all dein Lebensmut.
- Hebt eine
Handvoll Geld aus der Truhe und läßt
es wieder fallen.
-
- Fällt aber
in die Truhen zurück
- Und damit ist
zu End dein Glück.
- Bald werden dir
die Sinn vergehen
- Und mich wirst
nimmer wiedersehen.
- War dir
geliehen für irdische Täg
- Und geh nit mit
auf deinen Weg,
- Geh nit, bleib
hier, laß dich allein
- Ganz bloß
und nackt in Not und Pein.
-
- Jedermann
- leichenblaß.
- Ist alls um
nichts dein Handausrecken
- Und hilft kein
Knirschen und
Zähnebläcken,
- Fährst in
die Gruben nackt und bloß,
- So wie du kamst
aus Mutter Schoß.
- Bückt
sich, die Truhe springt zu.
-
- Jedermann
Szenenübersicht
- ohne
Sprache, eine lange Stille.
-
- Werke wird
sichtbar, einer Kranken gleich, auf einem
elenden Lager gebettet, richtet sich halb auf
und ruft mit schwacher Stimme
-
- Werke
(Reclam
58)
- Jedermann!
-
- Jedermann
- hört
nicht
-
- Werke
- Jedermann,
hörst mich nit?
-
- Jedermann
- vor
sich
- Ist als wenn
eins gerufen hätt,
- Die Stimme war
schwach und doch recht klar,
- Hilf Gott,
daß es nit meine Mutter war.
- Ist gar ein
alt, gebrechlich Weib,
- Möcht,
daß der Anblick erspart ihr
bleib.
- O nur so viel
erbarm dich mein,
- Laß das
nit meine Mutter sein!
-
- Werke
- Jedermann!
-
- Jedermann
- Seis wer da
will, hab itzt nit Muß
- Für
irdisch Händel und
Verdruß.
-
- Werke
- Hörst mich
nit, Jedermann?
-
- Jedermann
- Ist ein krank
Weib,
- Was
kümmerts mich, soll sehn wo sie
bleib.
-
- Werke
- Mein Jedermann,
ich gehör zu dir,
- Um deinetwillen
lieg ich hier.
-
- Jedermann
- Wie soll denn
das bewendet sein?
-
- Werke
- richtet sich
halb auf
- Sieh, ich bin
all die Werke dein.
-
- Jedermann
- Ich will kein
Spott, ich sterb allweg.
-
- Werke
- Komm doch zu
mir den kleinen Weg.
- Sinkt
zurück.
-
- Jedermann
- Das wird mit
Willen nit geschehn,
- Meine Werke
will ich jetzt nit sehn.
(Reclam
59)
- Ist nit der
Anblick, nach dem mich verlangte
- Sieht nach
der andern Seite.
-
- Werke
- ist zu Boden
gesunken
- Bin
schmählich schwach, muß liegen
hier,
- Wär ichs
imstande ich lief zu dir.
-
- Jedermann
- Brauch nit ein
fremd Gebrest dahier,
- Liegt Angst und
Marter gnug auf mir.
-
- Werke
- hebt sich
ein geringes
- Mich brauchst,
der Weg ist schreckbar weit,
- Bist annoch
ohne ein Geleit.
-
- Jedermann
- Des Weges
muß ich itzt allein -
-
- Werke
- versucht
sich aufzuraffen
- Nein, ich will
mit, denn ich bin
dein.
- Jedermann
sieht hin.
-
- Werke
- Auf mir liegt
viel Gebrest und Last,
- Indem du mein
gedacht nit hast.
- Ohn dich
könnt ich mich flink bewegen,
- Lief dir zu
Seit auf allen Wegen.
-
- Jedermann
- geht zu
ihr
- O Werke mein,
mit mir stehts schlecht.
- Ist mir gar
sehr um guten Rat,
- Und daß
mir eines Hilfe brächt!
-
- Werke
- richtet sich
mühselig an ihren Krücken
auf
- Jedermann, ich
hab wohl vernommen
- Du bist
entboten zu deinem Erlöser,
- Vor ein
höchst Gericht zu kommen!
- Willst du nit
gehn verloren, Mann,
- Tritt nit
allein die Wandrung an,
- Das sag ich
dir!
-
- Jedermann
- Willst du mit
mir?
-
- Werke
- Ob ich mit dir
den Weg will gehn?
- Fragst du mich
das, mein Jedermann?
-
- Jedermann
(Reclam
60)
- sieht ihr in
die Augen
- Wie du mich
sehnlich siehest an
- Ist mir, als
hätt in meinem Leben
- Nit Freund,
noch Liebste, nit Weib noch Mann
- Mir keinen
solchen Blick gegeben!
-
- Werke
- O Jedermann,
daß du so später Stund
- Dich kehrest zu
meinem Aug' und Mund!
-
- Jedermann
- Hast ein
Gesicht verhärmt und bleich
- Und dünkt
mich doch an Schönheit reich.
- Mir ist, je
mehr ich dich anseh,
- So mehr wird
mir im Herzen weh,
- Und
sänftlich auch, vermischter
Weis,
- Daß ich
mich nit zu nehmen weiß.
- Mir ist,
könnt deiner Augen Schein
- Durch meine
Augen dringen ein,
- Ein
großes Heil und Segen dann
- Geschäh an
einem armen Mann.
- Doch weiß
ich, dies ist nun versäumt,
- Und jetzt ist
alls nur wie geträumt!
-
- Werke
- Hättest
erkannt in deinem Sinn,
- Daß ich
nit völlig häßlich
bin,
- Wärest bei
mir verblieben viel
- Und fern der
Welt und bösem Spiel!
- Komm
näher, meine Stimm ist leis
- Bei Armen
wärest eingegangen,
- Recht als ihr
Bruder, heiliger Weis,
- Und
göttlich Leid und irdischen
Schmerz
- Die
hättest zu lieben angefangen
- Und aufgegangen
wäre dein Herz.
- Und ich, wie
ich gebrechlich bin,
- Ich wär,
verklärt vor deinem Sinn,
- Dir worden ein
göttliches Gefäß,
- Ein Kelch der
überströmenden Gnaden,
(Reclam
61)
- Dazu deine
Lippen waren geladen.
-
- Jedermann
- Und dich hab
ich mögen erkennen nicht!
- War so
verblendet mein Gesicht!
- O weh, was sind
wir für Wesen dann,
- Wenn solches
uns geschehen kann!
-
- Werke
- Ich war ein
Kelch der vor dir stand,
- Gefüllt
vom Himmel bis an den Rand,
- Von Irdischem
war darin kein Ding,
- Drum schien ich
deinen Augen gering.
-
- Jedermann
- O könnt
ich sie ausreißen beid
- Mir wär im
Dunklen nit so bang
- Als da sie mich
zu bittrem Leid
- Falsch han
geführt mein Leben lang!
-
- Werke
- O weh, nun
müssen die Lippen dein
- Auf ewig
ungetränket sein!
- Hast wolln dich
tränken an der Welt,
- Da ward der
Kelch dir weggestellt!
-
- Jedermann
- stärker
- Des fühl
ich ein wütendes Dürsten
schon
- Durch alle
meine Adern rinnen
- Und Raserei in
allen Sinnen!
- Da hab ich
meines Lebens Lohn!
-
- Werke
- Das ist die
bitter brennend Reu
- Das sind deine
ungelittenen Leiden!
- O könnten
dein Herz sie schaffen neu,
- Wie selig
wäre das uns Beiden!
-
- Jedermann
- wirft sich
auf den Boden
- So wollt ich
ganz zernichtet sein,
- Wie an dem
ganzen Wesen mein
- Nit eine Fiber
jetzt nit schreit
- Vor tiefer Reu
und wildem Leid! (Reclam
62)
- Zurück!
und kann nit! Noch einmal!
- Und kommt nit
wieder! Graus und Qual!
- Ach! Ob der
Sturm vor Angst verbebt:
- Hie wird kein
zweites Mal gelebt!
- Nun weiß
die aufgerissne Brust,
- Als sie es nie
zuvor gewußt,
- Was dieses Wort
bedeuten mag:
- Lieg hin und
stirb, hie ist dein Tag!
-
- Werke
- auf ihren
Knien
- Mag diese Reu,
so brennend groß,
- Mich nit vom
Boden winden los,
- Weh, mag ich
nit auf Füßen stehn
- Und ihm die
Stund zur Seiten gehn!
- Sie sinkt an
den Boden
-
- Bin ich so
elend schwach und krank!
-
- Jedermann
- Für jedes
Ding kommt halt der Dank!
- Wendet sich
wieder.
-
- Werke, um alls!
laß mich nit im Stich!
- Bin sonst
verloren sicherlich!
- Hilf du mir,
Rechenschaft zu geben
- Vor dem, der
ist Herr über Tod und Leben
- Und König
in der Ewigkeit,
- Sonst bin ich
verloren für alle Zeit!
-
- Werke
- O
Jedermann!
-
- Jedermann
- Laß mich
nit ohne Rat!
-
- Werke
- Ich habe eine
Schwester, Glaube genannt,
- Wenn die wollt
sich erbitten lassen,
- Daß sie
mit dir zög deine Straßen
- Und trät
mit dir vor Gottes Gericht!
-
- Jedermann
- Ruf die um
alls! die Zeit entfliecht!
-
- Werke
- Mag sein, sie
kehrt von dir sich ab,
- Dann mußt
du ungetröst ins Grab.
- Wirst du recht
mit ihr reden können
(Reclam
63)
- Wird sie dir
ihre Hilf vergönnen.
-
- Jedermann
- Wenn einer
keine Zungen hätt,
- Die Angst und
Not macht ihn beredt!
-
-
- Glaube
kommt gegangen Szenenübersicht
-
- Werke
- War nit von
Nöten laut Geschrei,
- Ich fühl,
die Schwester kommt herbei!
- Lieb Schwester,
der Mann ist schwer in Not.
- Willst ihm
beistehn bei seinem Tod?
- Mir fehlt die
Kraft, bin allzuschwach,
- Kann nit
vertreten seine Sach.
- Sinkt
hin.
-
- Glaube
- zu
Jedermann
- Hast mich dein
Leben lang verlacht
- Und Gottes Wort
für nichts geacht,
- Geht nun in
deiner Todesstund
- Ein ander Red'
aus deinem Mund?
-
- Jedermann
- Ich glaub - ich
glaub -
-
- Glaube
- streng
- Die Red' ist
arm!
-
- Jedermann
- O, daß
sich meiner Gott erbarm!
- Ich glaub die
zwölf Artikel mit Fleiß
- Die ich von
Kindschulzeiten weiß:
- Was sie
vorstellen ganz und gar,
- Nehm ich
für heilig hin und wahr.
-
- Glaube
- Das ist des
Glaubens ein ärmlich Teil.
- Baut dir
hinüber keine Brück.
- Weißt du
nit bessers unverweil?
-
- Jedermann
- Ich glaub - an
Gottes Langmut
- Wenn einer bei
Zeiten Buß tut.
- Aber ich bin in
Sünden zu weit
(Reclam
64)
- Dahin reicht
keine Barmherzigkeit.
- Stiert vor
sich.
-
- Glaube
- tut einen
Schritt auf ihn zu
- Bist ganz in
Wollust denn ertrunken
- In Lastern
völlig gar versunken,
- Daß dir
nit auf die Lippen kommt
- Was ewig deiner
Seelen frommt?
- Neigt sich
zu ihm.
-
- Jedermann
- Ich glaub
-
-
- Glaube
- Glaubst du an
Jesu Christ,
- Der von dem
Vater kommen ist,
- Ein Mensch und
unsersgleichen worden,
- Von einem
irdischen Weibe geboren,
- Und hat in
Marterqual sein Leben
- Um deinetwillen
hingegeben
- Und ist
erstanden von dem Tod,
- Daß du
versöhnst seist mit Gott?
-
- Jedermann
- Ja! Ich glaub:
Solches hat er vollbracht,
- Des Vaters Zorn
zunicht gemacht
- Der Menschheit
ewig Heil erworben
- Und ist
dafür am Kreuz verstorben.
- Doch weiß
ich, solches kommt zugut,
- Nur dem der
heilig ist und gut:
- Durch gute Werk
und Frommheit eben
- Erkauft er sich
ein ewig Leben.
- Da sieh, so
stehts um meine Werk:
- Von Sünden
hab ich einen Berg
- So
überschwer auf mich geladen,
- Daß mich
Gott gar nit kann begnaden,
- Als er der
Höchstgerechte ist.
-
- Glaube
- Bist du ein
solcher Zweifelchrist
- Und weißt
nit Gotts Barmherzigkeit?
-
- Jedermann
- Gott straft
erschrecklich! (Reclam
65)
-
- Glaube
- Gott
verzeiht!
- Ohn
Maßen!
-
- Jedermann
- Schlug den
Pharao,
- Schlug Sodom
und Gomorra, schlug,
- Schlug!
-
- Glaube
- Nein, gab hin
den eignen Sohn
- In Erdenqual
vom Strahlenthron,
- Daß als
ein Mensch er werd geboren
- Und keiner
ginge mehr verloren,
- Nit einer, nit
der letzte, nein,
- Er finde denn
das ewige Leben.
- »Um der
Sünder willen bin ich kommen,
- Der Gsund
bedarf keines Arztes dann«
- Die Red ist aus
dem Munde kommen,
- Der keine
Lügen reden kann.
- Glaubst du
daran in diesem Leben,
- So ist dir
deine Sünd vergeben
- Und ist
gestillet Gottes Zorn.
-
- Jedermann
- O, deine Worte
sind gelind,
- Mir ist, als
wär ich neugeborn.
- Ich glaube: So
lang ich atme auf Erden,
- Mag ich durch
Christum gerettet werden.
-
- Glaube
- Es ist an dem,
nun geh hinein,
- Von deinen
Sünden wasch dich rein.
-
- Jedermann
- Wo wär ein
solcher heiliger Quell,
- Daß ich
zu ihm mich hintrüg schnell?
-
- Mönch
- wird oben
sichtbar.
-
- Glaube
- Ein guter
Helfer wartet dein,
- Bei ihm wird
deine Seele rein.
- Kehr wieder in
einem weißen Gewand,
(Reclam
66)
- Dann ziehest
hin an meiner Hand
- Und mitzugehen
deine Werk
- Gewinnen
mächtig Kraft und Stärk.
-
- Jedermann
- auf den
Knien
- O ewiger Gott!
O göttliches Gesicht!
- O rechter Weg!
O himmlisches Licht!
- Hier schrei ich
zu dir in letzter Stund,
- Ein Klagruf
geht aus meinem Mund.
- O mein
Erlöser, den Schöpfer
erbitt,
- Daß er
beim Ende mir gnädig sei,
- Wenn der
höllische Feind sich drängt
herbei,
- Und der Tod mir
grausam die Kehle zuschnürt,
- Daß er
meine Seel dann hinaufführt.
- Und, Heiland,
mach durch dein Fürbitt,
- Daß ich
zu seiner Rechten hintritt,
- In seine Glorie
mit ihm zu gehn.
- Laß dir
dies mein Gebet anstehn,
- Um willen,
daß du am Kreuz bist gestorben
- Und hast all
unsre Seelen erworben.
-
- Er liegt im
tiefen Gebet auf seinem Angesicht. Die Orgel
tönt stärker. Indessen geht unten, im
Dunklen, Jedermanns Mutter querüber, als
wie auf dem Weg zur Frühmette, vor ihr ein
Knecht, der die Leuchte
trägt.
-
- Knecht
- Was bleibt Ihr
stehen, Frau, zur Stund?
- Wie ist Euch?
seid Ihr nit gesund?
- Wollt Ihr
leicht heim in Euer Bett
- Statt
nächtlings zu der Morgenmett?
-
- Jedermanns
Mutter
- Sind wir denn
so verspät't alsdann
- Und hebt sich
schon die Frühmett an?
- Ich hör
ein also herrlich Klingen
- Als täten
alle Engel singen!
-
- Knecht
- Verspätet
sind wir keinerweis,
(Reclam
67)
- Auch hör
ich nichts, nit laut noch leis.
-
- Jedermanns
Mutter
- Ich hörs
und weiß im Herzen mein
- Das sind die
himmlischen Schalmein.
- So singen sie
vor Gottes Thron:
- Das geht auf
meinen lieben Sohn.
- Ich spür
zu dieser mächtigen Stund
- Ist seine Seele
worden gesund.
- Er ist
versöhnet Gott dem Herrn
- Des sterb ich
freudiglich und gern.
- Erhört ist
meine große Bitt,
- Und weiß
daß ich einmal hintritt
- Vor Gottes
meines Schöpfers Thron
- Und find dort
meinen lieben Sohn.
- Bald
lässest deine Dienerin
- In deinen
Frieden fahren hin.
- Amen.
-
- Knecht
- Wollt Ihr nit
kommen, Frau?
- Die Zeit
vergeht, es wird schon
grau.
- Sie gehen
vorbei.
-
- Glaube
- Jedermann, so
sei Gott mit dir,
- Also, wie ich
dich nun und hier
- In deines
Erlösers Hand befehl,
- So sei deine
Rechenschaft ohn
Fehl.
- Werke hat
ihre Krücken von sich geworfen und tritt zu
ihnen.
-
- Glaube
- Nun faß
dir einen fröhlichen Mut
- Nun kommen
deine Werke gut
- Sind ledig all
ihrer Beschwer
- Und treten
starken Schrittes einher.
-
- Werke
- Jedermann, ich
bins, deine Freundin,
(Reclam
68)
- Ich segne dich
in meinem Sinn,
- Du hast mich
geschaffen von Schmerzen frei,
- Nun geh ich mit
dir, wohin es auch sei.
-
- Jedermann
- O, meine Werke,
wie ich Eure Stimme hör,
- Muß ich
vor Freuden weinen sehr.
-
- Glaube
- Nun sollst du
weinen und trauern nimmermehr,
- Nein, freuen
dich und fassen einen frohen Mut,
- Gott sieht dich
von seinem Thron recht gut!
-
- Jedermann
- Dann ich nit
Zögerung noch Aufschub such -
- Ihr Freunde,
ich mein wir gehn selbdritt,
- Von euch will
ich mich scheiden
nit.
- Er geht
hinauf und folgt dem Mönche
nach.
-
- Werke und
Glaube verharren betend.
-
- Teufel
Szenenübersicht
- kommt (von
der Seite, wo Buhlschaft stand) angesprungen,
schreit und winkt von weitem
- Halt
,Jedermann! Aufhalten, Jedermann!
- Aufhalten! He!
Hieher Gesell!
- Ich komm dich
holen, bin zur Stell!
- He, Jedermann,
er ist hinein!
- Muß taub
auf beiden Ohren sein!
- Was geht er
denn in dieses Haus?
- Da hol ihn
dieser und jener heraus!
- Ich wart
derweilen an der Tür,
- Faß ihn,
und meines Wegs ihn führ.
- Mit
gesenktem Kopf:
-
- Kann sein, er
läßt mich warten lang,
- Mag er, ist mir
um ihn nit bang.
- Ist mir
verfallen mit Haut und Haar
- Und sicher, wie
lang schon keiner war.
-
- Glaube
- Halt
da!
-
- Teufel
(Reclam
69)
- hat nichts
gehört
- Muß hier
vorbei.
-
- Glaube
- Hie
nit!
-
- Teufel
- Ganz unbedingt,
hab dort zu tun.
-
- Glaube
- Hie ist kein
Weg für deinesgleichen.
-
- Teufel
- Ein
zänkisch Weib. Ich kann
ausweichen.
- Will links
herum.
-
- Glaube
- tritt ihm
aufs neu in seinen Weg und sagt
- Hie ist kein
Weg!
-
- Teufel
- sanft
- Laß sie
gesagt sich sein
- Ich hab zu
warten dort an der Tür
- In
Amtsgeschäften, damit ich ein'
- Der dort
herauskommt, dann mit mir
- Eines gewissen
Weges führ.
-
- Glaube
- Ich führe
Zwiesprach nit mit dir.
-
- Teufel
- Ich auch nit,
geh halt da vorbei.
- Will an
Werke vorüber
-
- Werke
- Hie ist kein
Weg für dich.
-
- Teufel
- hält
sich die Ohren zu.
- Geschrei!
- Gespiel!
Belästigung!
-
- Werke
- tritt ihm
aufs neue in den Weg
- Kein
Weg!
-
- Teufel
- Kein Weg! Kein
Weg! Ist hier kein Weg?
- Kein Boden?
Nichts worauf mein Fuß
- Mag stehen,
hüpfen, springen! Nein?
- Hier wird
sogleich ein Weg mir sein!
- Will durch
mit Gewalt
-
- Glaube
- hinzutretend
- Willst dus mit
deinen Fäusten richten
- Und stören
unser fromm Gebet? (Reclam
70)
- Sieh, wer zu
unsrer Hilf
dasteht!
- Engel treten
oben hervor.
-
- Teufel
- sieht
hinauf, beschirmt sich mit der Hand die
Augen
- Sind die
Gesellen auch im Spiel
- Und wissen
bessres nit zu schaffen,
- Als hier zu
lümmeln und zu gaffen,
- So abends
spät, wie morgens früh,
- Wenn andre Leut
mit saurer Müh
- Nachgehen ihren
Amtsgeschäften
- Mit schuldigem
Eifer und besten Kräften!
- Werke und
Glaube achten seiner nicht und beten mit
gefalteten Händen.
-
- Teufel
- setzt sich
auf den Boden
- Ich frage, sind
hier Zweifel im Spiel,
- Ist hier ein
Handel in der Schweb,
- Nichts davon,
nichts, so wahr ich leb.
- Sitzt einer
hier unter euch allen,
- Der ins Gesicht
mir tät bestreiten,
- Daß
dieser Mensch mir ist verfallen!
- Ein
prächtig Schwelger und
Weinzecher,
- Ein Buhl,
Verführer und Ehebrecher,
- Ungläubig
als ein finstrer Heide,
- In Wort und
Taten frech vermessen
- Und seines
Gottes so vergessen
- Wie nicht das
Tier auf seiner Weide,
- Witwen und
Waisen Gutsverprasser,
- Ein
Unterdrücker, Neider, Hasser!
- An Herz und
Nieren ausgedorrt -
- Er springt
auf.
-
- Mir fehlen, ihn
zu malen, die Wort!
- Und diesen will
man mir verwehren,
- Daß ich
ihm auf die Kappen geh
- Ihm
jählings das Genick umdreh,
- Ihm zuschrei:
Duck dich, Fleisch, und stirb!
- Und seine Seel
für uns erwirb.
- Verharrt ihr
drauf mit kaltem Blut
- Und bangt euch
nit vor meiner Wut (Reclam
71)
- Und Zähn
gefletscht und Fäust geballt?
- Und, daß
Recht und Gerechtigkeit
- Gewappnet stehn
auf meiner Seit?
-
- Glaube
- Auf deiner
Seiten steht nit viel
- Hast schon
verloren in dem Spiel
- Gott hat
geworfen in die Schal
- Sein Opfertod
und Marterqual
- Und Jedermannes
Schuldigkeit
- Vorausbezahlt
in Ewigkeit.
-
- Teufel
- Seit wann? seit
wo? wie geht das zu?
- Geschiehet das
in einem Nu?
- Wenn eins sein
Leben brav sich regt
- Und nur auf uns
sein Tun anlegt,
- Recht weislich,
fest und wohlbedacht
- Recht Stein auf
Stein und Tag auf Nacht
- Wird solch ein
wohlbeständig Ding
- In einem
Augenzwinkern neu?
- Schmeißt
ihr das um mit einem Wink?
-
- Glaube
- Ja solches
wirkt die tiefe Reu,
- Die hat eine
lohende Feuerskraft,
- Daß sie
von Grund die Seel umschafft.
-
- Teufel
- Ha! Weiberred
und Gaukelei!
- Wasch mir den
Pelz und mach ihn nit naß!
- Ein
Wischiwasch! Salbaderei!
- Zum Speien ich
dergleichen haß!
- Beweis! Gib
eine einzige Red,
- Die vor Gericht
zu Recht besteht!
-
- Glaube
- Vor dem
Gericht, vor das er tritt,
- Bestehen deine
Rechte nit,
- Die sind auf
Schein und Trug gestellt
- Auf Hie und Nun
und diese Welt, (Reclam
72)
- Die ist
gefangen in der Zeit
- Und bleibt in
solchen Schranken stocken,
- Wo aber
tönet diese
Glocken,
- Man
hört von innen das Sterbeglöcklein,
Glaube und Werke fallen auf die
Knie.
-
- Hat angehoben
Ewigkeit.
- Teufel
hält sich die Ohren zu.
-
- Ha! Dies
Geklingel silberfein
- Geht einem mehr
durch Mark und Bein
- Als selbst der
großen dumpf Gebrumm.
- Ich geb es auf,
ich kehr mich um,
- Ich laß
ihn, füttert ihn euch aus,
- Mich ekelts
hie, ich geh nach
Haus.
- Glaube und
Werke haben sich erhoben.
-
- Teufel
- Ein
schöner Fall, ganz sonnenklar
- Und in der
Suppe doch ein Haar!
- Tret arglos
her, vergnügt im Sinn
- Und mein, zu
melden mich als Erben.
- Ja Vetter, ja,
da liegen die Scherben!
- »Hie ist
kein Weg, hie ist kein Weg!«
- Ah! Weiber!
Fastensupp und Schläg,
- Das ist wie ich
sie halten tät!
- Ein Anspruch
der zurecht besteht
- Vor
Türken, Mohren und Chinesen,
- Ff! Da ist
Anspruch und Recht gewesen!
- Bläst mir
ihn weg! »Hie führt kein
Weg!«
- Ich wollt,
daß er im Feuer läg.
- Und kommt in
einem weißen Hemd
- Erzheuchlerisch
und ganz verschämt.
- Die Welt ist
dumm, gemein und schlecht
- Und geht Gewalt
allzeit vor Recht,
- Ist einer
redlich treu und klug,
- Ihn meistern
Arglist und Betrug.
- Geht
ab.
-
- Jedermann
tritt oben hervor in einem weißen langen
Hemde, einen Pilgerstab in der Hand, sein
Angesicht ist totenbleich aber verklärt, er
geht auf die Beiden zu.
(Reclam
73)
-
- Werke
- wendet
sich
- Fühl ich
nit kommen Jedermann?
- Er ist es, ja,
und tritt herbei,
- Mir ahnte wohl,
daß er es sei.
- Er hat seinem
Herrn getan genug
- Des fühl
ich an meinen Gliedern all
- Die Kraft zu
einem hohen Flug!
-
- Jedermann
- Nun gebet mir
treulich eure Händ,
- Ich hab
empfangen das Sakrament.
- Gesegnet sei,
der mich das hieß tun
- Und also guten
Rat mir sprach,
- Nun seid
bedankt, daß ihr auf mich
- Geharret habet
sorglich
- Mit
andächtigem Beten.
- Und nun
laßt uns die Reis antreten.
- Leg jeder die
Hand an diesen Stab
- Und folge mir
zu meinem Grab.
-
- Werke
- Ich heb vom
Stab nit meine Händ,
- Zuvor die Reis
kam an ihr End.
-
- Glaube
- Ich steh bei
dir, so wie ich eh
- Stand hielt bei
Judas
Makkabee!
- Sie gehen
hinauf.
-
- Der
Tod ist hervorgetreten und geht hinter ihnen
einher. Sie stehen beim Grab
Szenenübersicht
-
- Jedermann
- schließt
die Augen
- Nun muß
ich ins Grab, das ist schwarz wie die
Nacht,
- Erbarm dich
meiner in deiner Allmacht.
-
- Glaube
- Ich steh dir
nah und seh dich an.
-
- Werke
- Und ich geh
mit, mein Jedermann.
(Reclam
74)
-
- Jedermann
- zögert
noch
- O Herr und
Heiland steh mir bei
- Zu dir ich um
Erbarmen
schrei.
- Werke hilft
ihm ins Grab, steigt dann zu ihm
hinein
-
- Herr laß
das Ende sanft uns sein,
- Wir gehn in
deine Freuden ein.
-
- Jedermann
- im Grab, nur
Haupt und Schultern sind noch
sichtbar
- Wie du mich
hast zurückgekauft,
- So wahre jetzt
der Seele mein,
- Daß sie
nit mög verloren sein
- Und daß
sie am jüngsten Tag auffahr
- Zu dir mit der
geretteten Schar.
- Er
sinkt.
-
- Glaube
- Nun hat er
vollendet das Menschenlos,
- Tritt vor den
Richter nackt und bloß
- Und seine Werke
allein,
- Die werden ihm
Beistand und Fürsprech sein.
- Heil ihm, mich
dünkt es ist an dem,
- Daß ich
der Engel Stimmen vernehm,
- Wie sie in
ihren himmlischen Reihn
- Die arme Seele
lassen
ein.
- Engel
singen.
-
- Ende.
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