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Kulturgeschichte - 19. Jahrhundert


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zusammengestellt von Martin Schlu, August 2004

Spätes 19. Jh. und Fin de siecle Gustav Mahler

Gustav Mahler: Lieder aus "Des Knaben Wunderhorn"

1. Revelge

Textfassung Mahler (unterschiedlich von der Rückerts)

Des Morgens zwischen drein und vieren,
Da müssen wir Soldaten marschieren.
Das Gäßlein auf und ab;
Tralali, Tralalei, Tralalera,
Mein Schätzel sieht herab.

"Ach Bruder jetzt bin ich geschossen,
Die Kugel hat mich schwer, schwer getroffen,
Trag mich in mein Quartier,
Tralali, Tralalei, Tralalera,
Es ist nicht weit von hier."

"Ach Bruder, ach Bruder, ich kann dich nicht tragen,
Die Feinde haben uns geschlagen,
Helf dir der liebe Gott, helf dir der liebe Gott.
Tralali, Tralalei, Tralali, Tralalei, Tralalera,
Ich muß, ich muß marschieren bis in Tod."

"Ach, Brüder! Ach, Brüder! ihr geht ja an mir vorüber,
Als wär's mit mir vorbei, als wär's mit mir vorbei,
Tralali, Tralalei, Tralali, Tralalei, Tralalera,
Ihr tretet mir zu nah, ihr tretet mir zu nah.

Ich muß wohl meine Trommel rühren,
Ich muß meine Trommel wohl rühren,
Tralali, Tralalei, Tralali, Tralalei,
Sonst werd' ich mich verlieren;
Tralali, Tralalei, Tralala,
Die Brüder dick gesät, die Brüder dick gesät,
Sie liegen wie gemäht."

(Zwischenspiel)

Er schlägt die Trommel auf und nieder,
Er wecket seine stillen Brüder,
Tralali, Tralalei, Tralali, Tralalei,
Sie schlagen und sie schlagen ihren Feind, Feind, Feind,
Tralali, Tralalei, Tralale, Ralala
Ein Schrecken schlägt den Feind, ein Schrecken schlägt den Feind.

Er schlägt die Trommel auf und nieder,
Da sind sie vor dem Nachtquartier schon wieder,
Tralali, Tralalei, Tralali, Tralalei,
Ins Gäßlein hell hinaus, hell hinaus,
- - -
Sie ziehn vor Schätzleins Haus.
Tralali, Tralalei, Tralali, Tralalei, Tralalera,
Sie ziehn vor Schätzleins Haus.
Tralali!

(Zwischenspiel)

Des Morgen stehen da die Gebeine
In Reih und Glied, sie stehn wie Leichensteine,
In Reih, in Reih und Glied,
Die Trommel steht voran, die Trommel steht voran,
Daß sie ihn sehen kann.
Tralali, Tralalei, Tralali, Tralalei, Tralalera,
Daß sie ihn sehen kann.


9. Des Antonius von Padua Fischpredigt

Antonius zur Predigt
Die Kirche findt ledig.
Er geht zu den Flüssen
und predigt den Fischen;

Sie schlagen mit den Schwänzen,
Im Sonnenschein glänzen.

Die Karpfen mit Rogen
Sind allhier gezogen
Haben d'Mäuler aufrissen,
Sich Zuhörens beflissen;

Kein Predigt niemalen
Den Karpfen so g'fallen.

Spitzgoschete Hechte,
Die immerzu fechten,
Sind eilend herschwommen,
Zu hören den Frommen;

Kein Predigt niemalen
Den Hechten so g'fallen.

Auch jene Phantasten,
Die immerzu fasten;
Die Stockfisch ich meine,
Zur Predigt erscheinen;

Kein Predigt niemalen
Den Stockfisch so g'fallen.

Gut Aale und Hausen,
Die vornehme schmausen,
Die selbst sich bequemen,
Die Predigt vernehmen:

[Kein Predigt niemalen
den Aalen so g'fallen.]2

Auch Krebse, Schildkroten,
Sonst langsame Boten,
Steigen eilig vom Grund,
Zu hören diesen Mund:

Kein Predigt niemalen
den Krebsen so g'fallen.

Fisch große, Fisch kleine,
Vornehm und gemeine,
Erheben die Köpfe
Wie verständge Geschöpfe:

Auf Gottes Begehren
Die Predigt anhören.

Die Predigt geendet,
Ein jeder sich wendet,
Die Hechte bleiben Diebe,
Die Aale viel lieben.

Die Predigt hat g'fallen.
Sie bleiben wie alle.

Die Krebs gehn zurücke,
Die Stockfisch bleiben dicke,
Die Karpfen viel fressen,
die Predigt vergessen.

Die Predigt hat g'fallen.
Sie bleiben wie alle.


12. Der Tambourgesell

Ich armer Tambourgesell,
Man führt mich aus dem Gwölb,
Wär ich ein Tambour blieben,
Dürft ich nicht gefangen liegen.

O Galgen, du hohes Haus,
Du siehst so furchtbar aus,
Ich schau dich nicht mehr an,
Weil i weiß, daß i gehör dran.

Wenn Soldaten vorbeimarschieren,
Bei mir nicht einquartieren.
Wenn sie fragen, wer i g'wesen bin:
Tambour von der Leibkompanie.

Gute Nacht, ihr Marmelstein,
Ihr Berg und Hügelein.
Gute Nacht, ihr Offizier,
Korporal und Musketier.

Ich schrei mit lauter Stimm,
Von euch ich Urlaub nimm.
Gute Nacht! Gute Nacht.


13. Urlicht

O Röschen rot,
Der Mensch liegt in größter Not,
Der Mensch liegt in größter Pein,
Je lieber möcht' ich im Himmel sein.
Da kam ich auf einem breiten Weg,
Da kam ein Engelein und wollt' mich abweisen.
Ach nein, ich ließ mich nicht abweisen!
Ich bin von Gott und will wieder zu Gott,
Der liebe Gott wird mir ein Lichtchen geben,
Wird leuchten mir bis in das ewig selig' Leben