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Eine Woche in Hamburg
Text und Fotos: © Martin
Schlu 1998 - 2018 / Schlußredaktion 25. Mai 2018 , 18:00 Uhr
Einführung - weiter
Innenstadt - Rathaus - Kunsthalle - Mönckebergstraße - Jungfernstieg - Binnenalster - Außenalster - Petrikirche - Nikolaikirche - Sankt Georg - Altona und das Schanzenviertel - St. Pauli und die Reeperbahn - Der Beatles-Platz - Michel - Planten un Bloemen - Speicherstadt - Katharinenkirche - Hafencity - Elbphilhamonie
Exkursionen: Helgoland - Barlach-Haus -
- Binnenalster am Abend
-
Wie fängt man an?
Ich war 1977 mit meinem besten Freund über Karneval
in Hamburg, weil wir herausfinden wollten, ob Uli dort Kunst und ich
dort Musik studieren könnten und wollten. Uli schleppte mich in die
Kunsthalle, ins Barlach-Haus und in die Betonbunker am
Heiligengeistfeld, in denen damals Künstler ihre Ausstellungs-, Wohn-
und Lebensräume eingerichtet hatten und ich besuchte mit ihm das Onkel
Pö, suchte mit ihm die Hamburger Szene (die längst nicht mehr nur in
Hamburg war) und wir suchten vergeblich die Hamburger Musikhochschule,
denn es gab damals keine smarten Telefone, sondern bestenfalls
Stadtpläne. Alles mußte mit dem Hamburger Verkehrsverbund HVV erledigt
werden und da wir lediglich zwanzig Mark pro Tag zur Verfügung hatten
(für beide) mußten wir sehr sparsam leben. Übernachten konnten wir bei
einem befreundeten Schlagzeuger in Hohenwested, weit außerhalb von Hamburg, was bedeutete, daß wir
die Bahnhöfe der S-Bahn zwischen Eidelstedt und Rathaus bald im Schlaf
konnten.
- Nach
dem Abitur verloren wir uns aus den Augen: ich blieb in Bonn und Köln,
Uli studierte Kunst in München, jobbte beim Bayrischen Rundfunk am
Zeilenschriftgenerator für die Untertitel und ist heute Professor
für Computeranimation in Potsdam. Dennoch hat er
mir den Hamburg-Virus eingeimpft und ich muß bis heute alle paar Jahre für eine
Zeit dahin. Im Folgenden also ein Reisebericht über einen mehrtägigen
Aufenthalt in der Stadt, damit man ansatzweise begreift, was man bei
einem mehrtägigen Aufenthalt machen kann und sehen soll. - zurück
Blick vom Michel elbabwärts am Abend. Links die Werften und die Ladekräne, rechts der Überseehafen, die Landungsbrücken und St. Pauli .
- Hamburg
erschließt
man sich am besten über die Elbe. Dort begann der Aufstieg der Stadt,
dort kommt jeder einmal am Tag vorbei und da sind auch die wichtigen
Verkehrswege der Welt. Regelmäßig auf der Nord-Süd-Achse Reisende
müssen den Elbtunnel passsieren oder haben vielleicht schon - wie ich -
mit kochendem
Motor und laufender Heizung (wg. Kühlung) dort im Stau gesteckt,
sie standen vielleicht am Hamburger Westkreuz zwischen Süder- und
Norderelbe und haben
dort vergeblich Ausschau nach Schiffen gehalten oder wurden gleich mit
dem Navi durch Nebenstraßen zwischen Veddel und Sankt Georg geschickt. Erfahrene Reisende mit
Kindern kennen den McDonalds in Stellingen oder am Volkspark-Stadion
als Zwischenstation nach Dänemark. Nur in die Innenstadt kommt man so natürlich nicht und sollte es auch
nicht auf dem Weg von A nach B tun, schon gar nicht auf der Rückreise
mit einem Stall von quengelnden Kindern im Auto und nur zwei Stunden
Zeit.
- Anreise
- Das
bedeutet, daß man am besten ohne Auto, aber mit etwas Zeit nach Hamburg
kommt oder eine Adresse hat, die einen Parkplatz stellt. In den
interessanten Stadtteilen wird man das Auto sowieso nicht los und am
Elbufer auf keinen Fall. Gemütlicher ist die Anreise per Bahn allemal
und je nachdem, wo man seine Bleibe hat, steigt man eben nicht - wie
800.000 Reisende pro Tag - am Hauptbahnhof aus, sondern in Harburg, in Altona oder am
Dammtor aus und in die S-Bahn um. Der Hamburger Bahnhof ist für diese Menschenmassen längst zu klein geworden und weil das U- und S-Bahn-System, wie das
in Berlin oder München, zu den besten Verkehrssystemen Deutschlands gehört,
kann es sehr sinnvoll sein, sich außerhalb der Stadt zwischen Harburg,
Veddel, Altona oder sonstwo einzumieten und die zehn Minuten S-Bahn in
Kauf zu nehmen. Für die Wochenkarte haben wir an Pfingsten 2018
pro Person 24.- bezahlt und das ist rekordverdächtig billig - Venedig
ist mit € 60.- fürs gleiche Ticket mehr als doppelt so teuer und der
Geltungsbedarf in Hamburg gilt bis zur - weit entfernten - Stadtgrenze.
Seit 1977 sind die Preise auch fast gleich geblieben: Damals kostete
ein 24 Stunden-Ticket DM 5.- , heute ist der Preis mit € 6,50 fast
derselbe. Das ist weit entfernt von dem, was man in
Köln oder Bonn zahlen müßte.
- Die Anreise mit dem Flugzeug
ist auch kein Problem, ab dem Airport (Fuhlsbüttel) fährt die S 1 im
Prinzip im zehn-Minuten-Takt und das HVV-Ticket kann man auch am
Flughafn kaufen. Wer unbedingt Auto fahren
will oder muß, kann das Auto außerhalb der Stadt parken und wer
wirklich damit in die Stadt will, muß ab 1.6.2018 entweder einen
Benziner fahren oder einen Diesel mit Euro 6. Hamburg macht nämlich als
erste Stadt Deutschlands Ernst mit dem Dieselfahrverbot - auch wenn es
nur drei Sträßchen sind.
- Drei Möglichkeiten haben
wir in den letzten Jahren jeweils eine Woche lang durchprobiert: mit
erwachsenen Kindern im Hotel am Holzdamm (Innenstadt, Nähe Bahnhof),
ohne irgendwelche Kinder in Sankt Georg (Lange Reihe) und genauso in
Altona (Schanzenviertel, Kleine Rainstraße). Aus diesem Grunde gehe
ich von der Innenstadt aus und arbeite mich bis Sankt Georg
und Altona durch. Sie als leser müssen sowieso entscheiden, was Sie in Hamburg machen wollen. - zurück
- Innenstadt - weiter - zurück
- Ferienwohnungen
á la airbnb sind im Zentrum selten zu bekommen, die großen Hotels
fangen dagegen oft erst ab 250.-/Nacht an und sind für den
Normalsterblichen nicht zu bezahlen. Zwar wohnt Udo Lindenberg seit
bald zwanzig Jahren im Hotel Atlantic am Holzdamm (Nähe Bahnhof), aber
er hat keine Familie, liegt in einer anderen Gehaltsklasse und wird vom Hotel
vermutlich einen ordentlichen Nachlaß bekommen. Günstiger ist für Normalsterbliche das Hotel
Steens, das für
uns mit vier Personen bezahlbar war. Es war einfach, hatte aber ein
ordentliches Frühstück und lag so zentral, daß man fußläufig alles
erreichen konnte, was man für
einen ersten Hamburg-Besuch braucht: Die Kunsthalle liegt schräg um die
Ecke, die Außenalster ist 200 m entfernt, zur Hafenrundfahrt oder
Fleetfahrt kann man laufen und die Elbphilharmonie sieht man vom Boot
sowieso. Natürlich gibt es ein paar Dinge, die man gesehen haben muß: das Rathaus, die Mönckebergstraße, die Binnenalster, die Kunsthalle und ein paar andere Sachen, die man zu Fuß oder mit dem ÖPNV gut erreichen kann. - zurück
- Rathaus
Das Rathaus
sieht älter aus als es ist. Es wurde zwischen 1886 und 1897 im
Neo-Renaissance- Neo-Barock- Neo-wasweißich-Stil gebaut und ist seitdem
eines der bekanntesten Wahrzeichen. Der letzte Hamburger
Bürgemeister war der jetzige Finanzminister und Vizekanzler Olaf
Scholz, dem die Hamburger einen massiven Ausbau von KiTas,
Ganztagsschulen und Investitionen ins Bildungssystem verdanken, was zur
Folge hatte, daß Hamburg heute bundesweit führend ist und viele Frauen
(und Väter) Beruf und Famiie vereinbaren können. Außerdem wurde unter
Scholz in den Nahverkehr investiert und, was die Hamburger am meisten
freut, Scholz drückte durch, daß der Stadtrat nochmal 200 Millionen
Euro nachschoß und damit die Elbphilharmonie doch
noch eröffnet werden konnte, statt als Bauruine vor sich hin zu
gammeln. Bei ihrer Eröffnung war Scholz dann auch der absolute Star. (Quelle: Hamburger Abendblatt vom 10.03.2018)
- oben: Das Rathaus von der Mönckebergstraße am Abend
unten: Das Rathaus vom Turm der Nikolaikirche - hinter dem Rathausturm sind Binnenalster und Außenalster zu erkennen.
- zurück
Jungfernstieg - zurück
Früher
war der Jungfernstieg die Pflicht und das Schaulaufen der
unverheirateten Mädchen und jungen Frauen, denn die vermögenden Männer
auf Brautschau gingen gezielt dorthin, um mögliche Ehefrauen anzuschauen. Weil ein Mann das
nötige Kleingeld für Wohung, Möbel und Bedienstete erst mit mindestens dreißig aufgebracht hatte , konnte er erst dann an die Hochzeit denken und
die anzusprechenden Mädchen waren meistens
zwischen sechzehn und zwanzig alt und sollten möglichst schnell aus dem
Haus, damit die Eltern die Kosten nicht mehr an der Backe hatten. Die
Mädchen hatten beim Schaulaufen
sicherheitshalber eine Gouvernante oder gleich die Eltern dabei, damit
es nicht zu schnell ging und eine Anstandsfrist immerhin gewahrt werden
konnte.
- Heute
ist der Jungfernsteg eher das Schaulaufen
der Touristen, auch wenn da das eine oder andere heiratsfähige Mächen
darunter ist, doch die höheren Töcher werden nicht mehr hier vermittelt
und die meisten, die hier sind, wollen auf ein Boot ,um
ein bißchen auf der Alster zu schippern. Man kann zwar alles im
Internet buchen, aber den Bootsbesatzungen ist cash auf de Hand lieber
als eine blöde Mail vom Handy. Nach getaner
Führung eine zweifarbige Silbermünze in die Kapitänskasse ist ihnen
sogar noch lieber.
Auf
dem Jungfernstieg sind wenige Jungfern, aber viele Touristen. Im
Hotel „Vier Jahreszeiten (rechts) wohnen die wenigsten.
- Binnenalster - zurück
Die
Binnenalster entstand eher durch einen Unglücksfall, als 1190 ein an
der Westalster lebender Müller den Fluß aufstaute, alles außer
Kontrolle geriet, das Land unter Wasser gesetzt wurde und ein über
hundert Hektar (damals noch „Morgen“) großer See entstand. Die
Wiesen
waren damals noch nicht bewirtschaftet, das Wasser blieb als
Binnensee erhalten und ist heute das i-Tüpfelchen der Innenstadt. Den
schönsten Blick auf Rathaus, Hotel Vier Jahreszeiten und den
Rathausmarkt hat man am frühen Abend von der gegenüberliegenden
Lombardsbrücke. Tagsüber kann man bei schönem Wetter in ein Boot der
Weißen Flotte steigen und auf der Alster herumschippern (s.o.)
von links: Petrikirche, Hotel „Vier Jahrezeiten“, Turm der Kirchenruine St. Nikolai und das Rathaus
Außenalster - zurück
Die
Außenalster beginnt nach der Durchfahrt unter der Lombardsbrücke. Sie
ist an der breitesten Stelle einen knappen Kilometer breit und das
teuerste Grundstück etwa 25 Millionen wert (Villa der
Tchibo-Familie). Etwas weiter wird gerade die Villa des legendären Hans
Albers saniert und vermutlich danach für ein paar Millionen verhökert.
Außer am Ufer der Alster zu bauen, kann man auf ihr auch segeln, rudern
oder sonstwas tun und bei stürmischem Wetter kippt auch schon mal der
eine oder andere Segler um. Merke: auf der Alster ist das gemeine Volk,
die höher Begüterten lassen segeln, fahren etc. In Venedig liegt im
Sommer auch immer die Yacht
von Heidi Horten, die käme gar nicht unter der Brücke durch. Ob Frau
Horten hier ein paar Grundstücke hat, war nicht zu erfahren - sie würde
hier aber gut hinpassen.
Boot eines Hamburger Ruderclubs, das Vereinshaus hat im ersten Stock die schönsten Hausmeisterwohnung Hamburgs.
- Mönckebergstraße - zurück
Die
Mönckeberstraße ist die Einkaufsmeile Hamburgs zwischen Rathausmarkt
und Hauptbahnhof. Hier kriegt man fast alles (es gibt nur kein Musikgeschäft), obwohl die exklusiven
Geschäfte schon länger nicht mehr hier sind und die „Möncke“ mittlerweile eine
stinknormale Einkaufsmeile geworden ist, wie es sie in Köln, Frankfurt,
München etc. gibt. Einige wenige teure Läden gibt es aber noch - für die gilt der
Hamburger Grundsatz „schick - Scheck - Schock“, was bedeutet, daß man
die tollen Sachen mit Kreditkarte zahlt und erst bei der
Abrechnung merkt, wieviel Monat am Ende des Geldes noch übrig
ist.
- Die „Möncke“ am Spätnachmittag Ende Mai
- Man kann aber auch in den Karstadt gehen, zwei Jeans kaufen und
unter sechzig Euro wieder rauskommen, wie ich es heute geschafft habe.
Praktischerweise fährt die Buslinie 6 die Straße ab, so daß auch
Fußkranke dorthin kommen. Da ich mir vor drei Tagen den Fuß umgeknickt
hatte, war ich heute über diesen Umstand recht froh. - zurück
- Nikolaikirche
- Die Nikolaikirche vom Portal nach oben
- Die Nikolaikirche
ist eigentlich die älteste Stadtkirche Hamburgs, wurde ab 1195 unter
Adolf II. von Schaumburg ähnlich gebaut wie der Kölner Dom, ist ein
paar Meter höher, hat aber nur einen Turm. Bis zum großen Hamburger
Stadtbrandt von 1842 stand sie dort, danach war das Kirchenschiff
ausgebrannt und der Turm schwarz.
- Der
Wiederaufbau wurde neugotisch durchgeführt und hielt bis zur
Bombardierung der Stadt 1943. Eine Brandbombe landete im Kirchenschiff,
das zum zweiten Mal ausbrannte. Diesmal wurde die Hallenkirche nicht
wieder aufgebaut, man brach die einsturzgefährdeten Teile ab und erst
im 20. Jahrhundert hatte man die Idee aus der Ruine ein Mahnmal gegen den Krieg zu bauen, so wie es z. B. in Köln mit St. Alban
geschehen ist. Heute hat die Kirche einen Aufzug, so daß man aus 73
Meter Höhe einen guten Blick auf die Stadt hat. Man hat aber keine
echte Rundumsicht, weil die Stahlgitter aus Sicherheitsgründen weit vor den
scheibenlosen Fenstern jeden stoppen und die mittelalterlichen Wasserspeier ab und zu die
Sicht beeinträchtigen. Trotzdem lohnt es sich nach oben zu fahren, denn
der Ausblick ist sehr gut.
Das Carillon im Turm von St. Nikolai, Hamburg. In der gläsernen Kabine ist der Spieltisch für das Carillon.
Die Kirche hat 1993 ein Carillon mit 53 Glocken spendiert bekommen, auf
dem jeden Donnerstag um 12.00 Uhr ein etwa halbstündiges Konzert
gespielt wird. Als es heute losging, waren meine Frau und ich gerade im
Lift wieder nach unten, blieben dann da und hörten zu. Pfingstchoräle
wurden ein- und zweistimmig gespielt, eine Reihe von Hamburger
Seemansliedern und am Schluß das Schlußlied jedes evangelischen
Gottesdienstes „Verleih uns Frieden gnädiglich“. Schön war's.
- Ich kam danach mit einem Herrn ins Gespräch, der sich später als Ehemann der Carillon-Organistin Gudrun Schmitke
entpuppte. Da ich früher mal in Bonn-Beuel gewohnt habe, wo täglich ein
Carillon mit 62 Glocken um 12:00 Uhr gespielt wird, kamen wir ins
Fachsimpeln. Das größte Carillon Deutschland hängt in Halle an der
Saale, das jüngste wurde vor vier Jahren im pfälzischen Rockenhausen in
Betrieb genommen. - zurück
- Petrikirche - zurück
Dieses Kapitel wird noch geschrieben - der Bachchor der Petrikirche ist aber legendär.
- Kunsthalle - zurück
- Die Kunsthalle
erreicht man fußläufig vom Hauptbahnhof Nord, wenn man entlang der
Bahngleise auf das runde grüne Dach zugeht und die Ernst-Merck-Brücke
überquert. Sie hat - wie alle anderen Museen auch - ihren festen Bestand und die Wechselausstellungen. Mein Lieblingsbild seit 1977 ist Arnold Böcklins „Heiliger Hain“,
eine wahnsinnig überladene Geschichte, aber handwerklich fast
fotorealistisch gemalt. Das Internet-Bildchen kann das Gemälde
natürlich nicht wiedergeben, dazu ist es zu klein und das Original zu
groß (1m x 1,5 m). Als Wechselausstellung sieht man momentan Thomas
Gainsboroughs Landschaftsmalerei und etwas Modernes. Wenn man auf den
Link „Bestand“ klickt, sieht man vorab das, was man in später begucken kann
- die meisten Gemälde muß man aber im Original sehen. zurück
Das grüne Dach der Kunsthalle sieht man von weitem
- Außenalster - zurück
Die
Außenalster ist der Teil ab der Lombardsbrücke entlang des
Harvesterhuder Weges, einer Straße, in der sehr viel Geldadel sitzt,
was man an den weißen Villen ersehen kann. Glücklicherweise hat der
Stadtrat durchgesetzt, daß die Wiesen bis zur Alster der Öffentlichkeit
zur Verfügung stehen müssen und so werden diese Flächen als Liegewiesen
genutzt - allerdings auch als Hundeklo, so daß man gucken muß,
daß man sich nicht auf oder neben ein Häufchen legt.
Die Hundeklo-/Liegewiese am Harvestehuder Weg.
- Sankt Georg - zurück
- Sankt
Georg ist der Stadtteil, der dem Bahnhof am nächsten liegt und in dem es momentan am lebendigsten zugeht.
Meine Frau und ich hatten vor Jahren das Glück eine Ferienwohnungen im Zentrum des
Stadtviertels zu bekommen, an der Langen Reihe. Es war das letzte
Maiwochenende und dann ist in St. Georg das Stadtteilfest (das hatten wir bei
der Buchung aber nicht gewußt). Bis Freitag nachmittag wurden die
Bühnen, Bierbänke und Spontantheken aufgebaut und dann wurde bis
Sonntag abend durchgefeiert. Zum Glück war das Fenster schall- und
dummerweise auch luftdicht, so daß wir immer einen Kompromiß machten:
Zum Lüften hätten wir gerne Ohrenstöpsel gehabt, aber die Stimmung im
Viertel war grandios, die Musik war in Ordnung, die Bands waren durchweg
gut und da ich auch unter Kopfhörer schreiben und komponieren kann, hat
es mich nicht so gejuckt. Nur die Nächte an diesem Wochenende waren kurz.
- Ab Montag war es ruhig, wir waren tagsüber sowieso unterwegs und abends hörte man das Läuten des Mariendoms, einer neoromanischen Kirche, die im Juni/Juli das stolze Alter von 125 Jahren erreicht.
Wahrzeichen von St. Georg: der Mariendom
- Sankt
Georg ist
deswegen angesagt, weil das Leben soweit wie möglich auf der Straße
stattfindet. Gerade in der „Langen Reihe“ sind alle möglichen
Restaurants, die eine oder andere Shisha-Bar und die Mehrzahl der
Einheimischen sind eben nicht arriviert und wohhabend wie in
Blankenese oder Pöseldorf („Schnöseldorf“ sagen die Hamburger), sondern
sie sind jung, haben oft einen Migrationshintergrund, sind
mehrheitlich linksgrün und sehr, sehr engagiert. Das merkt man in
jeder Kneipe.
- In den Seitenstraßen parallel zur „Langen Reihe“ geht es
etwas ruhiger zu, es ist ein reines Wohngebiet, aber es gibt immer mal
wieder Durchgänge mit schönen Durchblicken und man merkt, daß das
Durchschnittsalter der hier wohnenden Bevölkerung jünger ist als
anderswo.
Typisches Straßencafé an der langen Reihe in St. Georg - zurück
-
- St. Pauli und die Reeperbahn
- St. Pauli ist eigentlich der Inbegriff von Hamburg, auch wenn es dort viel mehr gibt als die Sexmeile und die Reeperbahn. (Geschichte) Ab 1633 war dieses Gebiet das Viertel der
Seilmacher- (Reepschläger) und Seemannsviertel der Stadt, zwar an der
Elbe gelegen, aber nicht von den Hamburger Wallanlagen umschlossen und
daher nicht zur Stadt gehörig. Deswegen durften dort Vergnügungsbetriebe
angesiedelt werden. Der erste Betrieb fand am „Spielbudenplatz“ statt, den es heute noch gibt, unweit der weltberühmten „Davidswache“.
- Wir fahren mit der Reeperbahn - alle Linien halten dort und das Aussteigen lohnt sich
- Weil
die Elbe nur wenige Meter entfernt liegt, war die Lage für die Seeleute
sehr
zeitsparend, denn sie mußten nicht lange nach weiblicher Unterhaltung
suchen und für die Damen des
horizontalen Gewerbes gab es immer Laufkundschaft, denn der Hafen wuchs ja
damals schon. Im Laufe der Jahrzehnte
bildete sich entlang der Seilmacherstraße
(Seil = Reep) an der Reeperbahn eine Rotlichtszene heraus, die dazu
führte, daß St. Pauli der Einnahmen wegen 1833 unter Hamburger
Verwaltung gestellt und 1894 eingemeindet wurde, denn die Hamburger
waren schon immer Geschäftsleute und wollten an den sprudelnden
Einnahmen beteiligt werden. In New Orleans gab es
eine ähnliche Entwicklung, ebenso in Amsterdam, in Den Helder (Festland
vor Texel) - eigentlich überall, wo Seeleute an Land gingen, die
wochen-
und monatelang kein weibliches Wesen mehr gesehen hatten.
- Nun
ist eine Straße, in der es nur Bordelle und Saufkneipen gibt, auch
nicht so interessant - selbst wenn sie in Hamburg liegt. Sehr schnell
etablierten sich Theater und Ausstellungsräume und heute ist St. Pauli unter anderem auch eine Kulturmeile. Das Hamburger Operettentheater
brauchte 1968 „Anatevka“ nach Hamburg, spielte „Cats“ und Freddy Quinn
begann hier seine Karriere und hatte hier später eine eigene Show. 2011 wurde das Theater an den Betrieb
„Stage“ verkauft und heißt nun „Stage Operettenhaus“. Seit dem
Verkauf läuft dort ein ausverkauftes Musical nach dem anderen - etwa
wie in Köln im Musicalzelt - im Oktober 2017 lief z.B. „Kinky Boots“ eine Show, für die Cindy Lauper die Musik schrieb.
- Eine andere Theaterlegende ist Schmidts „Tivoli“ .Es sind eigentlich mehrere Gebäude: Schmidts Tivoli ist ein Musicaltheater, in dem z.B. die „Heiße Ecke“ gespielt wurde - aber es ging da nicht um eine Würstchenbude. Schmidts Theater spielt Lustspiele á la Ohnesorg, nur auf die Reeperbahn angepaßt und das Schmidtchen spielt eher experimentelles Theater. - zurück
- Alle
drei S-Bahnlinien halten übrigens an der Reeperbahn und wenn man die
Geschichte der Beatles kennt (die sich ja auf St. Pauli mit eiserner
Disziplin die Routine erspielten, die ihnen später half professionell
aufzutreten), ist klar, daß es einen Beatles-Platz geben muß, dort, wo die „Große Freiheit“ in die Reeperbahn mündet. In der Großen Freiheit 36 liegt der Kaiser-Keller,
in dem sie bis zu acht Stunden täglich spielten und auch heute noch
spielt dort die Musik, wenn es dort auch keine Bands im Format der Beatles mehr gibt. Der Beatles-Platz hat die Form einer LP und an der äußeren „Rille“ sind bekannte Titel der Band aufgelistet.
- Das
Denkmal selbst zeigt die Mitglieder als stählerne Silhouette: Paul
MacCartney (rechts) ist als Linkshänder mit der Form seines Höfner-Violin-Basses
recht gut auszumachen, John Lennon ebenfalls, links außen steht George Harrison mit
seiner Gretsch. Am Schlagzeug sitzt nicht Ringo Starr, der hatte eine andere Körperhaltung. In der Hamburger Zeit war Pete Best
der Drummer, bis er durch Ringo ersetzt wurde. Etliche Meter außerhalb
steht ein fünfter Beatle. Hier handelt es sich um Stuart Sutclffe, der
solange Baß spielte, bis er kank wurde und Paul den Baß übernahm. In London sind die Beatles um 1962 als Wachsfiguren zu sehen - bei Madame Tussaud's. Auch ein Wachsfigurenkabinett findet sich an der Reeperbahn. Es heißt „Panoptikum“ liegt nebem dem Musikcalhaus und wirbt mit Udo Lindenberg (natürlich mit Hut). zurück
- Geht
man die Reeperbahn vom Millerntor-Stadion stadteinwärts (die
„Tanzenden Türme“ haben die Adresse „Reeperbahn 1“ und sind eine
ästhetisch und gewagten Hochhauskonstruktion, die einen Anflug von
Leichtigkeit vermittelt), verdichten sich die Abfolgen von Restaurants
und Etablissements der Horizontalen. Immer wieder faszinierend finde
ich die Kombination von Juniortüte und Sexclub - wenn man böse denkt,
reicht ein Fuffi für den Familienausflug - seit 2012 unverändert, wie
mir der Vergleich mit alten Fotos zeigt. Was da für die Frauen
übrigbleibt, mag man sich gar nicht ausrechnen.
- Seit 2012 besteht diese Kombination von Bordell, Festpreis und MacDonald - zurück
- Vor allem aber gehört der Michel zu
Sankt Pauli, die zentrale Kirche, die die Seefahrer oft als erstes
gesehen haben, wenn sie die Elbe aufwärts nach Hamburg schipperten.
Immer noch (seit drei Jahrhunderten schon) gibt es einen Türmer, der dreimal
am Tag einen Choral mit der Trompete von oben bläst und für eine
Konstanz sorgt, die es so kaum noch gibt, denn die Türmer waren im 16.
Jht. Tradition, als „Stadtpfeifer“ von der Stadt angestellt und sie
hatten Zeitsignale zu geben, waren die Feueraufsicht und hängten, wenn
sie ein Feuer sahen, die Fahne an die Seite des Turms, die ihm am
nächsten lag. Dann wußte die Bürgerwehr, wohin sie laufen mußte. Jedes
Mal, wenn Hamburg wieder abgebrannt war, gab es danach eine
Verbesserung des Feuerschutzes: die Brandmauer, das steinerne Baugebot,
das Verbot von Strohdächern etc.. Selbst im 19. Jahrhundert war alles
noch nicht perfekt, als man erkennen mußte, daß bei Bränden in der
Speicherstadt die Metallstreben durchschmelzen konnten - aber das ist
eine andere Geschichte. Der Türmer auf dem Michel ist ein schöner Anachronismus und ich freue mich immer, wenn ich ein zartes Trompetlein von unten höre.
Der Michel von der Elbe aus
- Ein bißchen anarchisch
ist der Stadtteil aber geblieben, wie die Vorfälle um die Hafenstraße (Hausbesetzungen) in den 1980er/1990er Jahre zeigten und der Status der 1. FC Sankt Pauli,
der weniger Fußballverein als vielmehr eine Lebenseinstellung ist -
aber das ist bei Hansa Rostock ja ähnlich. Der eine zentrale Punkt in
St. Pauli sind die Landungsbrücken und elbabwärts der Fischmarkt, auch
wenn man dort heute weniger Fisch kaufen kann als alles Andere.
Immerhin gibt es noch ein paar gute Fischrestaurants, aber des Zentrum
hat sich längst zu den Landungsbrücken verlagert. Dort sind die
Freßbuden, abends steppt der Bär und alle wichtigen Bus und Bahnlinien
halten dort.
- Wenn
man an der „Hafentreppe“ aussteigt und Richtung Schiffsmasten geht,
kommt man an den Gebäuden der Hafenstraße vorbei, von denen einige noch
so aussehen wie in den 1980er Jahren. Die etwas besser in Schuß
gehaltenen Häusern gehören längst den nun Etablierten, wurden mit
Eigenmitteln und Zuschüssen der Stadt saniert und die Hafenstraße gilt
mittlerweile als hippe Gegend.
- Geht
man weiter, kommt man zur Schiffanlegestelle 5 , wo die Busse der
Stadtrundfahrt halten. Ob man die gelbe, die blaue oder die rote Linie
nimmt, ist egal. Alle Reiseführer erzählen in etwa die gleichen
Dönekes: im Hafenviertel wird gezeigt, welches Penthouse sich die
Klitschko-Brüder gekauft haben und wo Helene Fischer wohnt, bei der
Tour an der Alster entlang beim Harvestehuder Weg hört man, welcher
Promi wo wohnt und das ist manchmal ganz kurzweilig, aber nicht die
ganze Zeit. Ab den Landungsbrücken fährt die S-Bahnlinie 1 übrigens
oberirdisch und man hat einen schönen Blick auf die Skyline und den
Hafen, ehe die Bahn hinter dem Rödingsmarkt wieder abtaucht.
- St.
Pauli hat aber auch das Heiliggeistfeld, auf dem der „Dom“ stattfindet,
so etwas wie der Wiener Prater, wenn auch nicht eine ganzjährige Kirmes, doch dreimal im Jahr mit allem Drum
und Dran. Da ist es aber möglich sich auch in Hamburg „in Köln auf dem Dom“
zu verabreden, also auf dem Vergnügunsgplatz am Riesenrad in
der Gondel „Köln“, wie es eine Kinderbuchperson tut (Lola-Reihe von
Isabel Abdi, deren Heldin Lola im Hamburg zwischen Altona und Sankt
Pauli agiert). Der Bunker daneben ist immer noch Künstlerbunker mit
Ausstellungen, einem großen Musikgeschäft, einer Radiostation und
vielem mehr. Das Musikgeschäft hatte ich mir angesehen, weil es damit
warb, alles besorgen zu können. Ich fand es nicht so günstig wie das,
was ich in Köln kenne und teurer als die Treppendorfer Firma war es
auch. Dafür war jedes Instrument mehrere Male vertreten. Das
Preisniveau orientierte sich aber offenbar an dem Mietniveau in Hamburg
und nach fünf Minuten war ich wieder draußen und konnte mit der U-Bahn
und der S-Bahn nach Hause. zurück
- Eine andere Ikone der
Reeperbahn, Hans Albers, wurde übrigens in St. Georg geboren. Am Haus
Lange Reihe 71 ist eine Gedenktafel angebracht, die die
Graffiti-Sprayer bislang in Ruhe gelassen haben.
-
Planten un Bloemen
- Planten
un Bloemen
meint einen Stadtpark, ganz einfach. Es ist nix Dolles, nicht so etwas
streng Wissenschaftliches wie der Botanischer Garten einer Universität
(obwohl es den am Dammtor auch gibt), sondern einfach einen
Erholungspark, der aus fünf Teilen besteht. Er beginnt an St. Pauli
gegenüber dem „Dom“ und geht in fünf Teilen bis zum Dammtor. Wenn man
gut zu Fuß ist, schafft man das in zwei Stunden - aber dann ist es
keine Erholung mehr.
- .
- Man
hört zwar immer und überall den Verkehrslärm, aber zwischen
Heiliggeistfeld und dem Beginn der Reeperbahn (an den Tanzenden Türmen)
gibt es nichts, wo man so schnell und so effektiv entstpannen kann.
Wenn man gut zu Fuß ist, kann man bis zum Dammtor laufen und dann
wieder mit der Bahn nach Hause. Uns hat es heute am letzten warmen
Vormittag in Hamburg jedenfalls sehr gut getan. Da wir vor zehn dort
waren, sahen wir noch die späten Jogger, ein älterer Mann watete durch
den Ententeich und ein Kindergarten, der direkt neben dem Park liegt,
ließ seine Kurzen durch die Wassersprenger laufen. Man kann dort schon
einen Tag rumkriegen und ich denke, daß die große Rollschuhbahn am
Nachmittag belegt sein wird.
- Altona und das Schanzenviertel zurück
- Altona
ist - wie St. Georg - ein junger, bunter Stadtteil, hat aber gegenüber
St. Georg die bessere Infrastruktur. Vom Bahnhof Altona fahren
zahlreiche Buslinien in die Innenstadt oder in die Außenbezirke, die
Linien S1, S2 und S3 decken den Großraum Hamburg ab und einkaufsmäßig
entspricht Altona einer größeren Kleinstadt - es gibt alles, was man
braucht. Das Zentrum liegt an der Bahrenfelder Straße und um den
Alma-Wartenberg-Platz reiht sich ein Restaurant neben das andere.
Ausprobiert haben wir den Italiener Piazza Italiana
(Bahrenfelder Str. 158) und das pakistanische Restaurant Belutschistan (Bahrenfelder Str. 169), haben jeweils zu zweit unter € 40.- bezahlt und es war jeden
Cent wert. Daß auf dem Platz viel los ist, kann ich bestätigen, denn eine Stunde dort ist großes
Lebenskino. Ein Besoffener krakeelt, die Polizei kommt und schickt ihn
weg, ein Pärchen hält eine ganze Stunde lang Händchen, Mütter
diskutieren lautstark ihre Erziehungsmethoden und schwarz gekleidete
Existentialisten halten sich einen Nachmittag lang am Tee fest.
Ein Nachmittag beim Italiener „Piazza“
- Die
Anzahl der Läden ist riesig, auch exotische Betriebe gibt es hier. Wir
fanden einen Klavierbauer, Kunsthandwerker, Schneidereien, einen
Schuster, türkische Läden mit Salzlamm im Angebot,
Haushaltswarengeschäfte und alles Mögliche. Vom Alma-Wartenberg-Platz die Bahrenfelder Straße auswärts findet man viele Geschäfte und Supermärkte.
- Im Übrigen war das
Schanzenvierzel einmal im Jahr in den Nachrichten: Immer, wenn es auf
den ersten Mai zugeht, flogen die Steine, Farbbeutel und alles
mögliche andere Zeug. Wenn man aufmerksam ist, sieht man die Spuren an
den Hauswänden, die Graffiti, die alles und jedes veschmieren und nur
wenige sind so einfallsreich und pflanzen Efeu an - er macht zwar die
Fassade kaputt, aber Graffitis funktionieren dann nicht. Nach den
Krawallen beim G20 Gipfel auf der Schanze war eine gewisse
„Schockstarre“ festzustellen (nach dem „Weser-Kurier v 29.04.2018) und es blieb dieses Mal etwas ruhiger als sonst. Im Übrigen
fällt auf, daß die Zahl der Obdachlosen (mit und ohne Hund) umso höher
wird, je näher man sich dem Bahnhof Altona nähert. Selbst wenn man
wollte - man könnte nicht jedem ein Geldstück geben, dazu sind es zu
viele. Man wird dauernd angebettelt, aber wenigstens nicht aggressiv.
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Ein Haushaltswarengeschäft in der „Schanze“
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Graffities in der „Schanze“ |
- Sehr gut für Besucher und Schulklassen der Oberstufe ist das Hotel „Schanzenstern“.
Meine Tochter war mit ihrer Berufsschulklasse hier (Vierbettzimmer bis
hin zu Appartements in den oberen Etagen),
die Appartements sind gut und preiswert auch für zwei Personen und man
ist mitten drin. Mit Schülern unter achtzehn würde ich aber nicht
fahren, weil man so mittendrin ist, daß man evtl. den einen oder
die andere wieder aus der Shisha-Bar oder aus einer Kneipe herausholen
muß. Altonas Schanzenstern
als Appartement mit den guten Einkaufs- und Essensmöglichkeiten des
Schanzenviertels ist für mich als zeitweiser Besucher aber momentan die
beste Kombination aus UJnterkunft und Infrastruktur.
- Die Einkausmall Mercado kurz vor zehn Uhr morgens.
Wenn man aus dem Hotel in die „Kleine Raingasse“ abbiegt, findet
man ein improvisiertes Straßencafé neben dem anderen - meisten
sind alle Plätze besetzt. Hinter dem Bahnhof Altona erstreckt sich dann
die normale städtische Umgebung bis zum IKEA. Der Wochenmarkt ist
gut und reichhaltig, aber er findet aber nicht jeden Tag statt und dann
ist die beste Einkaufsmöglichkeit die Einkaufsmall „Mercado“ zwischen
Kleiner Rainstraße und Ottenser Straße.
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- Katharinenkirche - zurück
- Diese
Kirche ist den meisten Bach-Kennern ein Begriff, denn Johann Sebastian
Bach war ab 1720 beim Fürsten von Anhalt-Köthen nicht mehr so
glücklich, seit der eine Frau geheiratet hatte, die die fürstliche
Begeisterung für Musik sehr gedämpft hatte.
Die Katharinenkirche am Rande der Speicherstadt
Leopold von Anhalt-Köthen
legte Bach deswegen nahe, sich woanders zu bewerben und da kam
die
Nachricht von einer freien Stelle an der Hamburger Hauptkirche St. Jakobi gerade recht. Das Probespiel war in Sankt Katharinen angesetzt und diese Orgel kannte Bach, weil er als Sechsundzwanzigjähriger
den legendären Organisten Johann Adam Reincken dort spielen gehört
hatte und so bewarb er sich für die Stelle. Das Probepiel verlief
überragend, Bach war ja auf der Höhe seines Könnens, doch dann eröffnete Hauptpastor Erdmann Neumeister Bach, er
müsse 4.000 Courant (ca. € 20.000.-) aufbringen um die Stelle zu
bekommen. Bach hätte das Geld auch wieder hereingeholt, aber er empfand
diese Situation als Abstieg und zog die Bewerbung daher zurück. (mehr).
- Nun
hat die Katharinenkirche (am alten Handelshafen und der späteren
Speicherstadt gelegen) endlich die Möglichkeit bekommen, Teil der alten
Barockorgel, auf denen Bach gespielt hatte, in einen Neubau eines
barocken Instrumentes zu überführen. Diese Orgel ist nun fertig und
ihr Klang gilt als authetisch, so wie sie zu Bachs Zeiten geklungen hat (Spiegel-Artikel vom 03.04. 2004).
- An dem Tage, als ich die Orgel fotografieren wollte, konnte ich sehen, wie eine Installation des chinesischen Künsters Ai Weiwei aufgebaut wurde - etliche Fahhräder, die ineinander gesteckt wurde. St. Katharinen ist eben auch eine Kunstkirche.
- Speicherstadt
- Die Speicherstadt
wurde am Ende des 19. Jahrhunderts geplant, als die dort bestehenden
Handelshäuser aus den Nähten platzten, die bestellten Waren nicht mehr
lagern konnten, wenn sich ein Abnehmer verspätet hatte und Hamburg
buchstäblich mehr Speicher brauchte. Die Elbinseln Kehrwieder und
Wandrahm waren allerdings seit dem 16. Jht. mit Wohnhäusern bebaut und
die Pfeffersäcke (ein Begriff für
die Hamburger Kaufleute, der damit ihren Wohlstand und ihre Gerissenheit meint), mußten erst tief in die Tasche greifen, bevor sie
die über 20.000 Bewohner umsiedeln konnten und sie mußten deren 1.000
Wohnhäuser abreißen, um den von der Zollunion verlangten Freihafen
überhaupt bauen zu können.
- Um 1883 wurde mit dem ersten Bauabschnitt begonnen und weil der große Stadtbrandt von 1842
den älteren Geschäftsleuten noch lebhaft in Erinnerung war, baute man
durch Brandmauern abgeteilte Lagerräume, die von der Wasser- und der
Landseite aus beladen und entladen werden konnten. Jedes Haus hatte
einen eigenen Kran am Dachbalken montiert und durch Mauerwerk
abgetgeilte Lagerräume, so daß z. B. bei Selbstentzündung des Kaffees
nur der entsprechende Lagerraum ausbrannte, aber eben nicht das ganze
Haus. Der frisch gekürte Kaiser Wilhelm II. konnte bereits 1888 die
Speicherstadt einweihen, auch wenn noch längst nicht alles fertig war. Nach der Eröffnung durften die Kaufleute zollfrei handeln und
holten damit ihre Investitionen bis zur Jahrhundertwende wieder heraus.
- Noch
vor dem ersten Weltkrieg wurde der größte Teil der Speicherstadt
fertiggestellt. Am Ende der letzten Bauphase, 1927, war das größte
zusammenhängende Lagersystem
der Welt entstanden.
oben: Speichergebäude von der Landseite
unten: Speichergebäude von der Fleetseite
Das Lagersystem wird natürlich auch heute noch benutzt, auch wenn der Freihafen seit nicht 2004 mehr existiert. Heute ist die gesamte Speicherstadt zollrechtlich Inland - bis auf die Teppichlager. Die
gehandelten Teppiche der Welt werden nach wie vor über Hamburg an- und
ausgeliefert, auch der größte Teil des Kaffees geht über Hamburg und
seit ein paar
Jahren ist die Speicherstadt auch Weltkulturerbe. Mittlerweile wird der
nicht mehr benötigte Teil des Freihafens wieder in Wohngebiete
umgewandelt - die heutige Hafencity.
- Die Cholera-Epidemie von 1892 verzögerte
den Bau aber, denn durch
die nassen Kellerwohnungen, die engen Häuser, die dichte Bebauung des
Viertels, die noch fehlende Kanalisation und die Trinkwasserentnahme
aus der
Elbe war die Epidemie überhaupt erst möglich geworden. Man holte den
renommierten Forscher Robert Koch aus der Berliner Charité, der kam,
untersuchte die Infrastruktur des Hafen- und Lagerviertels und stellte
fest:
- „Ich
habe noch nie solche ungesunden Wohnungen, Pesthöhlen und Brutstätten
für jeden Ansteckungskeim angetroffen wie in den sogenannten
Gängevierteln, die man mir gezeigt hat, am Hafen, an der Steinstraße,
an der Spitalerstraße oder an der Niedernstraße.[...] Ich vergesse, daß
ich mich in Europa befinde.“
Robert Koch, zit. nach https://de.wikipedia.org/wiki/Choleraepidemie_von_1892
- Sofort
wurden die engen Gassen verbreitert, noch einmal Hunderte Wohnungen
abgerissen, es kam eine Kanalisation und es wurden Trinkwasserfilter an
den Entnahmestellen eingebaut. Wochenlang wurde der Stadtteil mit
Wasser beliefert, bis die Infrastruktur modernisiert war. Die
Stadt Altona
hatte bereits Trinkwasserflter und daher kaum Cholera-Tote, Hamburg
dagegen hatte bis jetzt keine Filter gehabt, dafür 17.000 Erkrankungen
und etwa die Hälfte der Erkrankten starb
daran. Am 28. Dezember 1892 wurde in Hamburg das Institut für
Hygiene und Umwelt gegründet. Danach gingen die Bauarbeiten weiter.
- Ein Teil der Speicherstadt vom Turm der Nikolaikirche aus gesehen - die Hafencity liegt dahinter.
- Heute
(22.5.) war im Hamburger Abendblatt zu lesen, daß Hamburg demnächst die
zweite Einwohnermillion erreichen könnte und mit der Hafencity Platz
für 2,2 Mio Einwohner haben würde - wir werden es wohl noch erleben. zurück
- Hafencity:
- Die
Hafencity wird seit über dreißig Jahren geplant, seit fast zwanzig
Jahren gebaut und ist mittlerweile zur Hälfte fertig. Im Prinzip ist
sie das größte Städtebauprojekt
Europas und der Versuch aus dem ehemaligen Freihafengelände eine neuen
Stadtteil aus dem Boden zu stampfen. Erste Bilder konnte ich 2008
machen, damals war der größte Teil des alten „Grasbrook“-Geländes noch
unbebaut. Der „Grasbrook“ war ursprünglich eine Insel in der Elbe oberhalb
und außerhalb der Stadt, auf der der Legende nach Klaus Störtebeker
hingerichtet worden sein soll. Heute ist die weitläufige Insel zur
Hälfte bebaut und immer noch werden alte Eichenpfähle aus dem sumpfigen
Gelände herausgezogen und durch „moderne“ Lösungen ersetzt. Zwar werden
Eichenpfähle im Wasser im Laufe der Zeit hart wie Beton - Venedig steht
heute noch auf solchen Pfählen - doch leider haben die Investoren keine
Zeit ein paar Jahre zu warten, bis die Pfähle hart genug sind. Bei
Mietpreisen ab ca. € 20.-/qm und Kaufpreisen ab 3.500.-/qm geht es
einfach um zuviel Geld. Trotzdem gehen die Wohnungen weg wie
geschnitten Brot und auch Helene Fischer und ihr Silbereisen haben sich
ein standesgenmäßes Penthouse geleistet. Die Kinder der beiden, die
Silberfischchen, gehen dann in die Katharinenschule in der Nähe, die ihren
Schulhof auf dem Dach hat.
Platz ist Geld.
oben: Teile der Hafencity 2008,
unten: Teile der Hafencity 2018 mit besagten Holzpfählen
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- Elbphilharmonie:
- Die Elbphilharmonie
entstand aus den gleichen Gründen wie die neue Hafencity: Es gab den
Block des 1963 neu gemauerten Kaispeichers A, der im Hafengebiet stand
und nach dem Wegfall des Freihafens nicht mehr gebraucht wurde. Der
Hamburger Projektentwickler Alexander Gérardie kam auf die Idee, darauf
einen Konzertsaal zu setzen und die Architekten Jacques Herzog
und Pierre de Meuron machten die Feinplanung und die Bauleitung.
Zusammen mit dem Berliner Flughafen BER, dem Stuttgarter Bahnhof und
dem Bonner WCCB stehen diese vier Bauwerke für typisch deutsches
Kostenmanagement: Man macht ein Angebot, bei dem alle Beteiligten
vorher schon wissen, daß es viel zu knapp kalkuliert ist, peitscht
dieses viel zu niedrige Angebot durch den Stadtrat oder den Landtag,
ändert die Planung mehrere Male und verwendet Sachen, die keine
Serienbauteile sind. Schwups, verzehnfacht man die Baukosten und alle
nicken ab. Immerhin sind die Hamburger Elbphilharmonie (77 Mio Planung, 866
Mio Kosten) und das Bonner WCCB fertig geworden (140
Mio Planung, Anteil der Stadt 10 Mio, Baukosten 200 Mio, Anteil der
Stadt 200 Mio) , in Stuttgart und Berlin ist das noch gar nicht
absehbar.
- unten: Elbphilharmonie: Der Mauerblock 2008
- unten: Elbphilharmonie: Die Baustelle 2012
- oben. Elbphilharmonie: Fertig 2018
unten: Die Besucher auf der Plaza der Elbphilharmonie
- Daß
die Elbphilharmonie („Elphi“, wie sie die Hamburger fast
zärtlich nennen), kulturell ein aboluter Erfolg und monatelang im
Voraus ausverkauft ist und täglich Tausende auf die Aussichtsplattform
in 37 Meter Höhe pilgern, läßt hoffen, daß sich die Kosten irgendwann
wieder amortisiert haben. Städtebaulich und kulturell ist sie
jedenfalls längst das Wahrzeichen von Hamburg geworden. Wenn man auf
die Aussichtsplttform will, steht man vor einem Dilemma: Morgens
beleuchtet die Sonne den Hafen und man steht eine Stunde für die
kostenlosen Einlaßkarten an, abends kommt man schnell hinauf, hat aber
Gegenlicht. Da muß man abwägen. Eine Recherche über freie Karten am
Abend für die folgenden Tage zeigt folgendes Ergebnis: Max Mutzke ab €
172.-, NDR-Orchester im Juni ab € 799.- und ähnliche Preise. Da habe
ich abgebrochen.
- Hamburg ist nicht Salzburg oder Mailand und diese
Kartenpreise sind absolut überzogen. Ich besuche gerne ein Konzert,
aber es gibt Schmerzgrenzen. Irgendwann werden die Preise hoffentlich
wieder ein realistisches Niveau haben
und solange verkneife ich mir ein Konzert hier. Die Kölner Philharmonie
ist auch schön und kostet weniger als die Hälfte. Meine Schwster hat
dann gesagt, sie habe an der abendkasse eine restgkarte für viel
weniger Geld bekommen....
- _________________________
- Exkursionen
Ernst Barlach
Barlach-Haus in Groß-Flottbek, Jenischpark, Baron-Voght-Straße 50a
- Das
Barlach-Haus in Hamburg war meine Initialzündung sich mit
expressionistischer Kunst zu beschäftigen. Mein Leben kang habe ich Barlach gesehen und bin dort hingefahren, wo etwas von ihm hängt oder steht, ob in Lübeck (Figurenzyklus "Gemeinschaft der Heiligen" an der Katharinenkirche oder in Köln („Schwebender Engel“ in der Antoniterkirche) oder in Güstrow („Schwebender Engel“ im Dom und das Barlachhaus). Das Geburtshaus in Wedel habe ich dieses Mal nicht geschafft.
- Das
Hamburger Barlach-Haus ist von der Hermann F. Reemtsma-Stiftung als
Barlach-Museum gebaut worden. Es gibt noch ein anderes Barlach-Haus in Güstrow,
wo der Künstler gelebt hat. Das Hamburger Haus kombiniert den
Barlach-Bestand gerne mit anderen Künstlern des Expressionismus.
Legendär war die Ausstellung Barlach und Nolde 2012.
Barlachhaus in Hamburg-Groß Flottbek
- Anreise
- mit der S-Bahn: Linie S1 / S11 bis Klein Flottbek (Botanischer Garten), weiter mit Bus Nr. 15 oder 10 Min. Fußweg
Bus: Nr. 15 bis
Marxsenweg (Parkeingang Hochrad); Nr. 36, 39 oder 286 bis Teufelsbrück,
dann 10 Min. Fußweg zum Parkeingang Baron-Voght-Straße
Auto:
BAB 7, Ausfahrt Hamburg-Othmarschen, Richtung Blankenese, Elbchaussee
bis Teufelsbrück, dort rechts in die Baron-Voght-Straße - zurück
Helgoland
Anreise mit dem Katamaran ab
Landungsbrücke (9:00). Die Fahrt dauert knapp drei Stunden, so daß
man nach vier bis fünf Stunden Aufenthalt auch wieder wegkommt. Dann
kann man die Stunden hin und her laufen, Labskaus essen und Kaffee
trinken bis zum Umfallen und den rotweißen Felsen begucken: rot ist der
Sandstein, weiß die Vogelscheiße. Danach wollen die meisten wieder
zurück nach Hamburg - möglichst auf die Reeperbahn.
Helgoland mit den drei Farben: wiesengrün, felsrot, möwenscheißweiß
- Es
gibt aber andere, die begucken wirklich Vögel, kennen die Arten, wissen
etwas über den Unterschied zwischen Unterland und Oberland und sie
können auch mit dem Namen „James Krüss“ etwas anfangen. Das sind zwar
die wenigsten, aber mit denen sprechen die Helgoländer auch mehr als drei Sätze.
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