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Zeitung in der Schule


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Handreichung für Schüler- und Kolleg/inn/en
  © Martin Schlu, 3. April 2017

Zeitung im Unterricht - Schülerzeitung  Abizeitung

Warum soll man in der Schule Zeitung lesen? Vielleicht deswegen, damit man sie in ein paar Jahren noch kaufen kann, denn die Schüler von heute sind die Leser von morgen und angesichts der allgemeinen Weltlage kann man gar nicht genug Informationen über seriöse Kanäle bekommen. Die meisten Zeitungen gehören zu diesen seriösen Kanälen und wenn ich morgens nicht meine Tageszeitung lesen kann, bin ich ungenießbar und das Lesen der FASZ am Sonntag ist ein liebgewordenes Ritual, seit es dieses Blatt gibt.

Natürlich muß man das Lesen dieser Texte üben. In der 5. Klasse kann man mal einen Bravo-Artikel nehmen oder - am Montag - die aktuellen Fußballergebnisse, doch man sollte von Anfang an die Kinder/Jugendlichen an das Lesen der Presse gewöhnen. Glücklicherweise gibt es hier in Bonn den General-Anzeiger, der allen achten Klassen in Bonn anbietet, vier Wochen lang die Tagesausgabe zu beziehen. Dies wird von Redakteuren begleitet, es gbt zusätzliche Informationsangebote für Lehrende und wenn man genug Deutschstunden hat (oder Arbeitsstunden) kommt man durchaus zur Lektüre und kann alle klassischen Ressorts besprechen und üben. Ich habe diese Reihe im letzten November gehabt und dies war in der heißen Phase des US-Wahlkampfes. Es war interessant zu sehen, wie das Zeitungsprojekt sich mehr und mehr um den Trump-Wahlkampf drehte und der Tag der Klassenarbeit war auch noch der Tag nach Thanksgiving, an dem Trump seine „Versöhnungsrede“ hielt -  so wurde die Klassenarbeit eine Zusammenfassung dessen, was im November gelaufen war.

Einführung Zeitungsprojekt

Wo bekommt man Informationen her?
Nachrichtenagenturen (dpa, dpd, reuters, ap)

Was macht man mit einer Zeitung?
Lesen, sich informieren, nachdenken,
Cartoon genießen und schmunzeln, Meinung bilden...

Welche Tageszeitungen kennt ihr?
General-Anzeiger, BILD, FAZ/FASZ,  Süddeutsche,

Welche Zeitschriften:(wöchentlich)
Stern, Spiegel, Bravo, Closer, Welt am Sonntag (WamS)

Wochenendwerbeblättchen: („Käseblättchen“)
„Schaufenster“, „Blickpunkt“,

Wo liest man/Du Zeitung?
Beim Frühstück, in einer stillen Stunde, U-Bahn?
Wartezimmer...., evtl auf dem Pad oder Smartphone

Habt ihr zu Hause eine Zeitung?
ca. 20% der Klasse

Aufbau einer Titelseite
Obere Hälfte: Logo mit Datum/Ausgabe und Preis,
Aufmacher mit Schlagzeile, Meldungen/Kurzbericht.

Untere Hälfte: Weitere Meldungen, Kurzberichte,
ganz unten: Scanfeld, Wetter, Inhaltsverzeichnis

Fachbegriffe

Ressorts (Abteilung):
Politik, Sport,
Lokales (Bonn, Beuel, Hardtberg, Godesberg, Siebengebirge....),
Kultur/Feuilleton,
Wirtschaft (Börse),
Panorama (aus aller Welt),
am Wochenende zusätzlich: Reise, Auto, Wohnen und Leben, Karriere (Stellenanzeigen),
Kleinanzeigen (Wohnen, Trauer, Hochzeit, Geburt.....)

Glossar für Fachwörter anfertigen


Metamorphose der Nachricht

Meldung    
erste Nachricht, erste Information, erfolgt über die Nachrichtenagenturen, Twitter oder Posts oder rss-feeds
   
Nachrichtenagenturen:     
dpa (Dt. Press-Agentur),
dpd (Dt. Pressedienst),
ap (association press),
reuters     (Reuters Nachrichten)

Bericht   
Ausführlichere Informationen,
    Wer/Was? Wie? Wo? Wann? Warum?
    Details und evtl. Hintergründe (Kontext)

Kommentar/Meinung   
Stellungnahmen zum Geschehen mit einer subjektiven Einschätzung eines Redakteurs/Journalisten

Leitartikel        
Ein Artikel, der umfassende verschiedene Aspekte eines Themas beleuchtet, Stellung bezieht und mit aussagekräftigen Bildern ergänzt ist. 

Klassenarbeit:
Bericht über ein längeres Thema (Wahlkampf USA) 


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SchülerzeitungZeitung im Unterricht - Abizeitung
Ich war 1976 in der Elf und gehörte zu den Verwegenen am Siebengebirgsgymnasium, die damals die Zeitung „Megaphon“ gründete (die es übrigens heute noch gibt, wenn auch unter einem anderen Namen) und das Hauptproblem war immer die Diskrepanz zwischen dem, was gedruckt werden sollte und dem, was zu finanzieren war. Ich war damals für Geld zuständig und trabte zwischen den Geschäften hin und her um sie zu überzeugen, in der „Megaphon“ Anzeigen zu schalten, mit denen wir den Druck finanzierten. Geschrieben wurde mit Schreibmaschinen, mein bester Freund Uli Weinberg machte die Grafik und das Layout (heute ist er Professeor für Medien in Berlin) und die in Nächten fertiggestellten Papiervorlagen wurden zu einer bezahlbaren Druckerei nach Calw geschickt und dort im Lichtsatzverfahren offsetgedruckt - heute ist sowas unvorstellbar. An meiner jetzigen Schule gibt es auch eine Schülerzeitung, die im Layout etwas edler ist, als wir es damals bezahlen konnten, aber die Probleme sind die gleichen: immer muß es einen Verrückten geben, der genug Geld heranschafft, die Redakteure wollen ihre Artikel möglichst original abdrucken und der Chefredakteur muß solange kürzen, bis alles auf eine durch vier teilbare Seitenzahl paßt.

Heutzutage ist das Urheberrecht erheblich verschärft worden und insbesondere bei den Bildrechten muß man heute Probleme lösen, die es vor über dreißig Jahren so nicht gab und weil Schülerzeitungen manchmal nur zweimal im Jahr erscheinen können, ist es mit der Aktualität oft nicht weit her. Da muß man sich in der Redaktion immer überlegen, wo der Schwerpunkt gesetzt werden soll.

Ein stabiles Team von etwa acht bis zehn Leuten reicht im Normalfall. Als Satzprogramm ist ein „Word“ eher nicht geeignet, weil es ja um Layout geht, aber es gibt Programme, mit denen man für kleines Geld professionelle Druckvorlagen erstellen kann (z.B. Ragtime für Mac oder Windows). Auch der Offsetdruck ist erheblich billiger geworden und wenn man auf Hochglanzdeckblatt und 120g-Papier verzichten kann, bekommt man das farbige doppelseitig bedruckte A4-Blatt in vernünftiger Qualität und einer 1000er Auflage schon mal für ca. € 50.- . Je nach Anzeigenauftrag ergeben sich dann die entsprechenden Umfänge.

Neu zu lernen ist für die Chefredaktion, daß sie im Normalfall für alle Konsequenzen der Veröffentlichung haftbar ist. Da ich als Chefredakteur 1977 bei der Schleyer-Ermordung für einen sehr kritischen Artikel meinen Kopf hinhalten mußte (und eine gewisse Zeit vom Verfassungsschutz abgehört wurde), ist die Haftungsfrage nicht zu vernachlässigen - immerhin kam es nach dieser Ausgabe zu einer kleinen Anfrage im Bundestag, denn eine  Schülermutter war zufälllig Abgeordnete im Bonner Bundestag und wollte sich mit dieser Anfrage über eine Honnefer Schülerzeitung profilieren. Auch sowas kann vorkommen. 

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Abschluß und Abizeitung Zeitung im Unterricht - Schülerzeitung
Wenn es auf das Ende der Schulzeit zugeht (Ende 10. Klasse  oder Abitur) entsteht oft der Wunsch eine Zeitung zu machen, in der man sich selbst ein bißchen feiern möchte, denn immerhin hat man ja eine gewisse Zeit zusammen durchgehalten und da sind Freundschaften entstanden, die „ewig“ halten werden. Auch wenn Plattformen wie Stayfriends über die Ewigkeit von Schulfreundschaften anderes denken, will man als Schulabgänger seine Duftmarke hintrerlassen und das ist auch okay. Verfassern von Festschriften und Jubiläumsausgaben geht es ähnlich: man macht für die Eingeweihten eine ausführliche Rückblende und Außenstehende können damit nichts anfangen. Ich habe mittlerweile  etliche Abschlußzeitungen von Zehnern begleitet, in denen im Prinzip immer das Gleiche steht: Biographien aller Abgänge, Kommentare der Freunde, Verulkungen von Lehrenden und Geschichten aus der Vergangenheit, die mich immer ein bißchen an das erinnern, was mein Papa vom Krieg erzählt hat: „Weißt Du noch, wie wir yxz einmal so richtig verarscht haben?“

Weil so eine Zeitung für die Ewigkeit gemacht ist (kein Absolvent schmeißt so etwas jemals zu Lebzeiten weg), sollte man nicht knauserig sein und etwas Zeit und Geld in die Hand nehmen. Eine Sammlung von schlechten Fotokopien mittelmäßiger Fotos mit schlechten Texten ist einfach nur peinlich - für den Jahrgang und für den Leser. Wenn man aber nach -zig Jahren mal wieder in der Ausgabe blättert und sie immer noch mit Genuß liest, kann sie so schlecht nicht gewesen sein. Bei meiner letzten Zehn hatte das opus 72 Seiten, ich hatte es den Jugendlichen layoutet und im Folgejahr deswegen auch die Zehn meiner Frau an der Backe hatte und seitdem liegen etliche Hefte im Keller und manchmal lese ich darin und frage mich, was aus den Ehemaligen geworden ist.

Man kann durchaus sehr viel Energie aufwenden, bis das Lay-Out vernünftig aussieht, doch wenn man nicht ein mittleres Genie ist oder sowas schon einmal gemacht hat, ist es durchaus gescheit die Abizeitung gestalten zu lassen. Die gesparte Zeit kann man in andere Dinge stecken - z.B. in  inhaltliche und redaktionelle Dinge und mittlerweile ist es ja durchaus Usus für die Abschlußfeier mal ein Hotel zu mieten oder einen DJ einfliegen zu lassen. Unser Ältester feierte sein Abitur um die Jahrtausendwende im Saal der Spielbank Bad Neuenahr und fünfstellige Beträge für eine Abifeier sind heute durchaus normal. Bei meiner Generation war es anders: Meine Frau bekam ihr Zeugnis mit der Post zugeschickt, ich bekam mein Zeugnis immerhin im Honnefer Kurhaus überreicht und keiner von uns hatte eine besser Kluft an als Jeans und T-Shirt.

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