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- Das
Zeitalter des Barock
Einführung
©
Martin Schlu 2005 / Stand: 11. Januar 2019
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- Das
Wort "Barock" kann abgeleitet werden einerseits vom frz.
"baroque" = zurückgehend, andererseits vom
portugiesischen "barocco" = unregelmäßig. Der
oder das Barock ist eine Strömung von
Gegenreformation und Absolutismus. Barock ist so gesehen
katholisch, monarchisch, konservativ und staatstragend.
Barock beginnt in Venedig,
als die "Serenissima" nach der Schlacht von Lepanto 1561
im Mittelmeer zwar nichts mehr zu sagen hat, dies aber in
der Öffentlichkeit durch prunkvolle Bau- und
Repräsentationspolitik kaschiert. Die große
Zeit venezianischer Musik und Malerei lenkt ab vom
Verfall des Staates und unter dem Prunk modert der
Verfall vor sich hin - teilweise bis heute.
Gabrieli
und Schütz
setzen in Venedig die Schlußpunkte der
absolutistischen Prächtigkeit - der eine als Lehrer
am Ende der Renaissance, der andere als frühbarocker
Schüler. Als Schütz mit fast neunzig 1672
stirbt, ist der Barock in Italien lange etabliert und die
Oper erfunden, in Deutschland ist mit dem
Westfälischen Frieden von 1648 erst seit kurzem die
Renaissance vorbei - wir waren oft etwas später in
der Geschichte.
-
- Baugeschichtlich ist der
Barock eine strenge symmetrische Verspieltheit von
Schmuck- und Ornamentgestaltung, die einzelnen Teile sind
dem Ganzen untergeordnet und wo die Funktion erreicht
ist, darf sie verspielt variiert werden. Typisch für
barocke Schloßanlagen sind symmetrische
Flügel, Mansarden, halb und anderthalbgeschossige
Geschosse und Zwischenebenen und streng geplante
Gartenanlagen. Vorbild für alle Fürsten
unterhalb des französischen Königs wird dessen
Schloß Versailles und der dazugehörige Garten. Versailles
nachempfunden oder von ihm inspiriert sind viele weitere bekannte
Bauten, darunter Schloss Herrenchiemsee, Schloss Sanssouci und die
Würzburger Residenz.
- Schloß Sanssouci (= „ohne Sorge“) - der Alte Fritz konnte es sich leisten.
- Grundsätzlich
hat das Konzept unseres heutigen Städtebaus seinen
Ursprung im Barock. Viele Städte brennen ab, weil es keine Brandmauern
gibt und die Brände über die holz- und strohgedeckten Dächer
weitergetragen werden, bis alles verbrannt ist. Die neu angelegten
Viertel werden daher größer geplant und neu errichtet, wie z. B. Hamburg, Barcelona, Paris oder München. Man plant vor allem breitere Prunkstraßen, die Boulevards, überdimensionale
Plätze, die nur die Funktion haben, die Macht des Herrschers bei
Aufmärschen deutlich zu zeigen - in einer winkligen Altstadt wie
Venedig funktioniert dies einfach nicht mehr ( aber die wäre auch schwerlich abgebrannt).
- Ebenfalls
eine neubarocke Idee: Von innen Beton, von außern Sichtmauerwerk - hier
beim Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses, auch wenn aus dem
preußischen König mittlwerweile eine Bundeskanzlerin geworden ist.
(Foto: Martin Schlu @ 2016)
- Die Architektur des
Barock spiegelt also die absolute Macht des Monarchen
über seine Welt. Diese Macht findet sich in den
prachtvollen höfischen Kompositionen zwischen
venetianischer und englischer Bläsermusik,
französischem Hoforchester, spanischem
Hofzeremoniell, deutscher Üppigkeit und selbst die
Malerei nimmt die Gegensätze auf: Leben und Tod,
Dunkelheit und Licht, das pralle Leben und die
paradiesische Hoffnung. Rubens, Rembrandt, Hals, Vermeer
stehen für die niederländische Linie,
Caravaggio und Canaletto (speziell die Venedig-Bilder)
haben in Italien die Richtung vorgegeben, Murillo und
Velazquez sind die Vertreter des spanischen
Barocks.
- Es entstehen Oper und
Konzert. Musik bekommt nun wieder die Rolle der
Repräsentation, nachdem das Kontemplative der Messen
und Gebete seinen Platz gehabt hat. Natürlich
entstehen auch Passionen, Lieder, Messen nach wie vor,
aber Musik dient eben nach außen: sie soll
möglichst wirksam darstellen: Oratorien werden zu
geistlichen Opern, Instrumentalkompositionen werden zu
virtuosen Parforceritten, an dessen Ende der geneigte
Herrscher wieder seine Macht zeigt, weil er diesen tollen
Musiker in Diensten hat. In dem Maße, wie der
barocke Absolutismus sich bei den Herrschern durchsetzt,
verarmt allerdings die Bevölkerung.
-
- Die Rolle der
Bevölkerung wird auf die der Statisterie
zurückgedrängt, sie sollen die Macht ihres
Herrschers verherrlichen - oder schweigen. Das Barock ist
die Zeit, in der Kritik am wenigstens gerne gehört
wird und erst als die französische Revolution diese
Strukturen zerschlagen hat, wacht die Bevölkerung
mit einem Kater auf und ist bereit für Vorformen der
Demokratie. Zwar sind die Länder mehrheitlich
bankrott gegangen, aber die Erben haben nun ihre barocken
Gebäude und damit eine touristische Grundlage, mit
der sich im 19. Jahrhundert herrlich wirtschaften
läßt. Als J.S.
Bach am Ende
seines Lebens die "Kunst der Fuge" unvollständig
stehen lassen muß, ist der Barock endgültig
ausgereizt und es ist allerhöchste Zeit für
eine Gegenbewegung, die wieder auf Wesentliches
reduziert. Der Barock wird abgeschlossen,
als die ersten Köpfe bei der Revolution
rollen und erst lange nach 1789 ist diese Phase wirklich
vorbei.
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