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Kulturgeschichte - Klassik


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Literatur

Wolfgang Amadeus Mozart
1791 - Requiem, Zauberflöte und Tod
erstellt von Martin Schlu 2005, aktualisiert am 24. Februar 2009

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1791
Das letzte Kind, Franz Xaver Wolfgang. wird am 26. Juli geboren. Mozart richtet an den Wiener Stadt-Magistrat ein Gesuch, dem kranken Domorganisten Leopold Hofmann assistieren zu dürfen und hofft auf eine feste Stelle. Der Magistrat gibt ihm die Zusage, nach dem Tode Hofmanns die Stelle zu übernehmen, doch dazu wird es nicht mehr kommen, denn Hofmann überlebt Mozart.
 
Söhne Mozarts
Mozarts überlebende Söhne
Nachdem Joseph II. bereits am 20.Februar 1790 gestorben ist, übernimmt Leopold, der jüngere Bruder, die Regierungsgeschäfte und muß sich durch seine verschiedenen Königs- und Kaiserwürden krönen lassen: am 9. Oktober findet die Krönung zum römisch-deutschen Kaiser statt, am 15. November wird er zum König von Ungarn gekrönt und für den 6. September 1791 ist dir Krönung zum böhmischen König geplant. Von den böhmischen Ständen ergeht zu diesem Anlaß ein neuer Kompositionsauftrag an Mozart. Er soll die Oper "La clemenza di Tito" schreiben, die Geschichte vom mildtätigen König. Die böhmischen Stände wissen, daß Leopold wieder einen konservativen Kurs fahren wird und wollen sich mit ihm gut stellen. Mozart kommt der Auftrag ganz recht - er liegt gut im Geschäft und kann durchaus zwei Opern parallel schreiben. Schnell wird der "Titus" fertig und als die Oper zur Krönung Leopolds zum böhmischen König am 6. September am Nationaltheater in Prag Premiere hat, dirigiert Mozart die Uraufführung, Konstanze ist auch anwesend und das das neugeborene Kind bleibt bei Bekannten und stirbt diesmal nicht. Leider kommt der "Titus" nicht gut an und Mozart fährt frustriert und krank nach Wien zurück. - Seitenanfang
 
Die Arbeit am Requiem beginnt sofort nach Mozarts Rückkehr aus Prag. Mozart erhält 50 Dukaten Abschlag - eine ganze Menge Geld - es entspricht etwa 225 Gulden, etwa einem Jahresgehalt eines Pfarrers.
 
Nun arbeitet Mozart parallel an "Requiem" und der "Zauberflöte". Die Oper hat am 30. September 1791 Premier in Schikaneders Freihaustheater am Theater auf der Wieden in Wien und Schikaneder selber singt den Papageno. Mozart dirigiert wieder die Uraufführung und hat am Ende des 1. Aktes das Gefühl, daß die Oper nicht gut ankommt, doch ab dem 2. Akt wird sie ein großer Erfolg. Dies wiederholt sich am nächsten Tag und Mozart schreibt Konstanze und berichtet ihr darüber. Die Erfolge bleiben und am 13. Oktober lädt Mozart Salieri und die Sängerin Cavalieri ein, sich die Oper in der Loge anzusehen. Beide sind hingerissen und während Konstanze auf Kur bleibt, komponiert Mozart, leitet Gesangsproben und dirigiert abends in Schikaneders Oper.
 
 
Bühnenbild   Sondermarke
Das legendäre Bühnenbild der Zauberflöte von Schinkel und die Sondermarke mit dem Plakat
 
Am 18. November dirigiert Mozart sein letztes öffentliches Konzert. Konstanze kommt aus der Kur in Baden wieder nach Wien zurück und findet Mozart in schlechtem gesundheiltichen Zustand vor. Ein Arzt verordnet zwar Ruhe und viel Schlaf, doch Mozart hält sich nicht dran und arbeitet weiter so hart wie gewohnt. Ab Anfang Dezember muß er im Bett bleiben und ist zu schwach aufzustehen, arbeitet aber immer noch weiter, bis er zusammenbricht. Noch am Abend des 4. Dezember schreibt er an den Requiem-Teilen "Confutatis" und "Lacrimosa", fällt irgendwann in die Bewußtlosigkeit und stirbt eine Stunde nach Mitternacht am 5. Dezember.
 
Kreuzkapelle an der nördlichen Außenwand des Stephansdomes, Foto: © Martin Schlu, 2009
 
Mozart bekommt am 6. Dezember in einer kleinen Kapelle an der nördlichen Außenwand des Stephansdomes eine Messe gelesen, bei der alle männlichen Mitglieder der Familie anwesend sind, außerdem Antonio Salierei und Johann Georg Albrechtsberger. Von dort fährt der Leichenkarren zur eigentliche Beisetzung auf den St. Marxer Friedhof (St. Marx ist nicht der heilige Karl, sondern Sankt Markus) , dreieinhalb Kilometer außerhalb der Stadt und üblicherweise ist die Trauerfeier damit abgeschlossen - nicht, weil das Geld für ein ordentliches Begräbnis nicht reicht, sondern weil diese Art der Bestattung in der josephinischen Begräbnisordnung vorgesehen ist und nach dem Tode Josephs II. im Februar 1790 noch nicht rückgängig gemacht wurde. Mozarts Ehefrau Constanze hatte bei Mozarts Tod zwar ca.. 3.000 Gulden Schulden, hätte aber mit Leichtigkeit eine Ausnahmegenehmigung bekommen können und daß ein Begräbnis Dritter Klasse das Einzige war, was finanziell möglich war, erscheint sehr unwahrscheinlich. Also wird Mozart per Klappsarg und ein paar Schaufeln Kalk in einem "Schachtgrab" für sechs Personen beigesetzt, das alle paar Jahre wieder neu belegt werden kann (Milos Formanns Film zeigt diese Beisetzung sehr drastisch und anschaulich) und aus diesem Grunde gibt es dabei auch weder Grabstein noch Kreuz. Die eigentliche Beerdigung wird einen oder zwei Tage später geschehen sein.
   
Am Morgen dieses Tages geht Franz Hofdemel mit dem Rasiermeser auf seine Ehefrau los, entstellt ihr Gesicht mit tiefen Schnitten und bringt sich danach um. Später wird bekannt, daß seine Frau, Magdalena Hofdemel, nicht nur Mozarts Klavierschülerin gewesen ist, sondern vermutlich auch dessen Geliebte. Hofdemel hätte demnach zumindest ein Motiv gehabt, an Mozarts Tod nachzuhelfen, doch bewiesen ist bis heute nichts. Eine Vergiftung durch Hofdemel scheidet aus, weil lediglich Süßmeyer und Constanze regelmäßig Kontakt zu Mozart hatten. Einige Monate danach kommt Magdalena Hofdemel mit einem gesunden Jungen nieder, dessen Vaterschaft nicht mehr geklärt werden kann.
 
Falsch ist die Überlieferung, es habe am Tag des Begräbnisses geregnet und alle Leidtragenden hätten umkehren müssen. Da Mozart nach der Seuchen- und Begränisordnung mindestens 48 Stunden aufgebahrt sein mußte (denn man hat zu dieser Zeit erhebliche Angst davor als Folge eines Scheintodes lebendig begraben zu werden ), kommt ein Begräbnis nicht vor dem 7. Dezember in Frage, aber sowohl an diesem Tag als auch am 8.12. gab es keinen Regen, sondern ausgesprochen schönes Wetter.
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Eurostück mit Mozart
Mozart auf dem österreichischen Eurostück

 
  
1792 - Seitenanfang
Weil das Requiem unfertig geblieben ist, schreibt Mozarts Schüler Franz Xaver Süßmeyer auf Drängen Konstanzes die Partitur zu Ende, denn Konstanze hat das Honorar für die Komposition schon ausgegeben und kann es nicht mehr zurückzahlen. Dummerweise fälscht er dabei aber auch Mozarts Unterschrift und datiert die Fertigstellung auf 1792, was jahrelang für viel Verwirrung gesorgt hat. In vielen Musikbüchern stand jahrzehntelang die legendäre Geschichte vom Tod selbst, der Mozart dazu brachte, sein eigenes Requiem zu schreiben - heute weiß man, daß es der Graf von Walsegg-Stuppach war, dessen Frau gestorben war und der zu ihrem Todestag am 14. Februar ein Requiem aufführen wollte, sich dann aber lieber auf einen professionellen Komponisten verließ, als selber zu dilettieren. Er soll dafür bekannt gewesen sein, daß er fremde Werke als seine eigenen ausgab, die er dann als "Komponist", wie es üblich war, auch selber dirigierte. Wenn man Mozarts Arbeitstechnik kennt, die Werke im Kopf zu planen und erst auf den letzten Drücker aufzuschreiben, gab es keinen Grund, das Requiem vor Anfang Dezember fertigzustellen - dummerweise kam Wolfgang der Tod dazwischen. Die Rolle, die Constanze Mozart in dieser Sache spielt, ist nicht geklärt: einerseits soll sie auch eine Beziehung zu Mozarts Schüler Franz Xaver Süßmeyer gahabt haben (man beachte den Namen des letzten Mozart-Sohnes), andererseits nutzte ihr ein lebender Mozart mehr als ein toter.

Auch wenn nach vielen Quellen Konstanze als einfach gestrickter Charakter erscheint, gibt es keinen Grund, erst nach neunzehn Jahren den ersten Versuch zu unternehmen, Wolfgangs Grabstelle zu finden - es sei denn, sie hätte erst dann begriffen, mit wem sie neun Jahre lang verheiratet war. Warum Constanze Unterlagen verschwinden ließ und falsche Auskünfte an vier Biographen gab, ist auch noch nicht geklärt. Näheres findet man bei Gagelmann, S. 83 - 111.

Foto: © Martin Schlu 2009
  
Gedenkstein auf dem Wiener Friedhof St. Marx , etwa an der Stelle, in der man das Schachtgrab vermutet. Heute ist der ganze Bereich der Schachtgrabanlage ein freies Feld.
Der habsburgische Kaiser Leopold überlebt Mozart nicht lange: bereits am 1. März stirbt er nach zwei Jahren Regierung. Als ein gewisser Ludwig van Beethoven aus Bonn am Ende des Jahres 1792 nach Mozart fragt, weil er bei ihm Unterricht nehmen möchte, kann man ihn nur noch zum Friedhof führen - aus diesem Grund studiert Beethoven dann bei Haydn.
 
Die Zauberflöte wird unterdessen ein Erfolg. Schikaneder läßt sich nach ein paar Jahren aus den Einnahmen der Oper sein eigenes Theater bauen und Karla Höcker resümiert, daß Mozart nur noch ein paar Jahre länger hätte leben müssen, um ein reicher Mann zu werden, denn ab 1795 wurde die Oper bereits regelmäßig in dreizehn Städten immer wieder erfolgreich gespielt und warf ordentlich Geld ab.
 
Erst Jahrzehnte später, im Oktober 1855, wird erstmalig der Versuch unternommen, die Grabstelle zu rekonstruieren. Es kommt heraus, daß der Friedhofswärter von 1791 bereits verstorben ist, doch es gibt eine Beschreibung der Witwe Albrechtsbergers, die so genau ist, daß man das Grab halbwegs bezeichnen kann. 1848 wurde es neu belegt, ohne daß Knochen entfernt wurden. Einem Friedhofswärter ist es zu verdanken, daß auf dem ehemaligen Feld der Schachtgräber überhaupt etwas steht - aus den Teilen aufgegebener Gräber montierte er ein Grabdenkmal und die Stadt mußte nur noch die Inschrift bezahlen. Theoretisch wäre es möglich DNA-Spuren zu sichern, man wird sehen, ob dies auch geschieht.
 
Seit der Einweihung des Zentralfriedhofs wird St. Marx nicht mehr genutzt (er wurde 1888 "aufgelassen") und heute verfallen die Grabsteine, wenn die Stadt nicht schnell genug mit dem Restaurieren hinterher kommt. Der Friedhof selber ist schön, lag 1791 weit vor der Stadt, doch heute stimmt dies längst nicht mehr: die Autobahn ist in Hörweite und rings um den Friedhof liegt ein Industriegebiet.
   

Im Bericht zur Leichenschau spricht der Arzt vom "hitzigen Frieselfieber", einem Krankheitsbild, was bis heute kein anderer Arzt aufschlüsseln konnte.
 
"Wahrscheinlich wurde Mozart das Opfer eines akuten rheumatischen Fiebers von Streptokokken-Bakterien ausgelöst",
 
stellt Faith Fitzgerald fest, Internistin an der University of California in Davis. Heute ist diese Infektion wegen vorhandener Antibiotika keine Gefahr mehr, doch im 18. Jahrhundert konnte man an der körpereigenen Immunreaktion auf die Bazillen sterben. Denkbar sind aber auch Infektionen im Darmbereich, die - nicht erkannt - nach einer gewissen Zeit zu einer tödlichen Sepsis führen, denkbar sind auch ganz normale Infektionen, denen das durch Überarbeitung geschwächte Immunsystem Mozarts nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Die Diagnose "Streptokokken" ist dabei nur sehr allgemein - ohne DNA-Material und umfassende genetische Untersuchung dürfte das Mozart-Rätsel noch ein paar Jahre offen bleiben.
 
 
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