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Sechste
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Siebte
Szene
Inhaltsangabe
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Friedrich
von Schiller
Kabale und Liebe
|
-
- Erster
Akt, Erster Auftritt
- weiter
-
- Zimmer beim
Musikus.
Miller steht eben vom Sessel auf und
stellt sein Violoncell auf die Seite.
An einem Tisch sitzt Frau Millerin noch im Nachtgewand
und trinkt ihren Kaffee.
Miller
- schnell auf- und
abgehend
Einmal für allemal! Der Handel wird ernsthaft.
Meine Tochter kommt mit dem Baron ins Geschrei.Mein Haus
wird verrufen. Der Präsident bekommt Wind, und kurz
und gut, ich biete dem Junker aus.
Frau
Du hast ihn nicht in dein Haus geschwatzt - hast ihm
deine Tochter nicht nachgeworfen.
Miller
Hab' ihn nicht in mein Haus geschwatzt - hab' ihm 's
Mädel nicht nachgeworfen; wer nimmt Notiz davon?
-Ich war Herr im Haus. Ich hätt' meine Tochter mehr
coram nehmen sollen. Ich hätt' dem Major besser
auftrumpfen sollen - oder hätt' gleich Alles Seiner
Excellenz, dem Herrn Papa, stecken sollen. Der junge
Baron bringt's mit einem Wischer hinaus, das muß
ich wissen, und alles Wetter kommt über den
Geiger.
Frau
schlürft eine Tasse aus
Possen! Geschwätz! Was kann über dich
kommen? Wer kann dir was anhaben? Du gehst deiner
Profession nach und raffst Scholaren zusammen, wo sie zu
kriegen sind.
Miller
Aber, sag mir doch, was wird bei dem ganzen Commerz
auch herauskommen? - Nehmen kann er das Mädel nicht
- Vom Nehmen ist gar die Rede nicht, und zu einer -
daß Gott erbarm? - Guten Morgen! - Gott, wenn so
ein Musje von sich da und dort, und dort und hier schon
herumbeholfen hat, wenn er, der Henker weiß! was
als? gelöst hat, schmeckt's meinem guten Schlucker
freilich, einmal auf süß Wasser zu graben. Gib
du Acht! gib du Acht! und wenn du aus jedem Astloch ein
Auge strecktest und vor jedem Blutstropfen Schildwache
ständest, er wird sie, dir
auf der Nase, beschwatzen, dem Mädel Eins hinsetzen
und führt sich ab, und das Mädel ist
verschimpfiert auf ihr Lebenlang, bleibt sitzen, oder
hat's Handwerk verschmeckt, treibt's fort.
Die Hand vor der Stirn
Jesus Christus!
Frau
Gott behüt' uns in Gnaden!
Miller
Es hat sich zu behüten. Worauf kann so ein
Windfuß wohl sonst sein Absehen richten? - Das
Mädel ist schön - schlank - führt seinen
netten Fuß. Unterm Dach mag's aussehen, wie's will.
Darüber guckt man bei euch Weibsleuten weg, wenn's
nur der liebe Gott parterre nicht hat fehlen lassen -
Stöbert mein Springinsfeld erst noch dieses Kapital
aus - he da! geht ihm ein Licht auf, wie meinem Rodney,
wenn er die Witterung eines Franzosen kriegt, und nun
müssen alle Segel dran, und drauf los, und - ich
verdenk's ihm gar nicht. Mensch ist Mensch. Das muß
ich wissen.
Frau
Solltest nur die wunderhübsche Billeter auch
lesen, die der gnädige Herr an deine Tochter als
schreiben thut. Guter Gott! da sieht man's ja sonnenklar,
wie es ihm pur um ihre schöne Seele zu thun
ist.
Miller
Das ist die rechte Höhe. Auf den Sack
schlägt man, den Esel meint man. Wer einen
Gruß an das liebe Fleisch zu bestellen hat, darf
nur das gute Herz Boten gehen lassen. Wie hab' ich's
gemacht? Hat man's nur erst so weit im Reinen, daß
die Gemüther topp machen, wutsch! nehmen die
Körper ein Exempel; das Gesind macht's der
Herrschaft nach, und der silberne Mond ist am End nur der
Kuppler gewesen.
Frau
Sieh doch nur erst die prächtigen Bücher
an, die der Herr Major ins Haus geschafft haben. Deine
Tochter betet auch immer draus.
Miller
pfeift
- Hui da! Betet! Du hast
den Witz davon. Die rohen Kraftbrühen der Natur sind
Ihro Gnaden zartem akronenmagen noch zu hart. - Er
muß sie erst in der höllischen
Pestilenzküche der Belletristen künstlich
aufkochen lassen. Ins Feuer mit dem Quark. Da saugt mir
das Mädel - weiß Gott, was als für? -
überhimmlische Alfanzereien ein, das läuft dann
wie spanische Mucken ins Blut und wirft mir die Handvoll
Christenthum noch gar auseinander, die der Vater mit
knapper Noth soso noch zusammenhielt. Ins Feuer, sag'
ich. Das Mädel setzt sich alles Teufelsgezeug in den
Kopf; über all dem Herumschwänzen in der
Schlaraffenwelt findet's zuletzt seine Heimath nicht
mehr, vergißt, schämt sich, daß sein
Vater Miller der Geiger ist, und verschlägt mir am
End einen wackern ehrbaren Schwiegersohn, der sich so
warm in meine Kundschaft hineingesetzt hätte
- - Nein! Gott verdamm mich!
Er springt auf, hitzig
-
- Gleich muß die
Pastete auf den Herd, und dem Major - ja ja, dem Major
will ich weisen, wo Meister Zimmermann das Loch gemacht
hat.
Er will fort
-
- Frau
Sei artig, Miller. Wie manchen schönen Groschen
haben uns nur die Präsenter -
- Miller
kommt zurück und bleibt vor ihr stehen
Das Blutgeld meiner Tochter? - Schier dich zum Satan,
infame Kupplerin! - Eh will ich mit meiner Geig' auf den
Bettel herumziehen und das Concert um was Warmes geben -
eh will ich mein Violoncello zerschlagen und Mist im
Sonanzboden führen, eh ich mir's schmecken lass' von
dem Geld, das mein einziges Kind mit Seel' und Seligkeit
abverdient. - Stell den vermaledeiten Kaffee ein und das
Tobackschnupfen, so brauchst du deiner Tochter Gesicht
nicht zu Markt zu treiben. Ich hab mich satt gefressen
und immer ein gutes Hemd auf dem Leib gehabt, eh so ein
vertrackter Tausendsasa in meine Stube geschmeckt
hat.
Frau
Nur nicht gleich mit der Thür ins Haus! Wie du
doch den Augenblick in Feuer und Flammen stehst! Ich
sprech ja nur, man müss' den Herrn Major nicht
disguschthüren, weil Sie des Präsidenten Sohn
sind.
Miller
Da liegt der Haas im Pfeffer. Darum, just eben darum
muß die Sach noch heut auseinander. Der
Präsident muß es mir Dank wissen, wenn er ein
rechtschaffener Vater ist. Du wirst mir meinen rothen
plüschenen Rock ausbürsten, und ich werde mich
bei Seiner Excellenz anmelden lassen. Ich werde sprechen
zu seiner Excellenz: Dero Herr Sohn haben ein Aug auf
meine Tochter; meine Tochter ist zu schlecht zu Dero
Herrn Sohnes Frau, aber zu Dero Herrn Sohnes Hure ist
meine Tochter zu kostbar, und damit basta! - Ich
heiße Miller.
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- Erster Akt, erster
Auftritt - weiter
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