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Siebte
Szene
Inhaltsangabe
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Friedrich
von Schiller
Kabale und Liebe
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- Erster
Akt, Fünfter
Auftritt -
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- Saal beim
Präsidenten.
-
- Der Präsident,
ein Ordenskreuz um den Hals, einen Stern an der Seite,
und Secretär Wurm treten auf.
-
- Präsident
- Ein ernsthaftes
Attachement! Mein Sohn? - Nein, Wurm, das macht Er mich
nimmermehr glauben.
-
- Wurm
- Ihro Excellenz haben die
Gnade, mir den Beweis zu befehlen.
-
- Präsident
- Daß er der
Bürgercanaille den Hof macht - Flatterieen sagt -
auch meinetwegen Empfindungen vorplaudert - das sind
lauter Sachen, die ich möglich finde - verzeihlich
finde - aber - und noch gar die Tochter eines Musikus,
sagt Er?
-
- Wurm
- Musikmeister Millers
Tochter.
-
- Präsident
- Hübsch - Zwar das
versteht sich.
-
- Wurm
- lebhaft
- Das schönste
Exemplar einer Blondine, die, nicht zu viel gesagt, neben
den ersten Schönheiten des Hofes noch Figur machen
würde.
-
- Präsident
- lacht
- Er sagt mir, Wurm - Er
habe ein Aug auf das Ding - das find' ich. Aber sieht Er,
mein lieber Wurm - daß mein Sohn Gefühl
für das Frauenzimmer hat, macht mir Hoffnung,
daß ihn die Damen nicht hassen werden. Er kann bei
Hof etwas durchsetzen. Das Mädchen ist schön,
sagt Er; das gefällt mir an meinem Sohn, daß
er Geschmack hat. Spiegelt er der Närrin solide
Absichten vor? Noch besser - so seh' ich, daß er
Witz genug hat, in seinen Beutel zu lügen. Er kann
Präsident werden. Setzt er es noch dazu durch?
Herrlich! das zeigt mir an, daß er Glück hat.
- Schließt sich die Farce mit einem gesunden Enkel
- unvergleichlich! so trink' ich auf die guten Aspecten
meines Stammbaums eine Bouteille Malaga mehr und bezahle
die Scortationsstrafe für seine Dirne.
-
- Wurm
- Alles, was ich
wünsche, Ihr' Excellenz, ist, daß Sie nicht
nöthig haben möchten, diese Bouteille zu Ihrer
Zerstreuung zu trinken.
-
- Präsident
- ernsthaft
- Wurm, besinn' Er sich,
daß ich, wenn ich einmal glaube, hartnäckig
glaube; rase, wenn ich zürne - Ich will einen
Spaß daraus machen, daß Er mich aufhetzen
wollte. Daß Er sich seinen Nebenbuhler gern vom
Hals geschafft hätte, glaub' ich Ihm herzlich gern.
Da Er meinen Sohn bei dem Mädchen auszustechen
Mühe haben möchte, soll Ihm der Vater zur
Fliegenklatsche dienen, das find' ich wieder begreiflich
- und daß er einen so herrlichen Ansatz zum
Schelmen hat, entzückt mich sogar - Nur, mein lieber
Wurm, muß Er mich nicht mit prellen wollen. - Nur,
versteht Er mich, muß Er den Pfiff nicht bis zum
Einbruch in meine Grundsätze treiben.
-
- Wurm
- Ihro Excellenz
verzeihen. Wenn auch wirklich - wie Sie argwohnen - die
Eifersucht hier im Spiel sein sollte, so wäre sie es
wenigstens nur mit den Augen und nicht mit der
Zunge.
-
- Präsident
- Und ich dächte, sie
bliebe ganz weg. Dummer Teufel, was verschlägt es
denn Ihm, ob Er die Karolin frisch aus der Münze
oder vom Bankier bekommt. Tröst' Er sich mit dem
hiesigen Adel - wissentlich oder nicht - bei uns wird
selten eine Mariage geschlossen, wo nicht wenigstens ein
halb Dutzend der Gäste - oder der Aufwärter -
das Paradies des Bräutigams geometrisch ermessen
kann.
-
- Wurm
- verbeugt
sich
- Ich mache hier gern den
Bürgersmann, gnädiger Herr.
-
- Präsident
- Überdies kann Er
mit Nächstem die Freude haben, seinem Nebenbuhler
den Spott auf die schönste Art heimzugeben. Eben
jetzt liegt der Anschlag im Kabinet, daß, auf die
Ankunft der neuen Herzogin, Lady Milford zum Schein den
Abschied erhalten und, den Betrug vollkommen zu machen,
eine Verbindung eingehen soll. Er weiß, Wurm, wie
sehr sich mein Ansehen auf den Einfluß der Lady
stützt - wie überhaupt meine mächtigsten
Springfedern in die Wallungen des Fürsten
hineinspielen. Der Herzog sucht eine Partie für die
Milford. Ein Anderer kann sich melden - den Kauf
schließen, mit der Dame das Vertrauen des
Fürsten anreißen, sich ihm unentbehrlich
machen - Damit nun der Fürst im Netz meiner Familie
bleibe, soll mein Ferdinand die Milford heirathen - Ist
Ihm das helle?
-
- Wurm
- Daß mich die Augen
beißen - - Wenigstens bewies der
Präsident hier, daß der Vater nur ein
Anfänger gegen ihn ist. Wenn der Major Ihnen eben so
den gehorsamen Sohn zeigt, als Sie ihm den
zärtlichen Vater, so dürfte Ihre Anforderung
mit Protest zurückkommen.
-
- Präsident
- Zum Glück war mir
noch nie für die Ausführung eines Entwurfes
bang, wo ich mich mit einem: es soll so sein! einstellen
konnte. - Aber seh' Er nun, Wurm, das hat uns wieder auf
den vorigen Punkt geleitet. Ich kündige meinem Sohn
noch diesen Vormittag seine Vermählung an. Das
Gesicht, das er mir zeigen wird, soll Seinen Argwohn
entweder rechtfertigen oder ganz widerlegen.
-
- Wurm
- Gnädiger Herr, ich
bitte sehr um Vergebung. Das finstre Gesicht, das er
Ihnen ganz zuverlässig zeigt, läßt sich
eben so gut auf die Rechnung der Braut schreiben, die Sie
ihm zuführen, als derjenigen, die Sie ihm nehmen.
Ich ersuche Sie um eine schärfere Probe. Wählen
Sie ihm die untadelichste Partie im Lande, und sagt er.
Ja, so lassen Sie den Secretär Wurm drei Jahre
Kugeln schleifen.
-
- Präsident
- heißt die
Lippen
- Teufel!
-
- Wurm
- Es ist nicht anders! Die
Mutter - die Dummheit selbst - hat mir in der Einfalt zu
viel geplaudert.
-
- Präsident
- geht auf und nieder,
preßt seinen Zorn zurück
- Gut! Diesen Morgen
noch.
-
- Wurm
- Nur vergessen Ew.
Excellenz nicht, daß der Major - der Sohn meines
Herrn ist!
-
- Präsident
- Er soll geschont werden,
Wurm.
-
- Wurm
- Und daß der
Dienst, Ihnen von einer unwillkommenen Schwiegertochter
zu helfen -
-
- Präsident
- Den Gegendienst werth
ist, Ihm zu einer Frau zu helfen? - Auch das,
Wurm!
-
- Wurm
- bückt sich
vergnügt
- Ewig der Ihrige,
gnädiger Herr!
- Er will
gehen
-
- Präsident
- Was ich Ihm vorhin
vertraut habe, Wurm!
- Drohend
- Wenn Er
plaudert -
-
- Wurm
- lacht
- So zeigen Ihr' Excellenz
meine falschen Handschriften auf.
- er geht
ab
-
- Präsident
- Zwar bist du mir
gewiß! Ich halte dich an deiner eigenen Schurkerei,
wie den Schröter am Faden.
-
- Ein Kammerdiener
- tritt
herein
- Hofmarschall von
Kalb -
-
- Präsident
- Kommt wie gerufen. - Er
soll mir angenehm sein.
- Kammerdiener
geht
-
-
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- Erster Akt, Fünfter Auftritt -
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