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Theodor Fontane
(1819 - 1898)
Journalist und Kritiker 1862 - 1870
erstellt von Martin
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- Seitenanfang
- Januar: Erste Pläne zu dem
historischen Roman "Vor dem Sturm".
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- Seitenanfang
- Im Februar wird der Sohn Friedrich
geboren.
- Im Auftrag des Decker'schen Verlags
reist Fontane zu den Schauplätzen des
Deutsch-Dänischen
Krieges nach
Schleswig-Holstein und Dänemark und schildert seine
Eindrücke in den Büchern "Der
Schleswig-Holsteinische Krieg im Jahre 1864" (erschienen
1865). Dabei entstehen auch einige Gedichte, die heute
nur noch peinlich wirken, z.B. die Lobeshymne auf das
preußische Heer und dessen Sieg bei den
Düppeler Schanzen - ein Gedicht, das seinen Weg in
die Schulbücher nach 1918 nicht mehr gefunden hat
und nur deswegen hier steht, um klarzumachen, daß
preußische Gebrauchslyrik auch zu den Aufgaben
Fontanes gehörte. Es gibt noch viele andere
peinliche Werke zu entdecken (diverse Kaiserhymnen,
Fertigstellung des Kölner Dom u.a.)
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Der Tag von Düppel
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Still!
Vom achtzehnten April
Ein Lied ich singen will.
Vom achtzehnten - alle Wetter ja,
Das gab mal wieder ein Gloria!
Ein »achtzehnter« war es, voll und
ganz,
Wie bei Fehrbellin und Belle-Alliance,
April oder Juni ist all einerlei,
Ein Sieg fällt immer in Monat
Mai.
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Um vier Uhr morgens der Donner begann!
In den Gräben standen sechstausend
Mann,
Und über sie hin sechs Stunden lang
Nahmen die Kugeln ihren Gang.
Da war es zehn Uhr. Nun alles still,
Durch die Reihen ging es: »Wie Gott
will!«
Und vorgebeugt zu Sturm und Stoß
Brach das preußische Wetter
los.
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Sechs Kolonnen. Ist das ein
Tritt!
Der Sturmmarsch flügelt ihren Schritt;
Der Sturmmarsch, - ja tief in den Trancheen
Dreihundert Spielleut' im Schlamme stehn.
Eine Kugel schlägt ein, der Schlamm spritzt
um,
Alle dreihundert werden stumm -
»Vorwärts!« donnert der
Dirigent,
Kapellmeister Piefke vom
Leibregiment.
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Und »vorwärts«
spielt die Musika,
Und »vorwärts« klingt der
Preußen Hurra;
Sie fliegen über die Ebene hin,
Wer sich besänne, hätt's nicht
Gewinn;
Sie springen, sie klettern, ihr Schritt wird
Lauf -
Feldwebel Probst, er ist hinauf!
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Er steht, der erst' auf dem
Schanzenrück,
Eine Kugel bricht ihm den Arm in Stück:
Er nimmt die Fahn' in die linke Hand
Und stößt sie fest in Kies und
Sand.
Da trifft's ihn zum zweiten; er wankt, er
fällt:
»Leb wohl, o Braut! leb wohl, o
Welt!«
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Rache! - Sie haben sich
festgesetzt,
Der Däne wehrt sich bis zuletzt.
Das macht, hier ficht ein junger Leu,
Herr Leutnant Anker von Schanze zwei.
Da donnert's: »Ergib dich, tapfres
Blut,
Ich heiße Schneider, und damit gut!«
-
Der preußische Schneider, meiner Treu,
Brach den dänischen Anker
entzwei.
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Und weiter, - die Schanze
hinein, hinaus
Weht der Sturm mit Saus und Braus,
Die Stürmer von andern Schanzen her
Schließen sich an, immer mehr, immer
mehr,
Sie fallen tot, sie fallen wund, -
Ein Häuflein steht am Alsen-Sund.
Palisaden starren die Stürmenden an,
Sie stutzen; wer ist der rechte Mann?
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Da springt von achten einer
vor:
»Ich heiße Klinke, ich öffne das
Tor!« -
Und er reißt von der Schulter den
Pulversack,
Schwamm drauf, als wär's eine Pfeif'
Tabak.
Ein Blitz, ein Krach - der Weg ist frei -
Gott seiner Seele gnädig sei!
Solchen Klinken für und für
Öffnet Gott selber die
Himmelstür.
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Sieg donnert's. Weinend die
Sieger stehn.
Da steigt es herauf aus dem Schlamm der
Trancheen,
Dreihundert sind es, dreihundert Mann,
Wer anders als Piefke führet sie an?
Sie spielen und blasen, das ist eine Lust,
Mit jubeln die nächsten aus voller
Brust,
Und das ganze Heer, es stimmt mit ein,
Und darüber Lerchen und
Sonnenschein.
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Von Schanze eins bis Schanze
sechs
Ist alles deine, Wilhelmus Rex;
Von Schanze eins bis Schanze zehn,
König Wilhelm, deine Banner wehn.
Grüß euch, ihr Schanzen am Alsener
Sund,
Ihr machtet das Herz uns wieder gesund! -
Und durch die Lande, drauß und daheim,
Fliegt wieder hin ein süßer Reim:
»Die Preußen sind die alten noch,
Du Tag von Düppel lebe
hoch!«
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- Seitenanfang
- Fontane reist an den Rhein und in die
Schweiz. Mit seinem Verleger
Wilhelm Hertz schließt Fontane einen Vertrag
über den Druck von "Vor dem Sturm" ab.
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- Seitenanfang
- Fontane reist zu den böhmischen
und süddeutschen Kriegsschauplätzen des
Deutschen Krieges und beginnt danach mit der
Niederschrift von "Der deutsche Krieg von 1866"
(erschienen 1871). Außerdem schildert seine
Eindrücke in "Reisebriefe vom Kriegsschauplatz" im
Deckerschen "Fremdenblatt". Auf Auszüge sei hier
verzichtet.
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- Seitenanfang
- Im Oktober stirbt Fontanes Vaters in
Schiffmühle bei Freienwalde. (Meine
Gräber)
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- Im Dezember stirbt auch Fontanes
Mutter in Neuruppin. (Meine
Gräber)
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1870 -
Seitenanfang
- Wegen politischer Differenzen
kündigt Fontane seine Stelle der "Kreuz-Zeitung" und
arbeitet ab dem 17. August als freiberuflicher
Theaterkritiker der liberalen "Vossischen Zeitung" (bis
1889/90). Dort nimmt er nach einem guten Monat seinen
Urlaub, weil er mit dem Sohn George dabei sein
möchte, wenn in Paris die deutschen Truppen in die
Stadt einziehen. Es ist natürlich leichtsinnig als
Deutscher im französischen Kriegsgebiet unterwegs zu
sein und es dauert auch nicht lange, bis im Oktober er
von französischen "fractireurs" (einer Art
Widerstandskämpfer) in Domremy als vermeintlicher
Spion verhaftet und gefangengesetzt wird. Erst
später, kurz bevor er zum Tode verurteilt werden
soll, greift der preußischen Ministerpräsident
und Kanzlers des Norddeutschen Bundes, Otto von Bismarck,
ein und droht damit
- ..." daß wir im
Weigerungsfalle eine gewisse Anzahl von Personen in
ähnlicher Lebensstellung in verschiedenen
Stellen Frankreichs verhaften und nach Deutschland
schicken und ihnen dieselbe Behandlung zuteilwerden
lassen, die dem Dr. Fontane in Frankreich
beschieden ist."
- (zit. nach Heinz
Ohff: Theodor Fontane,
S. 243)
- Das wirkt. Bereits im
Dezember kann Fontane wieder nach Berlin
zurückkehren und hat sein Leben lang Probleme, diese
gefährliche Situation richtig einzuschätzen.
Seine Erlebnisse schildert er 1871 er in dem Bericht
"Kriegsgefangen. Erlebtes 1870". Ein Dankschreiben an
Bismarck hat er nie verfaßt.
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