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Kulturgeschichte - 20. Jahrhundert


Biographie

kurzer Exkurs
Danzig und Polen

Die Blechtrommel
Unkenrufe
Im Krebsgang

Ein weites Feld
Beim Häuten der Zwiebel

 Günter Grass
Exkurs: Geschichte der Stadt Danzig
Zusammenstellung: Martin Schlu Mai 2006
unter Mitarbeit von Laura Fenchel, Zarahsenia Müller, Jasmin Steinheuer, Laura Martin, Chris Barkowski
997 (erste Erwähnung)
Danzig wird in einer Urkunde über den heiligen Adalbertus (Bischof aus Prag, der nach Danzig kam, um die Einwohner zum Christentum zu bekehren) erstmals als befestigter Ort "urbs dancyge" mit Hafenzugang erwähnt. Damals schon ist die sie eine wichtige Stadt des Gebietes Pomerellen, das 979 erobert wurde.
 
1184 - Seitenanfang
Das Danziger Schloß wird als Festung erwähnt ("castrum Kdance in Pomerania")

1221
Waldemar II. von Dänemark erobert die Stadt zwar, jedoch verliert er sie vier Jahre später wieder an den Herzog Swantopluk.
 
1224/25 (Stadtgründung als Hansestadt)
Danzig wird nach Lübecker Hanserecht (Hanse) als neue Stadt gegründet, ein Jahr später wird der Deutsche Orden von Herzog Konrad von Masowien gegen die "Pruzzen" zu Hilfe gerufen und kommt auch. 1127 schenkt der Herzog dem Dominikanerkonvent die Pfarrkirche St. Nicolai und läßt sich eine neue bauen: die Katharinenkirche (vor ein paar Tagen erst durch einen Brand schwer beschädigt).
Danzigs Kapital sind einerseits riesige Waldgebiete, aus denen das Holz kommt, das für den Schiffbau benötigt wird, gleichzeitig werden aber auch Gebiete gerodet und in Ackerflächen umgeandelt. Holz und Getreide sind also das Kapital im Welthandel. Die Lübecker Siedler wohnen hauptsächlich zwischen Langemarck und Hundegasse (Ul Ogarna), der Grass in "Unkenrufe" ein Denkmal gesetzt hat. Aus dieser Gewohnheit wird von 1257-1263 bestätigtes Recht und die Lübecker Kaufleute werden stadtbildend und stilbildend (wie auch in
Bergen).
 
1234
Die Fürsten von Danzig nennen sich nun "Herzöge von Pommerellen", die Verleihung des Stadtrechtes an Danzig erfolgt um 1240.
 
1295 (Es gilt Bischofsrecht) - Seitenanfang
Nach dem Todes Mestwins II. 1294 fällt die Stadt durch den Vertrag von Kempen an den Herzog von Großpolen, es gilt nun nicht mehr das Recht Lübecks, sondern das Recht der Bischofsstadt Magdeburg.
 
1308 (Danzig wird Deutschordensstadt)
Nachdem Brandenburg Pommerellen überfallen hat, wird der Deutsche Orden noch einmal zur Hilfe gerufen, marschiert flugs in die Stadt, tötet die feindlichen Burgbewohner und damit fast alle pommerschen Ritter und besetzt die Stadt für die nächsten 145 Jahre. Ein Jahr später gliedert der Orden die Stadt mit Pommerellen durch Vertrag von Soldin vom 13.9.1309 seinem Ordensgebiet ein und kauft allen Brandenburgern ihren Besitz ab. Zur Sicherheit bauen die Ordensritter dreißig Jahre später (1340) ein Backsteinschloß, als es fertig ist, wird zwischen den Ordensrittern und Polen 1343 Frieden geschlossen (unter Winrich von Kniprode, später Hochmeister) und die Stadt kann nun zumindest geplant und ausgebaut werden. Zunächst beginnt man mit dem Bau der Marienkirche.
 
1346
Nun gilt das Recht der Stadt /Culm. Dies dauert bis 1410, als der Deutsche Orden bei der "Schlacht von Tannenberg" von den polnischen Truppen vernichtend geschlagen wird (Eichendorff machte daraus ein Theaterstück: "Der letzte Held von Marienburg", Henryk Sciencewicz einen Roman: "Der Kreuzritter" - preußische Ansicht steht polnischer Ansicht gegenüber). Eine rege Bautätigkeit setzt ein, Hauptmaterial ist der - aus Lübeck und der Hanse bekannte - Backstein, ein roter hart gebrannter Ziegel.
 
1361
Danzigs nimmt zum erstenmal am Hansetag in Greifswald teil.
 
1373
Danzig ist zum erstenmal Gastgeber des Hansetags und damit wichtiges Mitglied der Hanse.
 
1377
Die Handwerkssiedlung um die Katharinenkirche erhält Stadtrechte und die Bezeichnung "Altstadt". Die Neustadt entsteht ab 1380 im Norden, parallel dazu entsteht eine Stadtmauer mit sieben Toren und zwanzig Wehrtürmen, von denen der Stockturm einer von zwei erhaltenen Türmen ist. 1379/1380 wird das Rathaus gebaut. Da der Turm nicht höher sein darf als der Schloßturm, bauen die Stadtherren stärkere Fundamente als nötig und als die Episode des Deutschen Ordens vorbei ist, wird entsprechend aufgestockt. Die Marienkirche wird ebenfalls erweitert, so daß nach Abschluß der Bauarbeiten weit über 10.000 Menschen hineingehen (etwa Dimensionen des Kölner Doms)
 
1440 - Seitenanfang
Der preußischen „Bund vor Gewalt", später „Preußischer Bund" wird zunächst unter Beteiligung Danzigs gegründet, damit man eine Perspektive hat, sich gegen die Ordensherrschaft zu wehren. Als Zeichen, sich nicht unbedingt dem Komtur (etwa Präsident) des Deutschen Ordens zu beugen, wird das Krantor (1442-44) wesentlich größer gebaut, als es nötig wäre - dafür steht es heute noch.
 
1454 (Danzig wird fast polnisch)
Der Preußische Bund kündigt dem Deutschen Orden den Gehorsam und unterstellt sich dem polnischen Königs, ebenso wie Danzig. Nachdem das verhaßte Stadtschloß geschleift wurde (Ordenssitz) gehört Danzig wieder zu Polen. Ein 13-jährigen Krieg (1454-1466) bricht darüber aus und bei Kriegsende sind die Kassen zwar leer, aber Danzig läßt sich vom König die Privilegien einer eigenständigen Stadtrepublik garantieren und gehört deswegen nicht zum Polnischen Reich, auch wenn es an Polen angeschlossen wird. Dieser Zustand dauert bis zur zweiten polnischen Teilung 1793
 
1457 (Danzig wird fast "Freie Stadt")
Der polnische König Kasimir IV. verleiht Danzig das sogenannte "Große Privileg", das der Stadt großes Landgebiet, viele Hoheitsrechte und eine fast autonome Stellung gibt.
 
1466 (Danzig wird polnisch)
Der Deutsche Orden zieht sich komplett aus Danzig zurück und die Stadrt untersteht wieder der polnischen Krone
 
1523 (Danzig wird ein bißchen protestantisch)
In Danzig beginnt die Reformation

1526
König Sigismund von Polen unterdrückt die Reformation
 
16.-17. Jh. - Seitenanfang
Danzig erlebt sein Goldenes Zeitalter, weil es eine reiche Stadt geworden ist. Die meisten Gebäude werden nun neu gebaut oder ausgebaut. Bei innenpolitische Auseinandersetzungen ist man klar im Vorteil, wenn man Geld hat
 
1557 (Danzig wird mehr protestantisch)
Mit dem Frieden von Augsburg gilt auch in Danzig Religionsfreiheit und der Protestantismus wird erlaubt.
 
1570 - 1584 (Danzig bleibt unabhängig)
Danzig verteidigt seine Unabhängigkeit gegenüber dem polnischen König Stephan Báthony, der 1575 zwar zum König gewählt , jedoch von Danzig nicht anerkannt wird. Es kommt zu größeren Rangeleien, Kirchen und Klöster werden geplündert, aber man wird 1577 nicht nur mit einer Belagerung fertig, sondern zwingt den König zum Rücktritt, nachdem man ihm die Macht mit 200.000 Gulden abgekauft hat. Auch später funktionieren Belagerungen nicht besonders gut (1625/26 durch die Schweden, 1655, 1704 durch Schweden, 1733/34 durch die Russen und Sachsen, 1813 nochmal durch die Russen, hier klappt es dann ein halbes Jahr später), u.a. deswegen, weil die Danziger eine gute Stadtmauer mit Gräben haben, die geflutet werden können und dann nicht mehr passierbar sind - schon gar nicht mit Rüstung.
 
1615/16
Die Protestanten wollen in der Stadt eine evangelische Kirche errichten und riskieren dabei fast einen Krieg.
 
1639
Der Dichter Martin Opitz stirbt bei der Pest in Danzig.
 
1654 - 1660 - Seitenanfang
Zweiter schwedisch-polnischer Krieg. Danzig erhält 1657 für die weitgehende Unterstützung des polnischen Königs von ihm das Adelsprivileg.1660 wird der Frieden von Oliva geschlossen.
 
1709
Großer Bevölkerungsschwund durch die Pest
 
1772 (Erste polnische Teilung)
Polen wird das erste Mal geteilt und Danzig liegt nun als Enklave mitten in Preußen (wie später Westberlin in der DDR)
 
1793 (Zweite polnische Teilung, Danzig wird preußisch)
Danzigs wird nach der preußischen Einnahme am 4. April durch Beschluß von Rat und Bürgerschaft vom 11.3.1793 nach der zweiten Teilung Polens an das Königreich Preußen angeschlossen und verliert seine Freiheit.
 
1806
Danzig wird von Polen und England angegriffen
 
1807 (Danzig wird französisch, danach wieder "Freie Stadt")
Danzig wird durch durch französische, sächsische und polnische Truppen belagert, erobert und am 24. Mai an die Franzosen übergeben, bevor Napoleon am 1. Juni in die Stadt einzieht. Danach wird Danzig im Tilsiter Friedesnvertrag zur "Freien Stadt" erklärt und unter die "Schutzherrschaft" der Könige von Sachsen und Preußen und Frankreich gestellt.
 
19. Jahrhundert
Danzig und die Region erleben einen technischen und wirtschaftlichen Aufschwung.
 
1814 (Danzig wird wieder preußisch)
Danzig wird am 3. Februar von der durch preußischen Verwaltung übernommen
 
1815 (Danzig bleibt preußisch )
Der Wiener Kongreß bestätigt die Wiedereingliederung Danzigs durch Preußen.
 
1816 - 1824 (Danzig wird Hauptstadt)
Danzig wird Hauptstadt der Provinz Westpreußen
 
1871 - 1920 (Danzig wird deutsche Provinz) - Seitenanfang
Danzig gehört nun zum Deutschen Reich, da dieses schon eine Hauptstadt hat (Berlin), wird Danzig abgestuft.
 
1878 - 1919 (Danzig ist wieder Hauptstadt)
Seit dem 12. Juni ist Danzig wieder Hauptstadt Westpreußens. Dieser Zustand dauert bis 1919, als im versailler Vertrag als Strafe für das untergegangene Kaiserreich die Stadt vom Deutschen Reich abgetrennt wird.
 
1920 (Danzig ist schon wieder "Freie Stadt")
Danzig wird im Versailler Vertrag gegen den Willen der deutschen Bevölkerung (ca. 400.000 Bewohner, davon 95 % deutsch, ca 3% polnisch)) am 15. November zum souveränen Staat "Freie Stadt Danzig". Das Staatsgebiet umfaßt die Städte Danzig, Zoppot, Tiegenhof und Neuteich. Die Polen erhalten Sonderrechte zur Sicherung des freien Zugangs zur Ostsee, u. a. eine eigene "polnische Post". Sei 1922 bilden Danzig und Polen ein Zollgebiet.
 
1930
Die NsDAP wird bei der Wahl am 16. November zweitstärkste Partei, am 28. mai 1933 reicht es auch in Danzig zur absoluten Mehrheit.
 
1939 (Danzig wird schon wieder deutsch )
Mit dem Beschuß der Danziger Westerplatte durch das deutsche Kriegsschiffes "Schleswig-Holstein" beginnt der Zweite Weltkrieges und der deutsche Einmarsch nach Polen. Die Verteidigung der Westerplatte und des polnischen Postgebäudes im Hafen durch widerrechtlich eingeschleuste polnische Soldaten und Waffen ist nicht erfolgreich: alle Wideständler werden erschossen (Grass: "Blechtrommel", Zweites Buch, S. 280 - 321). Es folgt die "Wiedervereinigung" Danzigs mit dem Deutschen Reich - nicht die letzte Wiedervereinigung in der deutschen Geschichte.
 
1939 - 1945 - Seitenanfang
Danzig wird von der deutschen Wehrmacht erobert und unter deutsche Verwaltung gestellt. Es wird wieder Hauptstadt des ""Reichsgau" (etwa Bundesland) Danzig/Westpreußen.
 
1945 (Danzig wird polnisch und russisch )
Danzigs wird durch sowjetische und polnische Truppen erobert und unter sowjetische/polnische Verwaltung gestellt. Die deutsche Bevölkerung wird vertrieben, die Recht- und die Altstadt sind bei Kriegsende zu 95% zerstört
 
ab 1945 (Danzig wird wieder polnisch )
Die "Freie Stadt Danzig" wird von den "Alliierten" unter polnische Verwaltung gestellt. Danzig untersteht nach der Potsdamer Konferenz wieder der Republik Polen. Die Danziger Innenstadt wird durch die Polen mit deutscher Unterstützung komplett wieder aufgebaut.
 
1970
Im Dezember entsteht als Folge der Arbeiterproteste an der Lenin-Werft die erste Gewerkschaft der Warschauer-Pakt-Staaten: die "Solidarnosc". Da eine Gewerkschaft den kommunistischen Machthabern sehr suspekt ist, schlägt man den Aufstand erste einmal blutig nieder und wartet ab.

1978
Der Krakauer Erzbischof Karol Wojtila wird als erster Pole Papst (Joannes Paul II.) und kann über den katholischen Einfluß auf die polnische Regierung das Land vorsichtig an eine Demokratie vorbereiten, die letztendlich zum Zusammenbruch von DDR und Ostblock führt und das atomare Wettrüsten bis heute beendet hat.
 
1980
Im "Danziger Abkommen" setzt die "Solidarnosc" unter Lech Walensa ihre Legalisierung und ihre Akzeptanz als Vertreter der arbeitenden Bevölkerung durch. Dafür garantiert sie der Regierung eine gewisse Stabilität.
 
1990
Mit dem Deutsch/Polnischen Grenzvertrag vom 14. November wird Danzig als polnische Stadt anerkannt. Lech Walensa wird Polens Präsident.
 
1999
Polen tritt am 12. März zusammen mit Ungarn und der tschechischen Republik der NATO bei.
 
 
Quellen - Seitenanfang
http://www.danzig-online.de/geschichte02.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Danzig
Das schöne alte Danzig (dt.) Hrsgg. Michal Wozniak, ISBN 83-903431-4-2, Oficyna Wydawnicza "Excalibur", 1996/2000
Artikel "Danzig" im ZEIT-Lexikon, Hamburg/Mannheim 2006