Thomas Müntzer wird
im Mai auf Luthers Empfehlung Prediger in Zwickau.
Im gleichen Monat versucht
die Kurie auf Friedrich den Weisen Druck auszuüben,
damit Luther gestoppt wird. Friedrich weigert sich aber,
seinen Professor zu maßregeln und muß sich
wenige Wochen später sagen lassen, er sei schuld
daran, daß das Verhältnis zu Kursachsen nun
schlechter geworden sei.
Am 24. Juli, erscheint
die päpstliche Bannandrohnungsbulle "Exsurge
Domine" und droht
allen denen den Bann an, die an der päpstlichen
Unfehlbarkeit zweifeln. Durch den Anschlag in
Meißen, Merseburg und Brandenburg Ende September
gilt sie als veröffentlicht und damit ist über
Luther die Reichsacht verhängt. Am 12. November
werden in Köln und am 29. November in Mainz Luthers
Schriften öffentlich verbrannt und am 29. November
informiert Kaiser Karl V. seinen Onkel Friedrich den
Weisen, daß Luther auf den Wormser Reichstag zu
kommen habe, damit die lästige Sache ein für
alle Mal geklärt wird.
Anfang Dezember
verfaßt Luther auf Bitte Friedrichs eine genaue
Begründung der in der Bulle verdammten Artikel. In
ihr wird der Papst als der wahre Antichrist bezeichnet
und der Blasphemie bezichtigt. Am 10. Dezember organisert
Johann Agricola mit Philipp Melanchthon eine
öffentliche Bücherverbrennung der alten
scholastischen Schriften, um innerhalb der
Universität zu zeigen, daß die
herkömmliche Theologie nur noch Altpapier ist -
irgendwann kommt Luther dazu und wirft den Druck der
päpstlichen Bulle in die Flammen. Damit gibt es kein
Zurück mehr.
Am 20. Dezember
läßt Friedrich die kaiserlichen Räte
wissen, daß es sehr problematisch sei, Luther nach
Worms zu bringen, denn es sei zu gefährlich für
ihn. Darauf sagt man Friedrich freies Geleit für
Luther zu, sollte er 1521 in Worms
erscheinen.
Seit die
Bannandrohungbulle im Juli zu erwarten war, hatte sich
Luther seine Gegenpositionen erarbeitet. Diese erscheinen
am 20. November unter dem Titel: Von
der Freiheit eines
Christenmenschen
in Wittenberg auf deutsch und lateinisch. Damit setzt er
sich mit dem "inneren" und dem "äußeren"
Menschen auseinander und setzt den theologischen
Hauptaspekt auf das Wort:
... "Zum
fünften hat die Seele kein ander Ding, weder im
Himmel noch auf Erden, darinnen sie lebe, fromm, frei
und Christ sei, denn das heilige Evangelium, das Wort
Gottes, von Christo gepredigt, wie er selbst sagt,
Johann. 11: «Ich bin das Leben und die
Auferstehung, wer da glaubt an mich, der lebet
ewiglich»; item Matth. 4: «Der Mensch lebet
nicht allein von dem Brot, sondern von allen Worten,
die da gehen von dem Mund Gottes.» So müssen
wir nun gewiß sein, daß die Seele kann
alles Dinges entbehren außer dem Worte Gottes,
und ohne das Wort Gottes ist ihr mit keinem Ding
geholfen. ... ... Und Christus um keines andern Amts
willen, denn zu predigen das Wort Gottes, gekommen
ist. Auch alle Apostel, Bischöfe, Priester und
der ganze geistliche Stand allein um des Wortes willen
ist berufen und eingesetzt, wiewohl es nun leider
anders geht."
Abbildung:
Luther als Mönch
(Kupferstich von Lukas Cranach d. Ä.,
1520)
Am 3. 1. 1521 wird
Luther von Papst Leo X. exkommuniziert. Damit ist er
nicht nur vogelfrei, sondern ein gläubiger Katholik
ist nun verpflichtet, dafür zu sorgen, daß der
"Ketzer" endlich verbrannt wird.
Im März liegt
Luthers Erwiederung in deutscher Fassung gedruckt vor.
Sofort nach Erscheinen sind drei Druckereien mit der
Verbreitung beschäftigt, kommen aber mit dem
Nachdruck nicht hinterher. Die Sympathiebezeugungen
für Luther nehmen zu, besonders in Erfurt hat er
viele Anhänger.
Am 16. April kommt
Luther feierlich nach Worms, mit Trompeten, Reichsherold
und in Begleitung kursächsischer Adliger. Tausende
Menschen erwarten ihn auf der Straße. Seine
Verhandlung ist auf den 17. April festgesetzt. Dort
möchte Luther seine These erläutern, dies ist
aber nicht erwünscht. Luther erhält noch einen
Tag Bedenkzeit, dann soll er sich verbindlich
äußern, ob er widerrufen wird oder nicht.
Luther vor dem Reichstag
zu Worms. Modell des Bronzereliefs an der Westseite des
Berliner Doms von Gerhard Janensch, 1904
Foto: Martin Schlu, Oktober 2006
Am 18. April bekennt er
sich zu seinen Büchern und stellt fest:
..." Weil denn
Eure allergnädigste Majestät und
fürstlichen Gnaden eine einfache Antwort
verlangen, will ich sie ohne Spitzfindigkeiten und
unverfänglich erteilen, nämlich so: Wenn ich
nicht mit Zeugnissen der Schrift oder mit offenbaren
Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von
den Schriftstellen besiegt, die ich angeführt
habe, und mein Gewissen bleibt gefangen in Gottes
Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den
Konzilien allein, weil es offenkundig ist, daß
sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen
haben. Widerrufen kann und will ich nichts, weil es
weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein
Gewissen zu tun.Gott helfe mir!
Amen!"
Bis zum 24. April wird
versucht die Spaltung zwischen Papst und Kursachsen zu
verhindern, am 25. wird Luther mitgeteilt, er sei
halsstarrig und habe 21 Tage Zeit, sich in Sicherheit zu
bringen. Luther reist sofort ab und entläßt
seinen Geleitschutz einige Tage später in Hessen,
als er sich sicher fühlt. Am 3. Mai wird er
scheinbar überfallen, in Wirklichkeit aber auf
Anordnung Friedrichs in Sicherheit gebracht, denn
dieser läßt
Luther unter falschem Namen (Junker Jörg) auf der
Wartburg in Eisenach verstecken (Auch hier stimmt der
Luther-Film ziemlich genau).
Weil Luther dort viel
Zeit und das Neue Testament und eine hebräische
Bibel bei sich hat, hat, übersetzt er das neue
Testament ins Deutsche und schafft damit erstmals eine
allgemein verständliche Hochsprache, obwohl dies
eher ein Nebenprodukt seiner Arbeit ist. Luther hatte
sich vorgenommen die vorliegenden Bibeltexte (griechische
Übersezung, lateinische Vulgata, hebräische
Überlieferung) auf gemeinsame Wahrheiten hin zu
überprüfen. Religionswissenschaftler heute
arbeiten im Prinzip genauso.
(Wer mal wieder in der
Bibel lesen will, muß nur klicken - der gesamte
Luthertext steht in der Fassung von 1984 zur
Verfügung - also "klick"
)
Die Wartburger Zeit
dauert zehn Monate, danach hat sich die Situation ein
wenig entspannt und Luther kann wieder nach Wittenberg
zurück. Thomas Müntzer ist in der Zwischenzeit
als Prediger entlassen worden, weil er als zu radikal
empfunden wird. Bis 1523 wird er keine Stelle als
Prediger finden, ist aber viel unterwegs um die
reformatorische Sache zu vertreten. In einem Brief an
Philipp Melanchthon vom 27. März findet Müntzer
Luther noch zu gemäßigt und
spricht
sich gegen die Priesterehe aber für den Kampf gegen
die Obrigkeit aus
Auch in Danzig
beginnt die Reformation. Thomas Müntzer entwickelt
sich zum Gegener Luthers, weil er diesen als zu wenig
kämpferisch findet und tut sich mit Karlstadt
zusammen, der ebenfall nicht für dem bisherigen
Verlauf der Reformation begeistern kann. Karlstadt legt
seine Lehrtätigkeit an der Wittenberger
Universität nieder und sucht sich eine Gemeinde, die
er in Orlamünde in Thüringen findet. Als die
Gemeinde ihn zum Archediakon (Bischof) ernennt,
verstößt sie nun damit gegen
kurfürstliches Recht, denn die Einnahmen der
Gemeinde müßten der Universität
zufließen und nur der Landesherr darf den Bischof
einsetzen. Friedrich der Weise schickt Luther zur Visite
und als der Anfang August in Orlamünde eintrifft,
wettert er gegen Karlstadts Bilderverbote, die
Abschaffung von Taufe und Abendmahl und wird von der
Gemeinde mit Steinwürfen vertrieben.
Anschließend predigt Karlstadt gegen Luther als
"Ungetreuen Gottes" und als "Verkehrer der
Schrift".
Während des
Reichstags zu Nürnberg 1522/23 wird Albrecht von
Brandenburg durch die Predigt von Andreas Osiander zum
Lutheraner. Er wendet sich im Juni 1523 heimlich an
Luther, weil er den Orden reformieren möchte und
fährt im September 1523 heimlich zu ihm nach
Wittenberg. Albrecht setzt evangelische Prediger am
Königsberger Dom und am Königsberger
Schloß ein, die dort fleißig reformatorisch
arbeiten und versuchen, die katholischen Polen zu
missionieren - noch ist Preußen ja noch kein
evangelisches Land. Preußen
1511
Nach dem Nürnberger
Reichstag kann man eine Glaubensspaltung feststellen,
weil unter Führung des Kaiserbruders Ferdinand das
"Regensburger Konvent", eine antireformatorische Bewegung
gegründet wird. Die Bauern im Südwesten
Deutschlands müssen den größten Teil der
Abgaben an kirchliche Einrichtungen zahlen und als im
Sommer im südlichen Schwarzwald der erste Aufstand
losbricht, ist kein Halten mehr. Die Bauern berufen sich
auf Luther und protestieren gegen die ständische
Ordnung und ihre wirtschaftliche Abhängigkeit
gegenüber den geistlichen Grundherren. Luther
fühlt sich jedoch falsch verstanden und ruft die
Bauern auf, nichts gegen die Obrigkeit zu unternehmen.
Allerdings werden die Bauernkriege damit nicht
verhindert. weiter
Thomas Münzer ruft
in einer Predigt auf dem Allestedter Schloß vor den
Herzögen Johann und Johann Friedrich zum Heiligen
Krieg gegen die "Gottlosen, Paffen und Mönche" auf,
außerdem seien der Adel abzuschaffen und die Macht
in die Hände der Bauern zu geben. Konsequenterweise
flüchtet er im August aus der Stadt, nachdem man ihn
als "Satan von Allstedt" bezeichnet hat. Er flüchtet
nach Mühlhausen und träumt dort von einem
Gottesstaat, macht sich dort aber verdächtig, gilt
als Aufrührer und muß die Stadt bald wieder
verlassen.