www.martinschlu.de


Kulturgeschichte - Renaissance - Die Folgen der Reformation


Anfangsseite

1483 - 1501
Kindheit und Schule

1503 - 1507
Studium im Kloster

1507 - 1510
Kloster und Primiz

1511 - 1513
Die Universität Wittenberg

1517 - 1519
Die Reformation

1520 - 1524
Die Folgen der Reformation

1525 - 1530
Die Protestanten

1531 - 1545
Eablierung des Protestantismus

1546 - 1555
Vom Reichstag zum Frieden

Die 95 Thesen
Reformation
Tetzel
Bauernkriege  
Diskussion Eck/Luther
Texte 
Schriften Luthers
Kirchenlieder

Literatur und Links

 

Martin Luther
Die Folgen der Reformation 1520 - 1524

zusammengestellt von Martin Schlu © 2006/Jan. 2008

zurück - weiter - 1521 - 1522 - 1523 - 1524 -Seitenanfang
 
1520
Thomas Müntzer wird im Mai auf Luthers Empfehlung Prediger in Zwickau. Im gleichen Monat versucht die Kurie auf Friedrich den Weisen Druck auszuüben, damit Luther gestoppt wird. Friedrich weigert sich aber, seinen Professor zu maßregeln und muß sich wenige Wochen später sagen lassen, er sei schuld daran, daß das Verhältnis zu Kursachsen nun schlechter geworden sei.
 
Am 24. Juli, erscheint die päpstliche Bannandrohnungsbulle "Exsurge Domine" und droht allen denen den Bann an, die an der päpstlichen Unfehlbarkeit zweifeln. Durch den Anschlag in Meißen, Merseburg und Brandenburg Ende September gilt sie als veröffentlicht und damit ist über Luther die Reichsacht verhängt. Am 12. November werden in Köln und am 29. November in Mainz Luthers Schriften öffentlich verbrannt und am 29. November informiert Kaiser Karl V. seinen Onkel Friedrich den Weisen, daß Luther auf den Wormser Reichstag zu kommen habe, damit die lästige Sache ein für alle Mal geklärt wird.
 
Anfang Dezember verfaßt Luther auf Bitte Friedrichs eine genaue Begründung der in der Bulle verdammten Artikel. In ihr wird der Papst als der wahre Antichrist bezeichnet und der Blasphemie bezichtigt. Am 10. Dezember organisert Johann Agricola mit Philipp Melanchthon eine öffentliche Bücherverbrennung der alten scholastischen Schriften, um innerhalb der Universität zu zeigen, daß die herkömmliche Theologie nur noch Altpapier ist - irgendwann kommt Luther dazu und wirft den Druck der päpstlichen Bulle in die Flammen. Damit gibt es kein Zurück mehr.
 
Am 20. Dezember läßt Friedrich die kaiserlichen Räte wissen, daß es sehr problematisch sei, Luther nach Worms zu bringen, denn es sei zu gefährlich für ihn. Darauf sagt man Friedrich freies Geleit für Luther zu, sollte er 1521 in Worms erscheinen.
 
Seit die Bannandrohungbulle im Juli zu erwarten war, hatte sich Luther seine Gegenpositionen erarbeitet. Diese erscheinen am 20. November unter dem Titel: Von der Freiheit eines Christenmenschen in Wittenberg auf deutsch und lateinisch. Damit setzt er sich mit dem "inneren" und dem "äußeren" Menschen auseinander und setzt den theologischen Hauptaspekt auf das Wort:
 
... "Zum fünften hat die Seele kein ander Ding, weder im Himmel noch auf Erden, darinnen sie lebe, fromm, frei und Christ sei, denn das heilige Evangelium, das Wort Gottes, von Christo gepredigt, wie er selbst sagt, Johann. 11: «Ich bin das Leben und die Auferstehung, wer da glaubt an mich, der lebet ewiglich»; item Matth. 4: «Der Mensch lebet nicht allein von dem Brot, sondern von allen Worten, die da gehen von dem Mund Gottes.» So müssen wir nun gewiß sein, daß die Seele kann alles Dinges entbehren außer dem Worte Gottes, und ohne das Wort Gottes ist ihr mit keinem Ding geholfen. ... ... Und Christus um keines andern Amts willen, denn zu predigen das Wort Gottes, gekommen ist. Auch alle Apostel, Bischöfe, Priester und der ganze geistliche Stand allein um des Wortes willen ist berufen und eingesetzt, wiewohl es nun leider anders geht."
 

Abbildung:  Luther als Mönch
(Kupferstich von Lukas Cranach d. Ä., 1520)
 
1521 - Seitenanfang
Am 3. 1. 1521 wird Luther von Papst Leo X. exkommuniziert. Damit ist er nicht nur vogelfrei, sondern ein gläubiger Katholik ist nun verpflichtet, dafür zu sorgen, daß der "Ketzer" endlich verbrannt wird.
 
Im März liegt Luthers Erwiederung in deutscher Fassung gedruckt vor. Sofort nach Erscheinen sind drei Druckereien mit der Verbreitung beschäftigt, kommen aber mit dem Nachdruck nicht hinterher. Die Sympathiebezeugungen für Luther nehmen zu, besonders in Erfurt hat er viele Anhänger.
 
Am 16. April kommt Luther feierlich nach Worms, mit Trompeten, Reichsherold und in Begleitung kursächsischer Adliger. Tausende Menschen erwarten ihn auf der Straße. Seine Verhandlung ist auf den 17. April festgesetzt. Dort möchte Luther seine These erläutern, dies ist aber nicht erwünscht. Luther erhält noch einen Tag Bedenkzeit, dann soll er sich verbindlich äußern, ob er widerrufen wird oder nicht.
 
Luther vor dem Reichstag zu Worms. Modell des Bronzereliefs an der Westseite des Berliner Doms von Gerhard Janensch, 1904
Foto: Martin Schlu, Oktober 2006
 
Am 18. April bekennt er sich zu seinen Büchern und stellt fest:
 
..." Weil denn Eure allergnädigste Majestät und fürstlichen Gnaden eine einfache Antwort verlangen, will ich sie ohne Spitzfindigkeiten und unverfänglich erteilen, nämlich so: Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil es offenkundig ist, daß sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben. Widerrufen kann und will ich nichts, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein Gewissen zu tun. Gott helfe mir! Amen!"
 
Wortlaut der Verteidigungsrede
Hier geht es weiter mit den Protestanten und Kaiser Karl V.
 
Bis zum 24. April wird versucht die Spaltung zwischen Papst und Kursachsen zu verhindern, am 25. wird Luther mitgeteilt, er sei halsstarrig und habe 21 Tage Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Luther reist sofort ab und entläßt seinen Geleitschutz einige Tage später in Hessen, als er sich sicher fühlt. Am 3. Mai wird er scheinbar überfallen, in Wirklichkeit aber auf Anordnung Friedrichs in Sicherheit gebracht, denn dieser läßt Luther unter falschem Namen (Junker Jörg) auf der Wartburg in Eisenach verstecken (Auch hier stimmt der Luther-Film ziemlich genau).
 
Weil Luther dort viel Zeit und das Neue Testament und eine hebräische Bibel bei sich hat, hat, übersetzt er das neue Testament ins Deutsche und schafft damit erstmals eine allgemein verständliche Hochsprache, obwohl dies eher ein Nebenprodukt seiner Arbeit ist. Luther hatte sich vorgenommen die vorliegenden Bibeltexte (griechische Übersezung, lateinische Vulgata, hebräische Überlieferung) auf gemeinsame Wahrheiten hin zu überprüfen. Religionswissenschaftler heute arbeiten im Prinzip genauso.
(Wer mal wieder in der Bibel lesen will, muß nur klicken - der gesamte Luthertext steht in der Fassung von 1984 zur Verfügung - also "klick" )
 
 
1522 - Seitenanfang
Die Wartburger Zeit dauert zehn Monate, danach hat sich die Situation ein wenig entspannt und Luther kann wieder nach Wittenberg zurück. Thomas Müntzer ist in der Zwischenzeit als Prediger entlassen worden, weil er als zu radikal empfunden wird. Bis 1523 wird er keine Stelle als Prediger finden, ist aber viel unterwegs um die reformatorische Sache zu vertreten. In einem Brief an Philipp Melanchthon vom 27. März findet Müntzer Luther noch zu gemäßigt und spricht sich gegen die Priesterehe aber für den Kampf gegen die Obrigkeit aus
 
 
1523 - Seitenanfang
Auch in Danzig beginnt die Reformation. Thomas Müntzer entwickelt sich zum Gegener Luthers, weil er diesen als zu wenig kämpferisch findet und tut sich mit Karlstadt zusammen, der ebenfall nicht für dem bisherigen Verlauf der Reformation begeistern kann. Karlstadt legt seine Lehrtätigkeit an der Wittenberger Universität nieder und sucht sich eine Gemeinde, die er in Orlamünde in Thüringen findet. Als die Gemeinde ihn zum Archediakon (Bischof) ernennt, verstößt sie nun damit gegen kurfürstliches Recht, denn die Einnahmen der Gemeinde müßten der Universität zufließen und nur der Landesherr darf den Bischof einsetzen. Friedrich der Weise schickt Luther zur Visite und als der Anfang August in Orlamünde eintrifft, wettert er gegen Karlstadts Bilderverbote, die Abschaffung von Taufe und Abendmahl und wird von der Gemeinde mit Steinwürfen vertrieben. Anschließend predigt Karlstadt gegen Luther als "Ungetreuen Gottes" und als "Verkehrer der Schrift".
 
Während des Reichstags zu Nürnberg 1522/23 wird Albrecht von Brandenburg durch die Predigt von Andreas Osiander zum Lutheraner. Er wendet sich im Juni 1523 heimlich an Luther, weil er den Orden reformieren möchte und fährt im September 1523 heimlich zu ihm nach Wittenberg. Albrecht setzt evangelische Prediger am Königsberger Dom und am Königsberger Schloß ein, die dort fleißig reformatorisch arbeiten und versuchen, die katholischen Polen zu missionieren - noch ist Preußen ja noch kein evangelisches Land. Preußen 1511
 
 
1524 - Seitenanfang
Nach dem Nürnberger Reichstag kann man eine Glaubensspaltung feststellen, weil unter Führung des Kaiserbruders Ferdinand das "Regensburger Konvent", eine antireformatorische Bewegung gegründet wird. Die Bauern im Südwesten Deutschlands müssen den größten Teil der Abgaben an kirchliche Einrichtungen zahlen und als im Sommer im südlichen Schwarzwald der erste Aufstand losbricht, ist kein Halten mehr. Die Bauern berufen sich auf Luther und protestieren gegen die ständische Ordnung und ihre wirtschaftliche Abhängigkeit gegenüber den geistlichen Grundherren. Luther fühlt sich jedoch falsch verstanden und ruft die Bauern auf, nichts gegen die Obrigkeit zu unternehmen. Allerdings werden die Bauernkriege damit nicht verhindert. weiter
 
Thomas Münzer ruft in einer Predigt auf dem Allestedter Schloß vor den Herzögen Johann und Johann Friedrich zum Heiligen Krieg gegen die "Gottlosen, Paffen und Mönche" auf, außerdem seien der Adel abzuschaffen und die Macht in die Hände der Bauern zu geben. Konsequenterweise flüchtet er im August aus der Stadt, nachdem man ihn als "Satan von Allstedt" bezeichnet hat. Er flüchtet nach Mühlhausen und träumt dort von einem Gottesstaat, macht sich dort aber verdächtig, gilt als Aufrührer und muß die Stadt bald wieder verlassen.
 
zurück - 1520 - 1521 - 1522 -1523 - 1524 -Seitenanfang - weiter