www.martinschlu.de


Kulturgeschichte - Renaissance


Anfangsseite

1491 - 1515
Jugend und Königswürde

1516 - 1530
Alte und neue Lieben

1531 - 1536
Die Trennung von Rom

1537 - 1547
Vereinsamung und Ende

Heinrich VIII.
Die Trennung von Rom 1531 - 1536

zusammengestellt von Martin Schlu © 2008

zurück - weiter
 
 
1531
 
 
1532
Heinrich ist entschlossen, sich von der römischen Kirche zu trennen und das Parlament verabschiedet verschiedene Gesetze, mit denen Heinrich den Klerus kontrollieren kann. Danach muß die englische Kirche ihn als Oberhaupt anerkennen - Luther 1532
 
 
1533
Obwohl die Ehe mit Katharina von Aragón noch besteht, heiratet Heinrich Anne am 25. Januar 1533 unter größter Geheimhaltung. Eine wertvolle Hilfe ist dabei der Hauskaplan der Boleyns, Thomas Cranmer, der wenige Wochen später (30. März) dafür zum Erzbischof von Canterbury ernannt wird. Der Papst ist mehr als ungehalten über diese Eigenmächtigkeit und droht mit dem Bann. Heinrich wiederum läßt sich nicht einfach bannen und riskiert lieber eine Trennung von der päpstlichen Kirche - wie Luther es ein paar Jahre vorher vorgemacht hat. Der Papst wird nervös, befürchtet vielleicht einen zweiten Luther-Skandal und fügt sich: Am 23. Mai wird die Ehe Heinrichs mit Katharina von Aragón annulliert, wenn auch nicht vom Papst selber, sondern von einem Gericht der englischen Kirche.
 
Am 7. September kommt eine Tochter zur Welt, die Heinrich nach seiner Mutter Elisabeth benennt, die spätere Königin Elisabeth I. von England ("jungfräuliche Königin"). Damit diese Tochter Thronerbin werden kann, muß die eheliche Herkunft der älteren Tochter Maria "umgewidmet" werden, und so wird Maria nachträglich zu einem unehelichen und damit illegitimen Kind erklärt, so daß die Nachkommen von Heinrich und Anne Boleyn eheliche Thronfolger werden können ("First Succession Act" ). Damit auch keiner die Geschichtsfälschung weitergeben kann, müssen alle Untertanen dieses Konstrukt anerkennen und wer sich weigert, wird lebenslang eingesperrt. Alle Schreiber und Drucker werden angewiesen, unter keinen Umständen Kritik zu äußern - bei Zuwiderhandlung wird ihnen die Todesstrafe für Hochverrat angedroht.
 
Es hilft alles nichts -  die Liebe zu Anne Boleyn kühlt erheblich ab, ein Sohn wäre schon bessser gewesen.
 
 
1534
 In diesem Jahr erleidet Anne Boleyn eine Fehlgeburt, bildet sich eine Schwangerschaft ein oder täuscht sie vor - das bleibt ungeklärt. Tatsächlich steht sie unter einem enormen Druck, denn der männliche Erbe ist immer noch nicht da. In der Denkweise dieser Zeit liegt die Schuld natürlich bei ihr, von x- oder y-Chromosomen weiß man ja noch nichts.
 
Damit wenigstens innenpolitisch klar wird, wer in England das Sagen hat, setzt Heinrich am 3. November das Gesetz durch, nach dem er das höchste Oberhaupt der Kirche in England ist (Act of Supremacy). Damit pfuscht er dem Papst in seine Position und weil Clemens VII. das niemals akzeptieren würde, kündigt Heinrich die Gefolgschaft zum Papst endgültig auf - Neffe hin oder her. Er gründet eine neue englische "anglikanische" Kirche - ähnlich wie Luther ein paar Jahre vorher. - Luther 1521 - Wiedertäufer 1534
 
Das Volk wird natürlich nicht gefragt - seit der Änderung der Thronfolge von Marai zu Elisabeth, weiß Heinrich ja, wie man so etwas macht. Er läßt jeden schwören, ihn als Oberhaupt der anglikanischen Kirche zu akzeptieren. Der ehehemalige Lordkanzler Thomas Morus und der Bischof von Rochester, John Fisher, weigern sich zwar, doch es hilft ihnen nicht. Sie werden erst im Tower of London festgehalten und später hingerichtet. Nun herrscht Ruhe im Land.
 
 
1535
Heinrich versucht Anschluß an den Schmalkaldischen Bund zu bekommen, denn Franz I. von Frankreich steht in engem Briefwechsel zu Philipp Melanchthon, dem engsten Mitarbeiter Martin Luthers und sollten sich Franz und Luther theologisch einigen, wäre England politisch isoliert. Das muß verhindert werden. Darum schickt Heinrich den neu ernannten Hofkaplan Robert Barnes nach Deutschland, damit der mit Luther diskutiert, und ihn womöglich von einer Reise nach Paris abhält, denn Barnes hat in Wittenberg studiert und kennt Luther natürlich vom Studium. Der sächsische Kurfürst hat auch nichts gegen diese Form der theologischen Diplomatie und als Barnes in Wittenberg eintrifft, läßt er sein neues Fachbuch dort drucken und widmet es seinem König. Der wiederum steht wegen seiner Ehescheidungen zwar im Kreuzfeuer der Protestanten, doch es wird die Losung ausgegeben, das sei Heinrichs Privatsache, denn wichtig ist für die deutschen Protestanten die Annäherung an die Anglikaner, getreu dem Motto: "Der Gegner meines Gegners ist mein Freund!". Die Gespräche werden für Januar 1536 angesetzt, im Vorfeld wird noch nichts entschieden.
Luther 1535
 
 
1536
Anne Boleyn erleidet Anfang des Jahres (wieder) eine Fehlgeburt und diesmal wäre es der erwünschte Sohn gewesen. Nun hat sie bei Heinrich endgültig ausgespielt - vier Schwangerschaften und nur ein toter Sohn. Er würde Anne vermutlich sofort hinrichten lassen, aber weil Katharina von Aragón noch lebt, denkt er, bei Annes Tod wäre er sofort wieder mit Katharina verheiratet und darum hat Anne Boleyn noch eine Galgenfrist, bis Heinrich sie loswerden kann.
 
Glücklicherweise stirbt Katharina von Aragón schon Ende Januar an Krebs und nun leitet Heinrich das Verfahren gegen Anne Boleyn ein: sie wird des fünffachen Ehebruchs angeklagt und zusammen mit ihren angeblichen Liebhabern (u.a. mit ihrem Bruder George) am 19. Mai 1536 enthauptet. Angeblich war der Scharfrichter der Henker von Calais , weil der englische Henker nicht wollte... das bleibt offen. Jedenfalls wird diese Ehe sehr endgültig beendet und Heinrich hat auch schon jemanden als Nachfolgerin ins Auge gefaßt.
 
Die neu gegründete Anglikanischen Staatskirch gibt zehn Artikel heraus, in denen die Heilige Schrift als Glaubensnorm anerkannt wird und die Sakramente auf Taufe, Buße und Abendmahl beschränkt werden, ähnlich, wie es bei den Lutheranern abläuft. Außerdem wird die Bibel ins Englische übersetzt und steht damit auch den weniger Gebildeten zur Verfügung, die kein Latein können - auch hier die Parallele zu Luther.
Luther 1521 - Wiedertäufer 1536
 
Ein Turnierunfall, bei dem Heinrich vom Pferd fällt und sich eine Oberschenkelverletzung zuzieht, beendet seine körperliche Bewegungsfähigkeit, weil er bis zum Ende seines Lebens nicht mehr richtig laufen kann. Da er immer noch gerne viel und gerne ißt, wird er nun ausgesprochen fett.
 
 
Gemälde von Hans Holbein
 
Alle Mitglieder von Kirche und Regierung müssen sich öffentlich von der römischen Kirche distanzieren und einen Eid auf den König ablegen, doch im Oktober rebellieren die Katholiken im Norden Englands. Diese Rebellion wird die größte Krise während Heinrichs Regierungszeit, denn die Aufständischen wollen Jane Seymour in York zur katholischen Königin krönen und würden damit das Land spalten. Sie nennen ihre Erhebung ganz salbungsvoll "Pilgerreise der Gnade" und versammeln ein Heer in der Stärke zwischen 30.000 und 40.000 Mann, mehr als Heinrich kurzfristig zur Verfügung hat. Nun ist er den Aufständischen militärisch unterlegen und muß verhandeln. Zu diesem Zweck schickt er seinen Vertrauten Thomas Howard nach Doncaster, wo das katholische Heer steht und Howard kann nur Zugeständnisse machen: Generalpardon für die Beteiligten und das Zugeständnis den katholischen Glauben begrenzt leben zu können - kein Ruhmesblatt für die Krone, auch wenn Heinrich seine Versprechen nicht hält, denn sobald sich der Aufstand aufgelöst hat, läßt er die Anführer verhaften und wegen Hochverrats hinrichten - Jane Seymour allerdings nicht - die möchte er lieber heiraten.
 
 zurück - weiter