Schiller
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Biographie Die Bürgschaft
Dessen
Fahne Donnerstürme wallte
Der Eichwald braust
An
Emma
Der Flüchtling
Ein
Jugendlicher Maienschwung
Hier
umarmen sich getreue Gatten
Hier
strecket der wallende Pilger Der Jüngling am Bache
Leichenfantasie
Das Mädchen aus der Fremde
Majestät'sche
Sonnenroße
Sehnsucht
Selig
durch die Liebe
Sprüche
des Konfuzius
Der Taucher,
Thekla:
Eine Geisterstimme
Thronend
auf erhabnem Sitz
Unendliche
Freude
Wer
die steile Sternenbahn
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- Friedrich von Schiller
Der
Taucher
ausgewählt von Martin Schlu August 2010
Vertonung durch
Franz Schubert, D. 77; D. 111 (September 1813
bis Ende 1814), erste Veröffentlichung
1831
- "Wer wagt es, Rittersmann
oder Knapp,
- Zu tauchen in diesen
Schlund?
- Einen goldnen Becher
werf' ich hinab.
- Verschlungen schon hat
ihn der schwarze Mund,
- Wer mir den Becher kann
wieder zeigen,
- Er mag ihn behalten, er
ist sein eigen."
-
- Der König spricht es
und wirft von der Höh'
- Der Klippe, die schroff
und steil
- Hinaushängt in die
unendliche See,
- Den Becher in der
Charybde Geheul,
- "Wer ist der Beherzte,
ich frage wieder,
- Zu tauchen in diese Tiefe
nieder?"
- Und die Ritter, die
Knappen um ihr her
- Vernehmen's und schweigen
still.
- Sehen hinab in das wilde
Meer,
- Und keiner den Becher
gewinnen will,
- Und der König zum
drittenmal wieder fraget;
- "Ist keiner, der sich
hinunter waget?"
-
- Doch alles noch stumm
bleibt wie zuvor,
- Und ein Edelknecht, sanft
und keck,
- Tritt aus der Knappen
zagendem Chor,
- Und den Gürtel wirft
er, den Mantel weg,
- Und alle die Männer
umher und Frauen
- Auf den herrlichen
Jüngling verwundert schauen.
-
- Und wie er tritt an des
Felsen Hang
- Und blickt in den Schlund
hinab
- Die Wasser, die sie
hinunterschlang,
- Die Charybde jetzt
brüllend wiedergab
- Und wie mit des fernen
Donners Getose
- Entstürzen sie
schäumend dem finstern
Schoße.
-
- Und es wallet un siedet
und brauset und zischt,
- Wie wenn Wasser mit Feuer
sich mengt,
- Bis zum Himmel spritzet
der dampfende Gischt
- Und Flut auf Flut sich
ohn'Ende drängt,
- Und will sich nimmer
erschöpfen und leeren,
- Als wollte das Meer noch
ein Meer gebären.
-
- Doch endlich, da legt
sich die wilde Gewalt,
- Und schwarz aus dem
weißen Schaum
- Klaff hinunter ein
gähnender Spalt,
- Grundlos, als ging's in
den Höllenraum,
- Und reißend sieht
man die brandenden Wogen
- Hinab in den strudelnden
Trichter gezogen.
-
- Jetzt schnell, eh'die
Brandung wiederkehrt,
- Der Jüngling sich
Gott befiehlt,
- Und - ein Schrei des
Entsetzens wird rings gehört,
- Und schon hat ihn der
Wirbel hinweggespült,
- Und geheimnisvoll
über dem kühnen Schwimmer
- Schließt sich der
Rachen, er zeigt sich nimmer.
-
- Und stille wird's
über dem Wasserschlund,
- In der Tiefe nur brausset
es hohl,
- Und bebend hört man
von Mund zu Mund;
- "Hochherziger
Jüngling, fahre wohl!"
- Und hohler und hohler
hört man's heulen,
- Und es harrt noch mit
bangem, mit schrecklichem Weilen.
-
- Und wärfst du die
Krone selber hinein
- Und sprächst; wer
mir bringet die Kron',
- Er soll sie tragen und
König sein -
- Mich gelüstete nicht
nach dem teuren Lohn.
- Was die heulende Tiefe da
unten verhehle,
- Das erzählt keine
lebende glückliche Seele.
-
- Wohl manches Fahrzeug,
vom Strudel gefaßt,
- Schoß gäh in
die Tiefe hinab,
- Doch zerschmettert nur
rangen, sich Kiel und Mast
- Hervor aus dem alles
verschlingenden Grab -
- Und heller und heller,
wie Sturmes Sausen,
- Hört man's
näher und immer näher brausen.
-
- Und es wallet und siedet
und brauset und zischt,
- Wie wenn Wasser mit Feuer
sich mengt,
- Bis zum Himmel spritzet
der dampfende Gischt,
- Und Well' auf Well' sich
ohn'Ende drängt,
- Und wie mit des fernen
Donners Getose
- Entstürzt es
brüllend dem finstren
Schoße.
-
- Und sieh! aus dem finster
flutenden Schoß
- Da hebet sich's
schwanenweiß,
- Und ein Arm und ein
glänzender Nacken wird
bloß,
- Und es rudert mit Kraft
und mit emsigem Fleiß,
- Uns er ist's, und hoch in
seiner Linken
- Schwingt er den Becher
mit freudigem Winken.
-
- Und atmete lang' und
atmete tief
- Und begrüßte
das himmlische Licht.
- Mit Frohlocken es einer
dem andern rief;
- "Er lebt! Er ist da! Es
behielt ihn nicht!
- Aus dem Grab, aus der
strudelnden Wasserhöhle
- Hat der Brave gerettet
die lebende Seele."
-
- Und der kommt, es umringt
ihn die jubelnde Schar,
- Zu des Königs
Füßen er sinkt,
- Den Becher reicht er ihm
knieend dar,
- Und der König der
lieblichen Tochter winkt,
- Die füllt ihn mit
funkelndem Wein bis zum Rande,
- Und der Jüngling
sich als zum König wandte:
-
- "Lange lebe der
König! Es freue sich,
- Wer da atmetim rosigen
Licht!
- Da unten aber ist's
fürchterlich,
- Und der Mensch versuche
die Götte nicht
- und begehre nimmer und
nimmer zu schauen,
- Was sie gnädig
bedecken mit Nacht und Grauen.
-
- Es riß mich
hinunter blitzesschnell -
- Da stürzt' mir aus
felsigem Schacht
- Entegen ein
reißender Quell:
- Mich packte des
Dopplestroms wütende Macht,
- Und wie einen Kreisel mit
schwindelndem Drehen
- Trieb mich's um, ich
konnte nicht widerstehen.
-
- Da ziegt mir Gott, zu dem
ich rief
- In der höchsten
schrecklichen Not,
- Aus der Tiefe ragend ein
Felsenriff,
- Das erfaßt' ich
behend und entrann dem Tod -
- Und da hing auch der
Becher an spitzen Korallen,
- Sonst wär'er ins
Bodenlose gefallen.
-
- Denn unter mir lag's
noch, bergetief,
- In purpurner Finsternis
da,
- Und ob's hier dem Ohre
gleich ewig schlief,
- Das Auge mit Schaudern
hinuntersah,
- Wie's von Salamandern und
Molchen, Drachen
- Sich regte in dem
furchtbaren Höllenrachen.
-
- Schwarz wimmelten da, in
grausem Gemisch,
- Zu scheußlichen
Klumpen geballt,
- Der stachlichte Roche,
der Klippenfisch,
- Des Hammers greuliche
Ungestalt,
- Und dräuend wies mir
die grimmigen Zähne
- Der entsetzliche Hai, des
Meeres Hyäne.
-
- Und da hing ich und war's
mir mit Grausen bewußt
- Von der menschlichen
Hilfe so weit,
- Unter Larven die einzige
fühlende Brust,
- Allein in der
gräßlichen Einsamkeit,
- Tief unter dem Schall der
menschlichen Rede
- Bei den Ungeheuern der
traurigen Öde.
-
- Und schaudernd
dacht'ich's, da kroch's heran,
- Regte hundert Gelenke
zugleich,
- Will schnappen nach mir -
in des Schreckens Wahn
- Laß' ich los der
Koralle umklammerten Zweig:
- Gleich faßt mich
der Strudel mit rasendem Toben,
- Doch es war mir zum Heil,
er riß mich nach oben."
-
- Der König darob sich
verwundert schier
- Und spricht: 'Der Becher
ist dein,
- Und diesen Ring noch
bestimm'ich dir,
- Geschmückt mit dem
köstlichsten Edelgestein,
- Versuchst du's noch
einmal und bringst mir Kunde,
- Was du sahst auf des
Meers tiefunterstem Grunde."
-
- Das hörte die
Tochter mit weichem Gefühl,
- Und mit schmeichelndem
Munde sie fleht;
- "Laßt, Vater, genug
sein das grausame Spiel!
- Er hat Euch bestanden,
was keiner besteht,
- Und könnt ihr des
Herzens Gelüsten nicht
zähme!
- So mögen die Ritter
den Knappen beschämen."
-
- Drauf der König
greift nach dem Becher schnell,
- In den Strudel ihn
schleudert hinein;
- "Und schaffst du den
Becher mir wieder zur Stell',
- So sollst du der
trefflichste Ritter mir sein
- Und sollst sie als
Ehgemahl heut'noch umarmen,
- Die jetzt für dich
bittet mit zarten Erbarmen."
-
- Da ergreift's ihm die
Seele mit Himmelsgewalt,
- Und es blitzt aus den
Augen ihm kühn,
- Und es siehet
erröten die schöne Gestalt
- Und sieht sie erbleichen
und sinken hin -
- Da treibt's ihn, den
köstlichen Preis zu erwerben,
- Und stürtz hinunter
auf Leben und Sterben.
-
- Wohl hört man die
Brandung, wohl kehrt sie
zurück,
- Sie verkündigt der
donnernde Schall -
- Da bückt sich's
hinunter mit liebendem Blick;
- Es kommen, es kommen die
Wasser all,
- Sie rauschen herauf, sie
rauschen nieder,
- Doch den Jüngling
bringt keines wieder.
-
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