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Kulturgeschichte - Spätrenaissance - Karl V. - Reichstag zu Worms


Spätrenaissance

Anfangsseite Karl V.

1500 -1519
Kindheit und Jugend 

1519 -1520
Kaiserwahl und Kaiserkrönung

1521 -1522
Der Reichstag in Worms

1522 -1526
Kampf gegen Franz I.

1526 - 1527
Das Sacco di Roma

1528 - 1534
Der Kaiser und der Papst

1529 - 1541
Der Kaiser und die Türken

1530 - 1555
Der Kaiser und die Protestanten

1536 - 1547
Karl und Franz I. - Fortsetzung

1548 -1555
Der lange Abschied

1556 - 1558
Abdankung und Ende

Karl V.
Der Reichstag zu Worms 1521

erstellt von Martin Schlu © 2005/2008
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1521 zu Luther
Auf dem Reichstag in Worms erscheint Luther am 17. April und wird befragt, ob die ausgestellten Bücher seine sind, er den Inhalt kenne und bereit sei ihn zu widerrufen. Karl bittet ihn um eine einfache Antwort, ja oder Nein, und Luther erbittet sich einen Tag Bedenkzeit. Karl ist schon halbwegs erleichtert, weil er denkt, Luther würde widerrufen.
 
Luther
Martin Luther 1521, Holzschnitt von Lukas Cranach d. Ä.
 
 
Am nächsten Tag erscheint dieser wieder und erklärt Folgendes: (Auszüge der Verteidigungsrede)
 
Allergnädigster Herr und Kaiser!
Durchlauchtigste Fürsten! Gnädigste Herrn!

Ich erscheine gehorsam zu dem Zeitpunkt, der mir gestern abend bestimmt worden ist, und bitte die allergnädigste Majestät und die durchlauchtigsten Fürsten und Herren um Gottes Barmherzigkeit wollen, sie möchten meine Sache, die hoffe ich, gerecht und wahrhaftig ist, in Gnaden anhören. ...
 
Allergnädigster Kaiser, durchlauchtigste Fürsten! Mir waren gestern durch Eure allergnädigste Majestät zwei Fragen vorgelegt worden, nämlich ob ich die genannten, unter meinem Namen veröffentlichten Bücher als meine Bücher anerkennen wollte, und ob ich dabei bleiben wollte, sie zu verteidigen, oder bereit sei, sie zu widerrufen. Zu dem ersten Punkt habe ich sofort eine unverhohlene Antwort gegeben, zu der ich noch stehe und in Ewigkeit stehen werde: Es sind meine Bücher, die ich selbst unter meinem Namen veröffentlicht habe,...

Hinsichtlich der zweiten Frage bitte ich aber Euer allergnädigste Majestät und fürstliche Gnaden dies beachten zu wollen, daß meine Bücher nicht alle den gleichen Charakter tragen.
 
Die erste Gruppe umfaßt die Schriften, in denen ich über den rechten Glauben und rechtes Leben so schlicht und evangelisch gehandelt habe, daß sogar meine Gegner zugeben müssen, sie seien nützlich, ungefährlich und durchaus lesenswert für einen Christen. ..
 
Die zweite Gruppe greift das Papsttum und die Taten seiner Anhänger an, weil ihre Lehren und ihr schlechtes Beispiel die ganze Christenheit sowohl geistlich wie leiblich verstört hat. ...
 
Die dritte Gruppe sind die Bücher, die ich gegen einige sozusagen für sich stehende Einzelpersonen geschrieben habe, die den Versuch machten, die römische Tyrannei zu schützen und das Christentum, wie ich es lehre, zu erschüttern....
 
Aber ich bin ein Mensch und nicht Gott. So kann ich meinen Schriften auch nicht anders beistehen, als wie mein Herr Christus selbst seiner Lehre beigestanden hat. ... Ich sage das nicht in der Meinung, so hohe Häupter hätten meine Belehrung oder Ermahnung nötig, sondern weil ich meinem lieben Deutschland den Dienst nicht versagen wollte, den ich ihm schuldig bin. Hiermit will ich mich Euer allergnädigsten kaiserlichen Majestät und fürstlichen Gnaden demütig befohlen und gebeten haben, sie wollten sich von meinen eifrigen Widersachern nicht ohne Grund gegen mich einnehmen lassen. Ich bin zu Ende ...
 
Weil denn Eure allergnädigste Majestät und fürstlichen Gnaden eine einfache Antwort verlangen, will ich sie ohne Spitzfindigkeiten und unverfänglich erteilen, nämlich so: Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil es offenkundig ist, daß sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben. Widerrufen kann und will ich nichts, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein Gewissen zu tun.
 
Gott helfe mir, Amen.
 
Karl ist außer sich und will Luther nicht mehr anhören, denn er fühlt sich natürlich im Recht als Nachfahre der "katholischen" Isabella, als gekrönter katholischer Kaiser und als politischer Souverän. Man rät ihm, Luther sofort verhaften zu lassen, aber Karl fühlt sich an seine gegebene Zusage vom freien Geleit gebunden und läßt Luther gehen.
Am nächsten Tag legt er dem Reichstag seinen Standpunkt dar und macht klar, daß er die Reformation für gefährlicher hält als die Aufstände in Kastilien. Später wird ihm die Geschichte recht geben, trotzdem hat er noch andere Brandherde zu löschen und so spricht er am 26. Mai die Reichsacht aus und weil Luther verschwunden ist, glaubt Karl, daß das Problem nun gelöst ist.
 
Hier geht es weiter mit den Protestanten und Kaiser Karl V.
 
Am 1. Dezember stirbt Papst Leo X. und der Nachfolger ist ein alter und wichtiger Freund Karls: Adrian von Utrecht wird als Papst Hadrian VI. gewählt. Besser kann es eigentlich nicht kommen, denn zu Adrian/Hadrian hatte Karl immer einen guten Draht (Der nächste deutsche Papst kommt erst 2005 mit Josef Ratzinger).
 

Leo X.

Hadrian VI

Leo X  (Pontifikat 1513-1521)

Hadrian VI
(Pontifikat 1521-1523)

 
Nun muß Karl sich aber der Türkengefahr zuwenden, denn Süleyman/Soliman der Prächtige hat vor kurzem Belgrad eingenommen und ist auf dem Weg nach Wien und Franz I. hat ihm den Krieg erklärt - der Aufstand in Kastilien muß noch einmal warten.
 
Quelle:
Alvarez
, Manuel Fernandez: Karl V. Herrscher eines Weltreiches. dt. TB-Ausgabe Heyne Biographie Nr. 69, Stuttgart/Zürich/München 1997, S. 48-51
 
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