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Kulturgeschichte - 19. Jahrhundert - Wie man eine Revolution verspielt


19. Jahrhundert

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Literatur

 

Preußen
1848 - Die mißglückte Revolution
erstellt von © Martin Schlu - Stand: 17. Februar 2009

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1848
Am 18. März kommt es in Berlin zu einer Straßenschlacht, bei der es Hunderte Tote gibt, weil König Friedrich IV. auf die Revolutionäre schießen läßt. Einer der Augenzeugen ist der nicht ganz 30jährige Theodor Fontane, der später für den preußischen Landtag kandidiert und in Berlin als Apotheker arbeitet. Er berichtet über die Barikadenkämpfe in seiner Beschreibung "Der 18. März":
Vom dreizehnten bis siebzehnten hatten kleine Straßenkrawalle stattgefunden, alles sehr unbedeutend, nur anstrengend für die Truppen, die, weil beständig alarmiert, einen sehr schweren Dienst hatten. Am achtzehnten früh - Sonnabend - war man in großer Aufregung, und soweit die Bürgerschaft in Betracht kam, freudiger als die Tage vorher gestimmt, weil sich die Nachricht: »Alles sei bewilligt« in der Stadt verbreitet hatte. Wirklich, so war es. Der König hatte dem Andrängen der freisinnigen Minister, Bodelschwingh an der Spitze, nachgegeben und war, nachdem er den Wortlaut der den Wünschen des Volks entgegenkommenden Edikte verschiedenen, aus den Provinzen, namentlich aus Rheinland eingetroffenen Deputationen mitgeteilt hatte, auf dem Balkon des Schlosses erschienen und hier mit Vivats empfangen worden. Der Schloßplatz füllte sich immer mehr mit Menschen, was anfangs nicht auffiel, bald aber dem König ein Mißbehagen einflößte, weshalb er zwischen ein und zwei Uhr dem an Stelle des Generals von Pfuel mit dem Kommando der Truppen betrauten General von Prittwitz den Befehl erteilte, die beständig anwachsende Menschenmasse vom Schloßplatz wegzuschaffen. Diesem Befehle Folge gebend, holte General von Prittwitz selbst die Gardedragoner herbei und ritt mit ihnen durch die Schloßfreiheit nach dem Schloßplatz. Hier ließ er einschwenken, Front machen und im Schritt den Platz säubern. Da stürzte sich plötzlich die Masse den Dragonern entgegen, fiel ihnen in die Zügel und versuchte den einen oder anderen vom Pferde zu reißen. In diesem für die Truppen bedrohlichen Augenblick brach aus dem mittleren und gleich darauf auch aus dem kleineren Schloßportal -mehr in Nähe der Langen Brücke - eine Tirailleurlinie vor, und seitens dieser fielen ein paar Schüsse. Fast unmittelbar darauf leerte sich der Platz, und die bis dahin vor dem Schloß angesammelte Volksmasse, drin Harmlose und nicht Harmlose ziemlich gleichmäßig vertreten waren, zerstob in ihre Quartiere......
 
Von der Brüder- und Scharrnstraße, will also sagen von Rücken und Seite her, war man in das Rathaus eingedrungen. Jeder von uns wußte, daß wir verloren seien. In einem unsinnigen Rettungsdrange verkroch sich alles hinter den großen schwarzen Kachelofen, während mir eine innere Stimme zurief: "Überall hin, nur nicht da." Das rettete mich. Ich trat dem an der Spitze seiner Mannschaften eindringenden Offizier entgegen, empfing einen Säbelhieb über den Kopf und brach halb ohnmächtig zusammen, hörte aber gleich danach noch Schuß auf Schuß, denn alles, was, die Büchse in der Hand, sich hinter den Ofen geborgen hatte, wurde niedergeschossen...«

Auf die Weise, wie hier erzählt, sind am achtzehnten März die meisten zu Tode gekommen, namentlich auch in den Eckhäusern der Friedrichstraße; die Verteidiger retirierten von Treppe zu Treppe bis auf die Böden, versteckten sich da hinter die Rauchfänge, wurden hervorgeholt und niedergemacht. Es fehlte am achtzehnten März so ziemlich an allem, aber was am meisten fehlte, war der Gedanke an eine geordnete Rückzugslinie. Das könnte ja nun heldenhaft erscheinen, aber es war nur grenzenlos naiv.
Quelle:Fontane: neue Ausgabe, Bd. 15, S. 333f
 
Zwar zieht König Fredrich-Wilhelm IV. seine Truppen später zurück und beugt sich offenbar den Forderungen der Revolutionäre, endlich eine Nationalversammlung zu gestatten, doch da sind schon 183 Menschen erschossen. Diese werden am 22. März vor dem Deutschen Dom aufgebahrt und danach im Friedrichshain bestattet. 20.000 Berliner gehen im Leichenzug mit. Bis heute erinnert am Dom eine Gedenktafel daran.
 
In Frankfurt tagt man Mangels eines Parlaments in der runden Paulskirche und ruft zum erstenmal eine demokratische Regierung aus. Leider hat diese nicht lange Bestand, denn ein Jahr später löst sich die Nationalversammlung wieder auf, nachdem sie dem König die Kaiserkrone angetragen hatte, verbunden mit dem Wunsch, doch , bitteschön, wieder das Land zu regieren. Lenin witzelt später über diese deutsche Revolution:
 
"In Deutschland findet die Revolution nicht statt, weil das Betreten des Rasens verboten ist"
 
Aus der Revolution wird nun eine "Reaktion" - es geht mit Volldampf zurück in den Absolutismus des 17. und 18. Jahrhunderts.
 
Auf königlichen Beschluß werden die Bauarbeiten für den neuen Dom erst einmal auf Eis gelegt. Fertiggestellt wird nur das "Campo Santo", die Hohenzollerngruft. Nach den Ereignissen des 48er März gibt es Positionen, den neuen Dom als nationales Symbol eines Deutschen Reichs zu bauen. Die Königsfamilie möchte in erster Linie einen dynastisch-religiösen Stammsitz und eine Basilika, die städtissche Öffentlichkeit möchte Rücksicht auf die Stadtarchitektur genommen haben und fordert einen Zentralbau. Die Auseinandersetzungen ziehen sich hin, dem Architekten Stüler wird die Planung entzogen und auch nach Jahren der Diskussion findet man keinen Konsens. (frühere Bauphase) - (nächste Bauphase)
 
1850 - Seitenanfang
Preußen verliert gegen Dänemark am 25. Juli in der Schlacht von Idstedt und verliert damit Schleswig Holstein. Preußische Beamte werden nun dort keine Karriere mehr machen, wandern deshalb aus oder bleiben ohne Aufstiegschancen. Einer von ihnen ist Theodor Storm
 
1858 - Seitenanfang
Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen (später Wilhelm I.) übernimmt als "Prinzregent" die kommissarische Regierungsführung für seinen Bruder, der nach mehreren Schlaganfällen nicht mehr regierungsfähig ist. Später wird dieser Wilhelm Preußischer König werden (1861), noch später Deutscher Kaiser (1871). Im gleichen Jahr heiratet er Victoria Prinzessin von Großbritannien und Irland, die älteste Tochter der englischen Königin Victoria (diese Tochter wird später "Vicky" genannt).
 
 
1859 - Seitenanfang
Am 27. Januar wird das erste Kind des Kronprinzenpaares Friedrich Wilhelm (später Friedrich III.) und seiner Frau Viktoria (Vicky) im Berliner Kronprinzenpalast geboren. Es stirbt fast bei der Geburt, wird von einer beherzten Hebamme wieder ins Leben zurückgeholt, trägt allerdings bleibende Lähmungen an rechtem Arm und Bein davon, die es sein Leben lang behindern. Das Kind, ein Junge, bekommt nach preußischer Tradition den Namen Friedrich Wilhelm und wird nicht von den Eltern erzogen, sondern von dem Calvinisten Georg Hinzpeter, denn insbesondere die Mutter (Vicky) haßt wohl diesen "Krüppel" und weil von dem künftigen Kaiser erwartet wird, dass er reiten, fechten und salutieren kann und das bißchen Behinderung nicht zählt, hat Wilhelm II. eine ziemlich schreckliche Kindheit und kämpft sein Leben lang um Anerkennung. Wilhelm als Kaiser
 
 
1860 - Seitenanfang
Die Preußische Ostbahn verbindet endlich Königsberg mit Berlin und dem Westen.
 
 
1861
Wilhelm I. wird offiziell preußischer König.
 
 
1862
Otto von Bismarck wird vom König zum Ministerpräsidenten berufen, eine Art Geschäfstführer des Reiches.
 
 
1865
 
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