Renaissance
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Reformationsablauf
zusammengestellt,
gekürzt und ergänzt durch Martin Schlu
2000,
Stand: letzte Änderung: 15.0602014
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1517
- 1518
- 1519
- 1520
-
-
- 1515
-
Seitenanfang
- Papst
Julius II. ruft den sogenannte Petersablaß aus, um
den 1505 begonnenen Neubau des Petersdoms in Rom
fertigstellen zu können. Den Vertrieb dieses
Ablaß in Deutschland überträgt Leo X. dem
neuen Erzbischof von Mainz Albrecht
von Brandenburg.
Dieser ist seit 1513 Bischof von Magdeburg, Administrator
des Bistums Halberstadt und seit 1514 auch in Mainz im
Amt. Für diese eigentlich unerlaubte
Pfründenhäufung muß er dem Papst noch die
Summe von 29 000 Gulden zahlen, weil manche Ämter
nicht umsonst zu bekommen sind.
Albrecht
von Brandenburg
(Stich von Albrecht Dürer, 1523)
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Dazu hat
Albrecht einen Kredit bei den reichen
Fuggern
in Augsburg aufgenommen. Aus den zu erwartenden
Ablaßgeldern soll die eine Hälfte
nach Rom zum Bau von St. Peter weitergeleitet
werden, die andere Hälfte, über 36 000
Gulden, soll der Kardinal für entstehende
Unkosten und zur Begleichung seiner Schulden bei
den Fuggern behalten dürfen. Albrecht
läßt für seine Unterkommissare
eine Instruktion erarbeiten. Auf deren Grundlage
zieht der Magdeburger Dominikanermönch
Johann
Tetzel
durch die magdeburgischen und brandenburgischen
Städte und Dörfer nördlich von
Wittenberg und verkauft die Ablaßbriefe
wie geschnitten Brot.
|
-
- Bald heißt es, man
könne bei Tetzel auch Ablaß für die
Sünden schon Verstorbener erlangen und Tetzel
könne sogar, wäre dies möglich, die
schwere Sünde der Vergewaltigung der Gottesmutter
Maria durch Ablaß vergeben.
-
- 1517
-
Seitenanfang
- Schon früher
hat sich Luther gegen den Ablaßmißbrauch
geäußert. Vor allem in seinen Predigten hat er
wiederholt eingeschärft, daß man Gottes Ehre
Abbruch tue, wenn man Ablässe ohne wahrhafte innere
Reue und Buße erwirbt. Am 31. Oktober 1517 wendet
sich Luther in Briefen an seine kirchlichen Vorgesetzten,
den Bischof Hieronymus Schulze von Brandenburg und den
Erzbischof Albrecht von Magdeburg. Möglicherweise
schrieb er auch noch anderen Bischöfen. Erhalten ist
nur der Brief an Albrecht. Diesem Brief an Kardinal
Albrecht nun legt Luther 95
Thesen
bei, die er offenbar am 31. 10. 1517 zum Zweck einer
Diskussion mit Gelehrten in Wittenberg anschlagen
läßt und auch dem Mainzer Erzbischof und dem
Bischof von Brandenburg mit der Aufforderung zu einer
schriftlichen Gegenäußerung
zuschickt.
-
- Reformationsbeginn
und beginnender Protestantismus, parallel zur "Wahl"
Karls V. zum Kaiser. Dem katholischen Messegesang wird
das sogenannte "Lutherlied" gegenübergestellt - man
singt jetzt in Deutsch, damit auch die, die kein Latein
können, zumindst verstehen, was gesungen/gebetet
wird. Deswegen könnte man dem Papst zwar schon mal
auf die Finger klopfen, wenn der sich eine neue Kirche
bauen will, tut es aber nicht. Schließlich macht
die Familie Fugger
mit dem Papst Halbe/Halbe damit die Bestechungsschulden
des Kardinals von Brandenburg und die des Kaisers
Karl
V. endlich
abgetragen werden können...
- Links:
Luther
- Medici
- Monteverdi
- Luthers Schriften und
Bibelübersetzungen haben zur Verbreitung u.
Durchsetzung einer allgemeine deutschen Hochsprache
wesentlich beigetragen. Seine Sprache ist dabei
geprägt vom Stil der meisten Kanzleien und der
mittelalterlichen Prosaliteratur. Luther selbst verstand
sich als Lehrer der Heiligen Schrift, nicht als
Reformator der Kirche oder des Staats im Rahmen der
damaligen Gesellschaftsordnung. Im folgenden sei hier
einie Chronologie der reformationsvorgänge versucht.
Die benutzten Quellen stehen am Ende des
Artikels.
-
- Jedoch gibt es weder in
Wittenberg noch an anderer Stelle eine öffentliche
Disputation über die Thesen. Es passierte
zunächst überhaupt nichts. Reaktionen sowohl in
Wittenberg und seitens seiner Freunde, an die Luther die
Thesen verschickt hatte, als auch von den Bischöfen
blieben zunächst aus.
-
- Außer an die
Bischöfe hat Luther die Thesen nur an ganz wenige
vertraute Freunde gesandt. Damit jedoch löst er eine
Kettenreaktion aus. In Abschriften gelangen die Thesen
unter anderem nach Nürnberg, Leipzig und Basel, wo
sie noch im Dezember 1517 gedruckt werden. Von diesem
Zeitpunkt an gilt, was Luther später selbst in die
Worte faßte, die Thesen
-
- "liefen
schier in 14 Tagen durch ganz
Deutschland".
-
- Die Reaktionen der
Bischöfe sind zunächst ganz unterschiedlich.
Der Merseburger Bischof ist weitgehend von Herzog Georg
von Sachsen abhängig. Dieser wiederum ist als
Verfechter einer weitreichenden Kirchenreform
anfänglich sehr mit Luthers Auftreten gegen den
Ablaß einverstanden. Der Brandenburger Bischof
Schulze hält sich bedeckt, rät aber davon ab,
die Angelegenheit weiter zu verfolgen.
Der
Erzbischof Albrecht von
Brandenburg bittet daher zunächst die Mainzer
Universität um ein Gutachten, informiert sofort den
Papst und fordert die Magdeburger Räte auf, Luther
die weitere Behinderung der Ablaßprediger zu
verbieten. Das Mainzer Gutachten vom 17. Dezember
empfiehlt dagegen nur die Prüfung der Angelegenheit
durch die römische Kurie.
-
- 1518
-
Seitenanfang
- Am 20. Januar
1518 disputiert Luther an der Universität
Frankfurt/Oder über eine Thesenreihe zum
Ablaß. Als Buchführer mit Drucken dieser
Thesen in Wittenberg auftauchen, nehmen ihnen Studenten
alle 800 Exemplare ab und verbrennen sie in
demonstrativer Weise.
-
- Papst Leo X. weist am 3.
Februar 1518 lediglich den Ordensgeneral der Augustiner -
Eremiten, Tauplitz, darauf hin, auf Luther
mäßigend einzuwirken. Der sich persönlich
getroffen fühlende Tetzel soll in seinem Zorn
Todesdrohungen gegen ihn ausgestoßen haben,
reagiert aber zunächst auch auf der akademischen
Ebene.
-
- Im März 1518 wird
Luther von Johann Eck, bis dahin ein Sympathisant des
Wittenberger Mönchs, erstmals als "Böhme und
Häretiker" bezeichnet. Daran anknüpfend
veröffentlicht Tetzel Ende April/Anfang Mai 1518
eine Schrift, in der er Luther als in der Tradition
Witcliffs und Hus' stehenden Ketzer darstellt. Luthers
gedruckte Antworten auf diese Vorwürfe werden nun
auch polemisch. In diesem Konflikt sind schon im Ansatz
alle späteren Streitpunkte, wie das Vermögen
des freien Willens, die Sakramente, die Vergebungsgewalt
des Papstes und die priesterliche Vollmacht angelegt. Es
deutet sich ein grundsätzlicher
Autoritätskonflikt an, obwohl Luther immer noch die
Hoffnung hegte, der Papst werde ihn
verteidigen.
-
- Noch vor einer geplanten
umfassenden Erläuterung seiner Thesen erscheinen im
April 1518 eine in der zweiten Märzhälfte
gehaltene Predigt im Druck. Unter dem Titel "Ein Sermon
von Ablaß und Gnade" legt Luther in knapper und
verständlicher Form und, was ganz besonders wichtig
war, in deutscher Sprache, seine nunmehr unzweifelhaft
eigene Auffassung zur Ablaßproblematik dar. Diese
Schrift wird zum ersten großen literarischen Erfolg
Luthers.Der Erzbischof von Mainz und die Dominikaner
klagen in Rom und bereiteten einen Ketzer-Prozeß
gegen Luther vor.
-
- Im Sommer 1518 jedoch
wird in Rom offiziell der Ketzerprozeß gegen ihn
eröffnet. Eine Station auf diesem Wege ist das
"väterliche Verhör" Luthers durch Kardinal
Cajetan anläßlich des Augustinerkonvents im
Oktober 1518 in Augsburg, nachdem Kurfürst Friedrich
die Auslieferung des rebellischen Mönchs nach Rom
abgelehnt hatte. Luther spricht später selbst vom
schwersten Gang seines Lebens, hat er doch das Schicksal
des Jan Hus, d.h. den Scheiterhaufen, vor Augen. Aber er
ist nicht bereit zum Widerruf.
-
- 1519
-
Seitenanfang
- Auf der
Leipziger
Disputation im
Juli 1519 zwischen Johann Eck u. A. Karlstadt lehnt
Luther die Irrtumslosigkeit der allgemeinen Konzilien ab
und gerät damit in offene Kritik zum Papsttum. Aus
der Rechtfertigungsverkündigung ergibt sich aber
notwendig diese Kritik am Papsttum, das sich nach Luthers
Auffassung über den klaren Wortlaut der Schrift
hinwegsetzt.
-
- Allein bis 1520
erscheinen insgesamt 20 Drucke, in Wittenberg, Leipzig,
Nürnberg, Augsburg und Breslau. Hier wird in
plastischer Weise die besondere Rolle der neuen Technik
des Buchdrucks für die Verbreitung neuer Ideen
deutlich.
-
- Nun begannen die
Ereignisse sich immer schneller zu entwickeln. Die
Unfähigkeit der Kurie, das berechtigte
religiöse Anliegen Luthers auch nur wahrzunehmen,
führt statt zum Gespräch zur Repression. Je
stärker diese wird, um so mehr wird Luther
förmlich gezwungen, seine Auffassungen zu
konkretisieren und zu verteidigen.
-
- 1520
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Seitenanfang
- Die Bulle
"Exsurge Domine" vom 15. 6. 1520 fordert Luthers
Unterwerfung gegenüber dem Papst. Luther antwortet
mit der Veröffentlichung seiner drei großen
Programmschriften "An den christlichen Adel deutscher
Nation von des christlichen Standes Besserung" (August
1520), "Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche"
(Oktober 1520) und "Von der Freiheit eines
Christenmenschen" (November 1520), durch die er den
größten Teil des deutschen Volkes für
sich gewinnt.
-
- Der drohenden Verhaftung
entzieht er sich durch die Flucht aus Augsburg in der
Nacht vom 20. Zum 21. Oktober. Die päpstliche
Bulle seiner Verurteilung verbrennte er am 10. 12. 1520
öffentlich und zieht damit das Volk auf seine Seite,
allerdings um den Preis, daß er für die
Kurfürsten nicht mehr tragbar ist und fallengelassen
wird Lediglich Friedrich der Weise hilft ihm später
(1521), läßt ihn augenscheinlich
überfallen und dann als "Junker Jörg" auf der
Wartburg verstecken.
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- 1521
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- Am 3. 1. 1521
wird Luther von Papst Leo X. daher exkommuniziert. Auf
dem Reichstag zu Worms im April 1521 lehnt Luther den
Widerruf und die stumme Unterwerfung unter ein
allgemeines Konzil ab. Kaiser Karl V. verhängt
darauf über Luther die Reichsacht, glaubt aber,
daß der Fall Luther damit erledigt sei - ein
für ihn verhängnisvoller Irrtum, weil
Deutschland die nächsten Jahrzehnte nicht mehr zur
Ruhe kommen wird. Kurfürst Friedrich der Weise von
Sachsen läßt Luther nach einem
Scheinüberfall auf die Wartburg bringen, wo Luther
Zeit zum Schreiben hat und die Übersetzung des Neuen
Testaments entsteht, die 1522 im Druck erscheint und 1534
durch die Übersetzung des Alten Testaments
ergänzt wird. Während seines
Wartburgaufenthalts haben sich vielerorts lutherische
Gemeinden gebildet. Seine Schrift gegen die
Mönchsgelübde bewegt zahlreiche Mönche und
Nonnen, die Klöster zu verlassen, unter ihnen auch
Katharina Bora, die er später heiraten wird.
Quellen:
Thiel, Rudolf: Martin Luther. Ketzer von Gottes Gnaden.
Berlin 1933/Wien 1986
KDG Wittenberg http://www.wittenberg.de
Bertelsmann Universallexikon, Bertelsmann Electronic
Publishing, München, 1994
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