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Kulturgeschichte - Barock - J. S. Bach: Kindheit beim älteren Bruder


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Kindheit in Eisenach 1685
Beim Bruder in Ohrdruf 1695
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Johann Sebastian Bach 1685 - 1750
Beim Bruder in Ohrdruf 1695 - 1700
erstellt von © Martin Schlu - Stand: September 2002 (Rev. 1. Oktober. 2008)

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1695 - 1696 - 1697 - 1698 - 1699 - 1700
 
1695
Ohrdruf liegt etwa 40 km von Eisenach entfernt und ist damals ein kleines Städtchen. Johann Christoph hat mit 23 Jahren dort seinen ersten Hausstand gegründet und lebt in einem einstöckigen Häuschen in der Nähe der St. Michaelis-Kirche. Er ist nicht glücklich im Februar seine beiden jüngeren Brüder Johann Sebastian und Johann Jakob aufnehmen zu müssen, fügt sich aber ins Unvermeidliche. Die Wohnung ist eng, das Organistengehalt gering, Christophs Frau wiederholt schwanger und als Johann Jakob ein Jahr später wieder zurück nach Eisenach geht, um dort die Stadtpfeiferei zu erlernen, atmet Christoph auf und Sebastian hat ein bißchen mehr Platz.
 
1696 - nach oben
Sebastian wird im Juli im Ohrdrufer Schulregister als Bester der sieben "novitii" erwähnt (das Vorjahr fehlt in den Akten). Er wird lutherisch erzogen und mit aufklärerischer Denkweise bekannt, lernt Latein, Griechisch, Naturwissenschaften und bekommt in Ohrdruf am Lyzeum, der Lateinschule, eine Freistelle, weil er fleißig und gut ist. Außer der "Teutschen Materie" , Latein, Griechisch und der Mathematik gibt es fünf Stunden Musik pro Woche. Immer gehört Sebastian zu den Besten, kann schnell mit den Älteren mithalten und als Kurrendesänger ein bißchen Geld für den Haushalt dazuverdienen.
 
Es gibt anrührende Geschichte aus dieser Zeit: so soll er bei Mondenschein eine Komposition abgeschrieben haben, weil er sie üben wollte, dann habe der Bruder ihn aber dabei erwischt und ihm kurz vor Fertigstellung der Arbeit das Manuskript abgenommen - es ist so von dem ersten Bach-Biographen Forkel zumindest gut erzählt. Ein guter Musiker wie Bach muß eine Komposition aber nur ein paarmal lesen oder hören und hat sie dann im Kopf. Vom siebenjährigen Mozart kennen wir dieses Phänomen und selbst heute müssen Musikstudenten bei der Aufnahmeprüfung einige Takte Bachchoral nach dreimaligem Hören aufschreiben können. Das Abschreiben wäre also für Sebastian nicht nötig gewesen.
 
1697 - nach oben
Sebastian wird als Bester der Tertia in die Sekunda (heute etwa 11./12. Klasse) versetzt, da ist er zwölf.
 
1698 - nach oben
Sebastian ist der "Quintus" der Sekunda, also der fünftbeste Schüler, obwohl die anderen alle etwa zwei Jahre älter sind als er. Er diskutiert im Lateinunterricht Ciceros Reden, lutherische Diskussionen und schlägt sich im Griechischen mit der "Ilias" herum - ein Niveau, das heute nicht mehr möglich ist, schon gar nicht für einen Dreizehnjährigen. Den Musikunterricht übernimmt ab Januar Elias Herda, ein Absolvent des legendären Lüneburger Musikgymnasiums der Klosterschule St. Michaelis, der nach dem Theologiestudium seine erste Stelle in Ohrdruf angetreten hat.
 
1699 - nach oben
Im Juli wird Sebastian als Zweitbester ("Secundus") in die Prima versetzt, sein Schulfreund Georg Erdmann ist da eine Klasse unter ihm. Trotzdem sind die beiden fast unzertrennlich und werden Freunde fürs Leben.
 
1700 - nach oben
Elias Herder vermittelt Johann Sebastian und Georg Erdmann an der Lüneburger Partikularschule des Michaelisklosters eine Freistelle als Chorsängern und beide bekommen kurz vor Sebastians fünfzehnten Geburtstag die Zusage. Im März nimmt Sebastian vom Haushalt des älteren Bruders Abschied, macht sich mit Georg Erdmann auf die Reise, und tritt am 3. April in Lüneburg seine erste professionelle Stelle als Mettensänger an - in den Honorarlisten erscheinen Georg Erdmann und er als "Sopran" mit 12 Groschen Wochenlohn - wie lange beide noch als Chorsänger arbeiten können, wissen sie nicht und der Stimmbruch kommt bestimmt.
 
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