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Die
Vorfahren 1619
Kindheit
in Eisenach 1685
Beim
Bruder in Ohrdruf 1695
Michaeliskloster
Lüneburg1700
Arnstadt
und Weimar 1703-1708
Hof
in Weimar 1708-1717
Hof
in Köthen 1717-1723
Thomaskantor
in Leipzig 1723
Kantaten
1724
Johannespassion
1724
Matthäuspassion
1727
Brief
an Georg Erdmann 1730
Collegium
Musicum 1729-1741
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der Fuge 1742-1749
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Opfer 1747
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Ende 1750
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Johann
Sebastian Bach 1685 -
1750
Von Arnstadt bis Weimar 1703 - 1708
erstellt von © Martin Schlu - Stand:
September 2002 (letzte Revision am 27.07.2014)
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1705
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- Am 3. Juli ist es
soweit: Bach führt die Orgelinspektion der neuen
Orgel von Johann Friedrich Wender in Arnstadt
durch (23 Register, zwei Manuale, Pedal) und kombiniert sie
gleich mit einer Solovorstellung vor dem Stadtrat. Der
ist so beeindruckt, daß die Stelle erst gar nicht
weiter ausgeschrieben wird, daß auch keine anderen Bewerber
eingeladen werden und so tritt Bach zum 9. August 1703 seinen
Dienst als Organist an. Jährlich bekommt er
insgesamt 84 Gulden, mehr, als sein Großonkel in
fünfzig Jahren in Arnstadt je verdient hat und auch
mehr, als sein älterer Bruder in Ohrdruf. Sein
Arbeitsumfang entspricht etwa einer heutigen C-Stelle und
Bach hat ausgiebig Zeit zum Üben, Improvisieren und
Komponieren. Mit zwanzig Jahren hat er bereits eine
Lebenstelle erreicht, lernt seine Cousine Maria Barbara
näher kennen und verliebt sich in sie. Man
könnte heiraten, aber Bach
möchte sich gerne noch weiterbilden und Dietrich
Buxtehude
in Lübeck
kennenlernen, der als legendärer Organist seit 1657,
also seit 44 Jahren, an der Marienkirche angestellt ist
und die Lübecker Abendmusiken konzipiert - ein
kulturelles Muß für Bach.
-
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Das Innere der
Marienkirche, ein lichtdurchfluteter
Bau. |
Das Äußere der
Marienkirche von der Fußgängerzone her. |
- Fotos ©
Martin Schlu, 2006
-
- Da diese Konzerte
immer im November und Dezember stattfinden, würde es
sich lohnen, zwei Monate dort zu bleiben und in der
Zwischenzeit bei Buxtehude zu lernen. Der Altmeister ist bekannt
für seine ausgedehnten Choralvorspiele, in denen die
Melodie immer mal wieder auftaucht, aber trotzdem
kunstvoll verschleiert wird. Später wird dies eine
von Bachs Spezialitäten werden.
-
-
- 1705
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Seitenanfang
- Das Presbyterium
genehmigt Bach im Herbst auch vier Wochen Urlaub, das
bedeutet gerade 500 km Weg hin und zurück mit ein
paar Tagen Aufenthalt. Bach hält sich jedoch nicht
an die Absprache, spielt Buxtehude vor, wird als
Schüler akzeptiert und lernt und studiert bei ihm. Er
hört die berühmten Lübecker Abendmusiken, nimmt an der Gedächtnisfeier
des verstorbenen Kaiser Leopolds I. und dessen Nachfolger Joseph I. in
der Katharinenkirche teil und überzieht seinen Urlaub, als ihm
Buxtehude erzählt, im Januar käme der Theoretiker Andreas Werckmeister
zu Besuch. Aus diesem Grund schwänzt Bach die Arnstadter
Weihnachtstermine, damit er Werckmeister treffen kann, denn der soll
eine Stimmung für Tasteninstrumente entwickelt haben, mit der jede
Tonart gespielt werden kann (Werckmeister-Stimmung)
- Buxtehude ist von Bach ganz
angetan und bietet ihm seine Nachfolge an, wenn er dessen dickliche
dreißigjährige Tochter Anna Margareta heiraten würde. Auch er selbst
selbst hat ja1668 als Nachfolger Franz Tunders dessen Tochter
geheiratet, um die Stelle zu bekommen - ein damals allgemein üblicher
Vorgang. Da Georg Friedrich Händel und Johann Mattheson erst 1703 nach
langer Bedenkzeit das Angebot ausgeschlagen haben, muß Buxtehude seine
Tochter vor seinem Tod versorgt wissen und Bach wäre ihm ein
willkommener Schwiegesohn (die Tochter wird vermutlich kaum gefragt
worden sein). Bach könnte sich
zwar vorstellen, die jüngste Tochter Buxtehudes zu heiraten, Dorothea
Catrin, die auch in
seinem Alter ist (Bach ist damals zwanzig) , doch Buxtehude lehnt dies
ab. Die Töchter müssen traditionell in der richtigen Reihenfolge
verheiratet werden, da führt kein Weg dran vorbei. Aus diesem Grund
kommt es nicht zur Nachfolge und zur Hochzeit und so reist Bach im
Januar 1706 ab. Nachfolger und Ehemann Anna Margaretas wird
drei Jahre später ein gewisser Johann Christian
Schieferdecker, als Buxtehude 1707 stirbt.
-
- Kompositionen
aus dieser Zeit:
- Orgelchoral:
Wie schön leuchtet der Morgenstern BWV 739 (um
1705)
- Kantate: "Nach
dir, Herr, verlanget mich" BWV 150 (evtl. für
Maria Barabara geschrieben, ca. 1705)
-
-
- 1706
-
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- Erst Im Februar 1706
trifft Bach mit drei Monaten Verspätung wieder in
Arnstadt ein. Die harmonischen Fortschritte durch
Buxtehudes Unterricht werden bei der Choralbegleitung und
den Improvisationen hörbar und kritisch beurteilt.
Es kommt zum ersten Ärger mit dem
Presbyterium
-
- "Actum,den
21. Februar 1706
-
- Wird
der organist .. vernommen, wo er unlängst so
lange geweßen, und bey wem er deßen
verlaub genommen?
-
- Ille:<jener>
Er sey zu Lübeck geweßen umb daselbst ein
und anderes in seiner Kunst zu begreiffen, habe aber
zu vorher von dem Herren Superintendanten vm
erlaubnüß gebethen.
-
- Superindentant:
Er habe nur auf 4. Wochen solche gebethen, sey aber
wohl 4.mahl so lange
außengeblieben.
-
- Ille:<jener>
Hoffe das orgelschlagen würde unterdeßen
von deme, welchen er hiezu bestellet, dergestalt seyn
versehen worden, daß deßwegen keine Klage
geführet werden können.
-
- Nos:<Wir>:
halten ihm vor daß er bißher in dem
Chorale viele wunderliche variationes gemachet, viele
frembde Thone <harmoniefremde
Töne> mit
eingemischet, daß die Gemeinde drüber
confundiret <verwirrt>
worden. Er habe ins künfftige wann er ja einen
tonum peregrinum <einen
Ton einer entfernten
Tonart>
mit einbringen wolte, selbigen auch
außzuhalten........ habe bißhero etwas gar
zu lang gespiehlet, .... währe......gleich auf
das andere extremum gefallen und hätte es zu
kurtz gemachet..."
(zit. nach
"Geck 1", S24f, "Geck 2", S. 60f)
-
- Hinzu kommen weitere
Vorwürfe, er habe eine "frembde Jungfer" auf
die Empore geführt (wahrscheinlich hat er mit Maria
Barbara eine Gesangspartie ausprobiert, die der Chor
nicht singen konnte, weil er zu schlecht war), würde
zu wenig eigene Kompositionen mit dem Chor
aufführen, hätte Disziplinprobleme mit dem
Chor..., es wird erkennbar, daß Bach in Arnstadt
nicht glücklich ist und die Arnstädter nicht
glücklich mit ihm. Es zeigt sich, daß Bach
Musiker durch und durch ist, der es nicht ertragen kann,
wenn Amateure falsche Töne produzieren und die
Arnstädter wiederum möchten eher einen (modern
ausgedrückt) Musikpädagogen, weil Ihnen das
Hochprofessionelle nicht so wichtig ist. Beide Seiten
erwarten voneinander Unmögliches und Bach ist kein
Diplomat. Wenn man den Orgelchoral BWV 726 mit einer
Choralversion vergleicht, wird klar, daß Bach die Gemeinde ein bißchen ärgern wollte - manche
Organisten tun dies auch heute und Gelegenheiten für
kleine fiese Spielchen gibt es massenhaft.
-
- Nebenbei sei auf die
Episode mit dem "Zippelfagottisten"
(zippel = "zwiebeln" =
furzen) Geyersbach
hingewiesen (t'Haart,
ebd. 22-39), die sich
am 4. August 1705 ereignet hat: Maarten t'Hart zeigt sehr
detailliert auf, wieviele Versionen dieser Episode in
Umlauf sind und nimmt dies Beleg dafür, daß
Bach als Person nur erscheint, wenn es irgendeine
Beschwerde über ihn gegeben hat
(s.
o). Nach seiner
Ansicht wissen wir im Vergleich bsp. zu Mozart über
Bach so gut wie nichts und Selbstverständlichkeiten
wurden nicht aufgeschrieben.
-
- Komposition aus
dieser Zeit:
-
- Herr Jesu Christ, dich zu
uns wend, Orgelchoral BWV 726 (1706)
Kantionalsatz
aus dem Evangelischen Gesangbuch (Melodie deutlich
zu erkennen) - Hörbeispiel -
- Im Vergleich dazu die
Fassung, die Bach der Arnstädter Gemeinde
zugemutet hat - Hörbeispiel
- es ist wirklich
schwer, da mitzusingen:
-
- 1707/1708
-
Seitenanfang
- Eine
Perspektive bietet die Freie Reichsstadt Mühlhausen, wo der
Organist Johann Georg Ahle im Dezember 1706 gestorben ist. Da Maria
Barbara mit einem Mühlhausener Ratsherren verwandt ist, werden die
Vorbereitungen zu einem Stellenwechsel eingeleitet. Johann Ernst Bach,
ein Cousin Bachs übernimmt die Arnstädter Stelle (für ein geringeres
Gehalt als Sebastian) und am 29. Juni, gibt Bach die Kirchen- und
Orgelschlüssel ab, wird vom Pferdefuhrwerk aus Mühlhausen abgeholt und
zieht mit Sack und Pack nach Mühlhausen. Einige Woche später, am 17.
Oktober, findet in der Nachbargemeinde Dornheim die Hochzeit mit Maria
Barbara statt. Finanziell ist die Mühlhausener Stelle nochmal eine
Verbesserung, vom Arbeitsklima her ebenfalls und Bach kann sich
musikalisch austoben, komponiert viel und kopiert eifrig alles an
Werken, was er in der Bibliothek findet und was er verwenden könnte.
Seine Arbeitsaufgaben sind beträchtlich: er ist für die Kirchenmusik an
sechs Kirchen zuständig, soll ein Amateurensemble der besten Musiker
Mühlhausens zusamenhalten, wöchentlich spielt er Konzerte und außerdem gibt er Orgelunterricht.
-
- Da
die Stadt auf ihre kulturelle Tradition stolz ist (immerhin hat es hier
vor achtzig Jahren 1627 einen Reichstag gegeben, bei dem Heinrich Schütz
zum Festakt die Musik
geschrieben und aufgeführt hat), legt sie Wert auf eine repräsentative
Musik zum Ratswechsel und dafür ist der Stadtorganist nun einmal
zuständig. Bach schreibt die Kantate
BWV 71 "Gott ist mein König"
mit Pauken und Trompeten, beschwört den - leider nicht anwesenden -
Kaiser Joseph I. musikalisch herbei und der Rat ist bei der Aufführung im Februar 1708 derart begeistert, daß er Bachs Kantate in Kupfer stechen und drucken läßt, für
Bach die erste Veröffentlichung überhaupt und lange Zeit die einzige.
Außerdem wird Bachs Dispositionsentwurf für die Renovierung der Orgel
in St. Blasii vom Rat der Stadt einstimmig durchgewinkt.
- Aber auch hier reicht Bach seinen
Abschied ein, als ihm klar wird, daß man in
Mühlhausen über provinzielle Qualität
nicht herauskommen wird, so nett die Mühlhausener
auch sind. Grund dafür mag der pietistische Ansatz
des Superintendenten und Pastors von St. Blasii sein, Frohne, der als Pietist Kirchenmusik nur als
Mittel zum Zweck der Andacht und der Verkündigung
sieht. Der Pastor der Nachbarkirche St. Marien, Georg Christian
Eilmar , ist
dagegen lutherisch-orthodox, ein Befürworter der Kirchenmusik und großer Unterstützer Bachs. Es
kommt zu einer lockeren Zusammenarbeit:
Eilmar schreibt die Texte, Bach die Musik (z.B. Kantate "Aus
der Tiefe" BWV 131, möglicherweise auch BWV 71
s.o.).
-
-
- 1708
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- Im
Juni soll Bach in Weimar eine Orgel abnehmen und kommt in Kontakt mit
Herzog Wilhelm Ernst, dem Bruder von Bachs erstem Weimarer Dienstherrn,
bei dem er als "Geiger und Laquai"
sein erstes Geld verdient hat. Wilhelm Ernst hat schon von der Erfolg
der Mühlhausener Ratswechselkantate (BWV 71) gehört und wirbt Bach
schnell entschlossen ab. Er bietet ihm einfach das doppelte Gehalt als
Organisten der Weimarer Hofkapelle, jährlich 150 Gulden,
doppelt soviel wie vorher. Da
Maria Barbara schwanger ist, hat Bach zwei Gründe zu wechseln, zumal
der alte Organist in Pension gehen will und es keine Eifersüchteleien
geben wird. Bach legt das Probespiel ab, wird sofort verpflichtet und
geht in Freundschaft von den Mühlhausenern. Er gibt ihnen noch einen
letzten Vorschlag für den Umbau der Orgel und bleibt dem Pastor Eilmar
sein Leben lang eng verbunden - dieser Pastor wird auch Pate von
Bachs erste Kind, der Tochter Catharina Dorothea (
-
- _______________
-
Kompositionen aus
dieser Zeit:
-
Gott ist mein
König, Kantate Nr. 71 BWV 71
(1708)
Aus der Tiefe rufe
ich, Kantate 131 BWV 131
(1708)
- Toccata und Fuge
d-moll BWV 565 (1703-1708).
- Die Urheberschaft ist mittlerweile angezweifelt,
möglicherweise ist das Stück eine von
Bach umgearbeitete Klavier- oder Violinkonzert
eines anderen Autors.
-
- Zum Hören empfehle ich
möglichst die Rilling-Einspielungen der 1990er Jahre oder die von
Neville Marriner (St. Martin In The Fields, alle 2000), doch am
besten lernt man Bachkantaten kennen, wenn man sie
einmal mitgesungen hat. Die Kantoren der
größeren Ev. Gemeinden bieten das immer
wieder an (MS)
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